Schuhplattler: Mit Leib, Seele und Lederhose zum Rekord

ADLWANG. Gebraucht hätten sie 1000. Gewollt haben sie 5000. Geworden sind es 5344: 5344 Händ’ und Fiaß, die gemeinsam den „Linzer Bua“ geplattelt haben. Und damit den Weltrekord geknackt. Wahrscheinlich.
Hüpfende Menschen in Lederhosen. Burschen, Mädchen, Männer, Frauen, Kinder. Auf der Straße, an der Kreuzung, auf der Wiese, vor der Bürgerhalle. Eigentlich überall. „Eins, zwei, drei, viiiiiier, füüünf – hinten, hinten. Und gleich noch einmal: Eins, zwei, drei, ...“ Von allen Seiten schallen Anweisungen, von allen Seiten klatscht es auf Schenkeln in Lederhosen. Samstag, kurz nach 14 Uhr. 60 Jahre Landjugend-Jubiläumsfest, zwei Stunden vor dem von den OÖNachrichten unterstützten Schuhplattel-Weltrekordversuch. Adlwang ist im Ausnahmezustand.
In Crashkursen wollen sich etliche Lederhosenträger noch das notwendige Handwerkszeug zulegen. Sie wollen dabei sein, wenn es ernst wird. Mit „5000 Händ’ und Fiaß“ soll heute der Weltrekord im Schuhplatteln nach Oberösterreich geholt werden.
Zu allem entschlossen
Mit Leib, Seele und Lederhose sind alle dabei. Und sie scheinen zu allem entschlossen. Zumindest die meisten. Der eine oder andere ist sich seines Plattler-Schrittes nämlich doch nicht ganz so sicher. Das zeigt manch zweifelnder Blick. Doch Nachhilfelehrer wie Josef Ackerl von den „Guad Drauf Plattlern“ nehmen sich auch noch der letzten Unsicheren an und sammeln ein, was sonst so in Lederhose vorbeiläuft und noch nicht mitplattelt.
Thomas ist noch etwas unentschlossen. Ungefähr zehn Minuten hat der 22-Jährige jetzt den „Linzer Bua“ geübt. „Wahrscheinlich sollt’ ich noch einmal zehn Minuten dranhängen“, meint er mit einem breiten Grinsen. Mitmachen will er jedenfalls. „Wahrscheinlich wird mich der Gruppenzwang treiben.“
Der treibt die Lederhosenträger mittlerweile auch in Richtung Wettbewerbsplatz: eine Wiese. Hinter dem Zaun Plattler, vor dem Zaun Fans. Für Stefanie Oichtner ist klar, auf welche Seite sie gehört. „Die Landjugend ist für mich wichtig. Und wenn sie so etwas auf die Füße stellt, dann muss man das unterstützen“, sagt die 23-jährige Tarsdorferin. Den „Linzer Bua“ hat sie vom Lehrvideo und einem kurzen Training. „Da trau’ ich mich schon drüber“, meint die 23-Jährige zuversichtlich.
Die Zuversicht eint sie mit Organisatoren von Landjugend und Landesverband der Heimat- und Trachtenvereine. Auf diesen Tag haben sie hingearbeitet. Es sind mehr als die erforderlichen 250 Schuhplattlerinnen und Schuhplattler gekommen, das wird schon bei einem Blick in die ersten Reihen klar, in denen mittlerweile Lederhose an Lederhose punktgenau in Stellung geht.
Vorplattler Peter Rathgeb und Wolfgang Mayrhofer blicken von einem Ladewagen zurück auf mehr als ein Jahr Vorbereitung und hinunter auf mehr als 1300 Menschen, die sich auf der Wiese in Adlwang in die pralle Sonne stellen und mit ihnen fünf Minuten lang Schuhplatteln wollen.
Und dann geht alles ganz schnell. Je sieben Mal platteln die Vorplattler den „Linzer Bua“. Je sieben Mal platteln mehr als 2600 Händ’ und Fiaß mit. Zum großen Finale platteln noch einmal alle 1336 Teilnehmer gemeinsam, was die Lederhose hergibt. Fünf Minuten und 16 Sekunden. Dann ist alles vorbei. Tausende toben – auf beiden Seiten der Absperrung. Und der eine oder andere sinkt schnaufend auf die Wiese. Als Queens „We Are The Champions“ über das Feld schallt, sind längst alle im Freudentaumel. Selbst wenn der Weltrekord noch nicht bestätigt ist.
„Fünf Minuten Schuhplatteln mit mehr als 1300 Leuten – normal dürft’ es da nix geben.“ Josef Lichtenberger vom Landesverband der Heimat- und Trachtenvereine ist sicher, dass der Weltrekord bei Guinness anerkannt wird. Doch auch wenn der Rekord nicht anerkannt werden sollte: Für ihre Fans sind die Schuhplattlerinnen und Schuhplattler mindestens Weltmeister.