Enormes Tempo, kürzere Zahlungswege
WIEN/LINZ. Caner-Betrugsprozess: Mitangeklagte wiesen jegliche Schuld von sich.
Nicht der Linzer Immobilienpleitier Cevdet Caner, sondern seine ehemaligen Berater und Mitarbeiter standen gestern am siebenten Prozesstag in der Causa Level One im Wiener Landesgericht im Mittelpunkt. Peter H., Herbert A. und Gernot S. wiesen wie zuvor Caner und der Zweitangeklagte Bernd T. die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft Wien zurück.
H. war in der Immobiliengruppe Level One – die 2008 pleiteging und laut Anklage 145,2 Millionen Euro Schaden auslöste – am Linzer Standort für die technische Abwicklung der Zahlungsströme zuständig. Er dokumentierte Geldflüsse zwischen Gesellschaften, Banken und Interessenten. H. berichtete von einem "atemberaubenden Arbeitstempo" im Konzern. Dieses habe Caner vorgegeben. Dadurch und wegen des großen Aufwandes habe es verkürzte Zahlungswege gegeben. "Aber alles war rechtmäßig", sagte H.
Einmal habe er mit Caner bei einer deutschen Bank Dokumente zu Kontoeröffnungen unterschrieben – für sechs Stunden am Stück. Ihm, H., sei zudem eine Vollmacht für noch nicht gegründete Gesellschaften erteilt worden. A. stieß 2007 zu Level One und sollte helfen, den geplanten Börsegang vorzubereiten. Dieser platzte. "Dabei waren alle überzeugt, dass das klappt", sagte A., den die Gerichtsverhandlung sichtlich mitnahm, vor Richter Michael Tolstiuk mit brüchiger Stimme. Level One sei "wie ein Startup" gewesen, das der globalen Finanzkrise zum Opfer gefallen sei.
"Ein Produkt von vielen"
S., selbstständiger Vermögensverwalter, war laut eigenen Angaben einer der ersten Investoren bei Caners Unternehmen. Level One sei für ihn aber "ein Produkt von vielen" gewesen. Mit internen Vorgängen oder Abläufen habe er nichts zu tun gehabt. Der Prozess wird heute, Freitag, fortgesetzt.