Wichtige Schwellenländer-Währungen auf Talfahrt
ANKARA/BUENOS AIRES. Hausgemachte Probleme und die jüngste Stärke des US-Dollar setzen Lira, Peso und Rupie unter Druck
Die Wirtschaftskrise in der Türkei verschärft sich zusehends. Im Sog dieser Krise sind auch die Währungen anderer Schwellenländer auf Talfahrt.
Gestern hat sich dieser Abschwung ungebremst fortgesetzt. Die Währungen von Indien und Argentinien rutschten im Handel mit dem amerikanischen Dollar auf neue Rekordtiefs. Auch die türkische Lira setzte ihre Talfahrt fort. Der Kurs stand zuletzt nicht weit entfernt vom Rekordtief, das Mitte August bei 7,2362 Lira für einen Dollar erreicht worden war.
"Dass die türkische Lira weiter abwertet, war leicht vorhersehbar", sagte Devisenexperte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. Seiner Einschätzung nach ist keines der Probleme gelöst, die zu der beschleunigten Abwertung geführt haben. "Die zaghafte Symptomlinderung durch Regierung und Zentralbank in Ankara und die Feiertage letzte Woche hatten der Lira eine kurze Verschnaufpause verschafft, mehr nicht", sagte Leuchtmann.
Experten sagen, dass nur eine konsequente Zinserhöhung durch die türkische Zentralbank den Wertverfall der Währung stoppen könne. Allerdings gilt Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan als strikter Gegner von Zinserhöhungen, die seiner Einschätzung nach die Konjunktur bremsen würden.
Während die Lira ein Rekordtief nur knapp verpasste, rutschte die Währung Argentiniens auf ein Allzeittief. Für einen US-Dollar mussten 39 Pesos gezahlt werden. Nur zwei Jahre nach der Rückkehr in die Wachstumszone steuert Argentiniens Wirtschaft auf eine Rezession zu. Die Teuerungsrate lag im Juli über 30 Prozent. Seit Jahresbeginn hat die Währung 50 Prozent an Wert verloren. Der Internationale Währungsfonds prüft nach einer Bitte der Regierung in Buenos Aires eine vorzeitige Auszahlung milliardenschwerer Finanzhilfen.
Investoren ziehen Geld ab
Etwa gleichzeitig erreichte die indische Rupie ein Rekordtief im Handel mit dem Dollar. Generell leiden Währungen von Schwellenländern darunter, dass Investoren Geld abziehen und es dank steigender Zinsen in den USA anlegen. Neben dem Zinsniveau in den USA werden Währungen durch interne Probleme belastet. Politische Skandale haben lange auch Südafrika erschüttert; der Kurs des südafrikanischen Rand hat sich zuletzt auch Richtung Rekordtief bewegt.