Berlusconi muss um sein TV-Imperium zittern
ROM. Nach der politischen Talfahrt und Gesundheitsproblemen muss Italiens Ex-Premier jetzt auch um sein Wirtschaftsimperium kämpfen.
Noch vor fünf Jahren war er als Italiens Premier im Einsatz, urlaubte beim russischen Präsidenten Wladimir Putin und sorgte mit seinen "Bunga Bunga"-Partys international für Aufruhr. Die goldenen Zeiten sind für den Medienzaren Silvio Berlusconi längst passe.
Einen beispiellosen Angriff hat der französische Medienkonzern Vivendi diese Woche auf Berlusconis TV-Gruppe Mediaset gestartet. Die in Mailand notierte Fernsehgesellschaft mit drei landesweit ausgestrahlten TV-Sendern und unzähligen Pay-TV-Kanälen ist zum begehrten Objekt einer feindlichen Übernahme geworden, die Berlusconi die Kontrolle seines "Juwels" kosten könnte. Vivendis Chef Vincent Bollore, einst guter Freund Berlusconis, ist dem Mailänder Großunternehmer in den Rücken gefallen und hat sich als sein ärgster Feind entpuppt. Bollore, der als berüchtigter "Firmen-Raubritter" aus der Bretagne gilt, hat einen Schachzug gestartet, der sich für Berlusconis TV-Imperium als tödlich erweisen könnte. Ein spektakulärer Kampf unter Medienkönigen ist im Gange.
Auf 20 Prozent hat Vivendi seine Beteiligung an Mediaset aufgestockt. Berlusconi spricht offen von einer "feindlichen Übernahme" und hat bei der Staatsanwaltschaft Mailand Anzeige wegen Marktmanipulationen erstattet. Die italienische Regierung ist besorgt und plant Initiativen zum Schutz der italienischen Identität der Mediaset, ein für Italiens TV-System entscheidender Konzern.
Zwischen Berlusconi und Bollore sind die Beziehungen bereits seit Monaten gespannt. Im Sommer ließ Vivendi eine schon vereinbarte Übernahme des zu Mediaset gehörenden Pay-TV-Senders Premium platzen. Vivendi bezweifelte aus heiterem Himmel die finanzielle Bewertung und wollte plötzlich lieber 15 Prozent an der ganzen Gruppe. Mediaset lehnte ab und verklagte Vivendi auf Schadenersatz von 570 Mio. Euro.
Das Wirtschaftsimperium Berlusconis hat die Krisenjahre in Italien schmerzhaft zu spüren bekommen. Die Werbeeinnahmen gingen stark zurück. Die Verlagsgruppe Mondadori, die Berlusconis älteste Tochter Marina führt, musste einer tiefgreifenden Umstrukturierung unterzogen werden. Auch die Beteiligung an der Bank Mediolanum ist nur einen Bruchteil der Summe früherer goldener Zeiten wert, als Berlusconi zum reichsten Italiener gekürt wurde.
Selbst das Sportgeschäft läuft nicht mehr. Der fußballvernarrte Berlusconi, der sich im Juni einer schweren Herzoperation unterziehen musste, musste sich im Sommer von seinem Klub AC Milan trennen, den er 30 Jahre lang geführt hatte. Neuer Eigentümer ist ein chinesisches Konsortium, das Berlusconi bis März insgesamt 740 Mio. Euro für den Klub zahlen muss.
In dieser prekären Situation zeigt der Berlusconi-Clan Zusammenhalt. Die fünf erwachsenen Kinder des 80-jährigen Patriarchen schließen sich zusammen, um Bollores Übernahmeversuch abzuwenden. "Es wird hart, doch wir werden uns verteidigen", sagte Mediasets Verwaltungsratspräsident Fedele Confalonieri. Auch Berlusconi zeigt wieder seinen alten, kämpferischen Geist. "Unsere Familie ist intakt. Wir werden nicht zulassen, dass jemand unsere Unternehmerrolle beschneidet", verkündete Berlusconi siegessicher.