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Listerien-Skandal: Ermittlungen gegen fünf Verantwortliche von Linzer Firma

Von R. Stammler, R. Schiesser und G. Lukesch, 03. Mai 2012, 00:04 Uhr
Listerien-Skandal: Ermittlungen gegen fünf Verantwortliche von Linzer Firma
In verschiedenen Käsesorten der ost-steirischen Firma Prolactal waren im Jänner 2010 Listerien nachgewiesen worden. Bild: apa

LINZ/GRAZ. Mehr als zwei Jahre nach dem Bekanntwerden eines Lebensmittelskandals um mit Bakterien (sogenannten Listerien) kontaminierten Quargel-Chargen kommen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Graz nun in eine heiße Phase. Der Grund: Zwei vorliegende medizinische Gutachten, die den Tod von sieben Konsumenten (sechs Österreicher und ein Deutscher) auf den Verzehr des Produktes zurückführen.

„Die Ergebnisse eines Infektiologen und eines Pathologen besagen klar, dass der Konsum des Quargels mitverantwortlich war für den Tod der Opfer“, sagt Hansjörg Bacher von der Grazer Anklagebehörde. Die Staatsanwaltschaft prüft das Delikt der fahrlässigen Gemeingefährdung mit Todesfolge. Die Beschuldigten müssen mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren Haft rechnen. Hinzu kommt, dass die Gutachten bei neun Konsumenten durch den Verzehr des Produktes „Hartberger Bauernquargel“ teils schwere Erkrankungen feststellten.

Es gebe derzeit zehn Beschuldigte, sagt Staatsanwalt Bacher. Fünf davon aus der Herstellerfirma Prolactal mit Sitz in Linz. Die anderen Beschuldigten seien im Tatzeitraum für die steirische Landessanitätsdirektion und für ein Hygiene-Institut tätig gewesen. „Zu prüfen ist bei diesen Verdächtigen, ob Fehler bei der Kontrolle des Betriebes unterlaufen sind“, sagt der Staatsanwalt. Nicht erhärtet habe sich diesfalls der Verdacht gegen Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums. „Die sind bereits aus dem Schneider.“

Ermittlungen noch bis Sommer

Geprüft wird nicht nur eine Anklage gegen Einzelpersonen, sondern auch gegen die Linzer Firma nach dem Verbandsverantwortlichkeitsgesetz. So ergaben die Ermittlungen Mängel im Qualitätsmanagement der Firma, etwa bei den Probeziehungen und der Prüfung des Mindesthaltbarkeitsdatums. Auch sei eine Rückholaktion des verseuchten Käses nicht rechtzeitig veranlasst worden. „Die Einvernahmen von Mitarbeitern der Landessanitätsdirektion sind noch ausständig. Wir rechnen bis Sommer mit dem Abschluss unserer Ermittlungen“, sagt der Grazer Staatsanwalt.

Vonseiten des Unternehmens gibt es keine Stellungnahme. Könne es nicht geben, heißt es, weil es sich um ein laufendes Verfahren handle. Nach wie vor sei die Firma aber an der Aufklärung interessiert.

 

Listerien: Tödliches Organversagen

Listerien sind stäbchenförmige Bakterien. Sie sind nach ihrem Entdecker, dem britischen Chirurgen Joseph Lister (1827 bis 1912) benannt. Listerien sind weltweit verbreitet und kommen überall in der Umwelt vor. Lebensmittel tierischer Herkunft (Rohmilch, Rohmilchkäse, rohes Fleisch oder Fisch) können durch unzureichende Hygiene verunreinigt werden.
Menschen infizieren sich durch Lebensmittel, die den Erreger in höherer Konzentration enthalten. Listerien führen nicht zum Verderben der Waren und werden daher nur schwer erkannt. Die Inkubationszeit beträgt zwischen 3 und 70 Tagen. Infektion und Ausmaß der Erkrankung (Listeriose) sind von der Anzahl aufgenommener Erreger abhängig. Bei gesunden Menschen verläuft die Infektion meist ohne Krankheitszeichen oder maximal als Durchfall. Besonders gefährdet sind Schwangere, Neugeborene, ältere Menschen und Immungeschwächte. Dann kann die Infektion zu massiven Organentzündungen (Darm, Gehirn, Blut) führen, wobei schließlich der Tod durch Mehrfachorganversagen oder einer Sepsis („Blutvergiftung“) eintritt.

 

Die Chronologie

11. 1. 2010 - Erste Information: Steirische Landessanitätsdirektion und Gesundheitslandesrätin erfahren von möglichem Listerienbefall bei Prolactal in Hartberg.

22. 1. 2010 - Bescheid: Ein mündlicher Bescheid ergeht – es dürfen keine Produkte mehr in Umlauf gebracht werden. Am 23. 1. startet Prolactal eine Rückholaktion von 50 bis 60 Tonnen Käse.

15. 2. 2010 - Erkrankungen: Erste Verdachtsfälle tauchen auf. Erkrankungen und Todesfälle in Österreich und Deutschland werden mit dem im Käse gefundenen Listerientypus in Verbindung gebracht. Tags darauf stellt Prolactal die Produktion ein.

18. 2. 2010 - Ermittlungen: Die Staatsanwaltschaft Graz leitet Ermittlungen ein.

28. 2. 2010 - Ursachenforschung: Dungkäfer werden als Überträger genannt. Als Ursache für die Verunreinigung wird ein Fehler im internen Warn- und Kontrollsystem angenommen.

9. 11. 2010 - Abspaltung: Die Prolactal SauermilchkäsevertriebsgmbH wird von ihrem Linzer Stammbetrieb getrennt.

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