Privatkonkurs: Verlangen Gläubiger künftig mehr Sicherheiten?
LINZ. Private können sich seit 2017 einfacher entschulden, weshalb die Zahl der Privatkonkurse 2018 deutlich angestiegen ist.
Die neuen Regeln beim Privatkonkurs könnten zu strengeren Anforderungen an die Bonität von Schuldnern führen. Dies sagte Petra Wögerbauer, Leiterin der Insolvenzabteilung beim Gläubigerschutzverband KSV 1870 in Linz, bei einem Pressegespräch. Wie berichtet, können sich Private seit einer Gesetzesänderung im November 2017 einfacher entschulden: Sowohl die verpflichtende Mindestquote von zehn Prozent als auch die Entschuldungsdauer von sieben Jahren sind weggefallen. "Im neuen Privatkonkurs haben die Schuldner ein Jahr Zeit, für einen Zahlungsplan anzusparen", so Wögerbauer. Daher werde sich erst in den kommenden Monaten zeigen, welche Rückflusssummen zu erwarten seien. "Wir rechnen aber damit, dass etwa Versandhändler höhere Anforderungen an die Bonität stellen werden."
Wie berichtet, ist die Zahl der Privatkonkurse in Oberösterreich 2018 auf 1357 gestiegen (2017: 993). Die Passiva kletterten von 119 auf 207 Millionen Euro. Für die Zukunft rechnet Wögerbauer allerdings mit sinkenden Antragszahlen: Viele Schuldner hätten die Anmeldung der Insolvenz hinausgezögert. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist hingegen im Vorjahr deutlich zurückgegangen: 2018 schlitterten in Oberösterreich 560 Unternehmen in die Pleite (2017: 614). Die Insolvenzverbindlichkeiten beliefen sich in Oberösterreich auf 261 Millionen Euro: Dies bedeutet einen Rückgang von 54,7 Prozent gegenüber 2017 (576 Millionen Euro).
Hitzinger größte Insolvenz
Laut Wögerbauer haben dazu vor allem die gute Konjunktur und das niedrige Zinsniveau beigetragen. Den starken Rückgang bei den Passiva erklärt sie vor allem mit ausbleibenden Großinsolvenzen: 2018 waren vor allem Klein- und Mittelbetriebe betroffen.
Die größten Insolvenzen waren im Vorjahr der Linzer Maschinen- und Anlagenbauer Hitzinger (40 Millionen Euro Passiva), Fill Metallbau (30,3 Millionen) und Steyr Motors (23 Millionen). Für heuer rechnet Wögerbauer nicht mit einem signifikanten Anstieg: Eine Zinsanhebung werde frühestens für 2020 erwartet.
Der KSV betreibt in Österreich sechs Standorte und beschäftigt 370 Mitarbeiter. (prel)
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