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Für die Forschung ist Dreck manchmal fast so wertvoll wie Gold

Von Klaus Buttinger, 06. Juni 2015, 00:04 Uhr
Für die Forschung ist Dreck manchmal fast so wertvoll wie Gold
Schwarze, salzige Masse, die eine alte Geschichte erzählt. Bild: APA

Was der mehr als 3000 Jahre alte, im Salz konservierte Schmutz in der ältesten Holzstiege der Welt über den Arbeitsalltag der Hallstätter Bergarbeiter aussagt.

Es war eine Sensation, als 2001 im Salzbergwerk Hallstatt die älteste, erhaltene Holzstiege der Welt (1344 v. Chr.) ausgegraben wurde. Die zerlegbare Konstruktion hat bereits viel über den Bergbau in prähistorischen Zeiten verraten, aber in ihren Ritzen warten noch etliche Antworten auf die Fragen nach dem Alltagsleben der alten Bergmänner und -frauen.

Es sind die Dreckschichten auf den Auftrittsflächen und der Dreck in den Fugen der Stiege, die nach altem Schmutz aussehen, aber Gold sind für die Forscher. Die bis zu 15 Millimeter mächtigen Schichten sind quasi Mini-Archive, die von prähistorischen Arbeitsvorgängen berichten. "Die Hallstätter Schichten sind die am besten erhaltenen weltweit. Sie spiegeln sehr vieles wider, was vor 3000 Jahren auf der Stiege passiert ist", sagt Hans Reschreiter, Leiter der Ausgrabung des prähistorischen Bergwerks in Hallstatt und Kurator im Naturhistorischen Museum Wien. Die Analyse der Fasern unter dem Rasterelektronenmikroskop erfolgt durch eine Spezialistin aus der Schweiz.

Schafwolle: "Wir haben viel Schafwollfasern gefunden", sagt Reschreiter. Sie stammt entweder vom Gewand der Bergleute oder von den Wollsäcken, die zum Salztransport in den Abbauzonen verwendet wurden oder von beiden.

Rinderhaare: Deren Herkunft bestätigt ebenfalls bestehende Vermutungen über die Arbeitsabläufe unter Tage. Die Haare dürften von Tragsäcken stammen, die aus ungegerbter Rindshaut bestanden haben. Fünf solcher Säcke haben die Zeit überdauert und befinden sich im Museum in Hallstatt und in Wien. Die Haare stammen vermutlich auch von speziellen Handschutzledern – ebenfalls aus ungegerbtem Rinderfell –, die zum Halten jener Seile gedient haben, mit denen allerlei Dinge (Grubenholz, Werkzeug, etc.) den Schacht hinuntergelassen wurden.

Bastfasern: Die Fasern dürften aus dem Abrieb von groben und tragfähigen Seilen stammen, die aus Lindenbast gefertigt waren.

Strohfasern: Warum viele Getreidestrohfasern gefunden wurden, ist noch weitgehend unklar. Möglich sind unter anderen drei Interpretationen. Das Stroh wurde – wie anhand von Eismann Ötzis Ausrüstung nachgewiesen – zur Auspolsterung von Schuhen verwendet. Oder es wurde für Strohseile verwendet, oder für eine Art Schulterpolster unter Tragriemen. "Die Strohfaserfunde können wir uns noch nicht schlüssig erklären", sagt Reschreiter.

Blütenstaub: Die Pollen kamen entweder mit der Frischluft in den Berg oder mit der Kleidung der Bergleute. Die Analyse steht noch aus. Sie gäbe zumindest darüber Auskunft, in welcher Jahreszeit die Stiege verschüttet wurde. Weitere Forschungen sind notwendig.

Hautschuppen: In der Dreckschicht wurden mit ziemlicher Sicherheit Hautschuppen der Bergleute konserviert. Eine DNA-Analyse würde den Wissenschaftern viel verraten. Doch handelt es sich logischerweise um Zellen vieler verschiedener Menschen, Biologen sprechen von multipler DNA. Mit heutiger Technik wäre es kaum möglich, einen aussagekräftigen DNA-Abdruck eines Individuums zu erstellen.

"Große Teile der geborgenen Dreckschicht haben wir auf Lager gelegt", sagt Rechreiter. "Wissenschaft ist ein Prozess, und darauf bauen wir. Vielleicht kann man die DNA in 20, 50 oder 100 Jahren entschlüsseln."

Ermöglicht werden viele wissenschaftliche Untersuchungen aufgrund der guten Kooperation zwischen Naturhistorischem Museum, Salinen Austria AG und den Salzwelten. Kürzlich ist die Holzstiege nach Hallstatt zurückgekehrt und kann hinter schützenden Spezialfolien in einer Großraumvitrine besichtigt werden.

Nähere Informationen unter www.salzwelten.at

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