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Der Tod gehört zum Leben

Von Reinhold Gruber, 02. November 2013, 00:04 Uhr
Der Tod gehört zum Leben
Bild: VOLKER WEIHBOLD

Der Tod ist etwas vollkommen Normales. Sagt Peter Wilhelm. Er war Bestatter. Allein deshalb will er den Tod nicht verschweigen.

In der Liste der Traumberufe wird man Bestatter wahrscheinlich vergeblich suchen. Wer will schon täglich mit dem konfrontiert werden, was wir am liebsten weit von uns wegschieben?

Es klingt etwas makaber, wenn Peter Wilhelm sagt, dass Bestatter „eine sehr schöne Arbeit“ ist. Er muss es aber wissen. Schließlich hat er fast 30 Jahre lang in der Branche gearbeitet, war über viele Jahre Inhaber eines eigenen Bestattungshauses und hat in dieser Zeit „so ziemlich alles erlebt“. Darüber schreibt der in der Nähe von Heidelberg lebende zweifache Vater. Gerade ist sein drittes Buch mit erstaunlichen, heiteren, aber auch besinnlichen Geschichten rund um den Tod erschienen. Titel: „Wer zu uns kommt, hat das Gröbste hinter sich“.

Wilhelm hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Schweigen zu brechen und offen über den Tod zu reden. So wie er eben ist. Als normalen Teil des Lebens. „So wie durch die Geburt Menschen auf diese Welt kommen, so gehen sie durch den Tod auch wieder von ihr. Das ist einfach so, seit jeher, und wird vermutlich auch so bleiben“, meint der Deutsche, der auch in seinem Blog (bestatterweblog.de) nichts unangesprochen lässt. Dort tummeln sich Menschen mit Fragen an ihn. Und der Publizist und Autor antwortet auf so gut wie alles.

Damit scheint Wilhelm einen Nerv unserer Zeit getroffen zu haben. Nie hätte er erwartet, dass seine Bücher so viele Leser finden würden. Das mag daran liegen, dass es eben keine Frage gibt, die nicht gestellt werden darf. Sind Nichtschwimmer tauglich für eine Seebestattung? Wachsen die Haare eines Toten weiter und wie lange werden sie dann noch? Was tut man, wenn Angehörige schon in der Aufbahrungshalle damit beginnen, um das Erbe des Verstorbenen zu schachern? Dürfen die Leute vom Rettungsdienst, Polizisten und Bestatter sagen, dass es schön ist, wenn alles reibungslos abläuft? Der ehemalige Bestatter gibt Antworten, und es gelingt ihm immer wieder, dass man bei seinen Geschichten und seinen Ansichten schmunzeln muss. Dabei macht er sich natürlich nicht über den Tod lustig. Aber der Meinung, dass Bestatter trübsinnige Menschen sind, widerspricht er damit entschieden. „Bestatter erbringen eine Dienstleistung für andere Menschen und behalten einen kühlen Kopf. Das ist wichtig, weil die anderen ohnedies traurig genug sind.“

Die Frage nach der witzigsten Tod-Geschichte beantwortete er in einem Interview so: „Ich wurde einmal zu einem Trauerfall gerufen, da stellte sich heraus, dass der Verstorbene schon zwei Wochen tot am Küchentisch gesessen hatte. Die Witwe erzählte uns dann, sie habe sich schon die ganze Zeit gewundert, warum ihr Mann nichts essen wollte.“ Wie er darauf reagiert habe, wollte der Interviewer wissen. Er habe geschmunzelt, sagte Wilhelm. Darf man das? „Ja. Wenn der Bestatter in der einen oder anderen Situation ein Wort sagt, das die anderen zum Lächeln bringt, ohne albern zu werden, dann nehmen die Hinterbliebenen das sehr dankbar auf. Das holt sie ein wenig aus ihrer trüben Stimmung.“

Man muss also kein grundtrauriger Mensch sein, um den Beruf des Bestatters zu wählen. Jemand muss diese Arbeit tun, bei der das Sterben Teil des Alltages ist. Pfarrer, Mitarbeiter in einem Hospiz – auch sie machen eine solche Arbeit, die getan werden muss. Für Wilhelm vereint sich im Bestatter vieles. „Er ist Kaufmann, Seelsorger, Berater und Organisator großer Familienfeste – wenn auch nicht aus fröhlichem Anlass.“ Übrigens: Am 1. November hat Wilhelm Geburtstag.

Peter Wilhelm: „Wer zu uns kommt, hat das Gröbste hinter sich“, Deutschlands bekanntester Bestatter erzählt, Taschenbuch, Verlag Droemer Knaur, 270 Seiten, 9,30 Euro
Von Wilhelm bereits erschienen: „Gestatten, Bestatter!“ und „Darf ich meine Oma selbst verbrennen?“

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5  Kommentare
5  Kommentare
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expertefueralles (18.161 Kommentare)
am 03.11.2013 17:25

heutzutage ein totales Tabuthema?

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jamei (25.502 Kommentare)
am 03.11.2013 18:07

Angst haben oder einfach nicht umgehen können damit. Sich von irgend welchen Irdischen Dingen zu trennen fällt dem einen oder anderem auch schwer und Tod = ALT und heute will doch niemand "alt" sein.
Meine Meinung bzw. Erfahrung...

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Saskatusch (1.343 Kommentare)
am 03.11.2013 17:21

das leben gehört zum tod

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weltverdruss (593 Kommentare)
am 02.11.2013 17:49

es ist der Abschluss des irdischen Daseins!

Aber können sich einige vorstellen, wie brutal der Tod für so manche(n) Hinterbliebene(n) ist!
Der/die Verstorbene kommt nie mehr zurück, man wartet vergebens, ob sich eine Tür öffnet - und ein allzu vertrautes Gesicht sich wie jeher zeigt, wie in all den Jahrzehnten/Jahren, die man zusammen war?

Der seelische Schmerz um den Verlust eines lieben Menschen zerreißt einen bis ins innerste Mark, man ist wie betäubt, kann keine klaren Gedanken fassen, ohne seelische Stütze ist die Trauerarbeit für die Hinterbliebenen immens schwer, viele wollen sie gar nicht mehr, sie haben nur noch den einen Wunsch, ihrem(r) PartnerIn zu folgen, dorthin, wo es keinen Schmerz mehr gibt! Allerheiligen - Allerseelen!

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Ameise (45.683 Kommentare)
am 02.11.2013 16:35

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