8 kulinarische Seltsamkeiten der Mosauerin
INNVIERTEL. Astrid Aichinger alias die Mosauerin machte sich auf die Suche nach seltsamen kulinarischen Schmankerln der Region Wie sie zubereitet werden und welche Köstlichkeiten sich hinter oft nicht g’schmackig klingenden Namen verbergen
Oaschmoiz, Ogfeida, Stiermili, Affen: Ja, alles Namen von Innviertler Schmankerln. Ja, die Innviertler bereiten sie (regelmäßig) zu. Und ja, das wird dann auch noch gegessen. Denn hinter den oft grauslich klingenden Namen verbergen sich richtige Köstlichkeiten – übrigens auch hinter den seltsamen wie der "Gschninen Beirin".
Eine weiß das genau: Astrid Aichinger alias die Mosauerin. Die Altheimerin ist nicht nur Kolumnistin der Braunauer Warte und der Rieder/Schärdinger Volkszeitung, sondern bloggt auch regelmäßig über das vielschichtige Landleben im schönen Innviertel. Sie lebt mit ihrem Mosauer in einem alten Bauernhof, verkauft in ihrem Wurzgarten Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten direkt ab Hof – in Selbstbedienung und nach dem Vertrauensprinzip – hat Hühner, Gänse und Katzen. Auch eine Werbeagentur hat sie, Innviertler Direktvermarkter und Kleinstbetriebe sind ihre Kunden. Die Mosauerin zeichnet sich gerade durch ihre Leidenschaft zum Backen und Kochen als genau die richtige Expertin für die Suche nach diesen besonderen Innviertler Schmankerln aus, die wir auf dieser Themenseite präsentieren. Unter dem Motto "Da Mosauerin seine kulinarischen Innviertler Seltsamkeiten" hat sie acht kuriose Schmankerl ausgesucht, sie hinsichtlich der Seltsamkeit ihrer Namen und/oder Zubereitungsart bewertet und in ihrem unverwechselbaren Stil anschaulich beschrieben.
Jeder Innviertler wird das eine oder andere Schmankerl auf dieser Seite bestimmt sehr gut kennen, hat sich aber vielleicht noch nie richtig vor Augen geführt, wie die Köstlichkeiten, die regelmäßig auf seinem Teller landen, auf die Nicht-Innviertler wirken. Die Mosauerin macht genau das.
Was die Mosauerin sonst noch alles über ihr Innviertel zu sagen hat, ist in ihrem Landblog im Internet zu lesen: mosauerin.at
1. Ogfeida
Der „Ogfeide“, also der „Abgefaulte“, ist die Paradeseltsamkeit und nicht zu Unrecht ausgesprochen fragwürdig. Er lässt sich nur mit brösligem Topfen aus Grünfuttermilch herstellen. Ein halbes Kilo braucht man davon, das man mit Salz und Kümmel mischt und an einen warmen Ort stellt. Möglichst draußen, denn die Geruchsbelästigung beim Vor-sich-hin-Verrotten ist enorm. Man wartet, bis der Topfen „rinnt“, und man sich ihm auf drei Meter nicht mehr nähern kann. Das dauert ca. eine Woche, in der der „Ogfeide“ jeden Tag mit etwas Wasser besprüht werden will. Ist er fertig, wird er mit Butter aufs Brot geschmiert. Und schmeckt einfach herrlich. Gibt man zu Beginn nur Salz hinzu und kocht das Zeug nachher mit Kümmel auf, hat man einen Innviertler Kochkas.
Name: 2 von 5 Sterne
Zubereitung: 1 von 5 Sterne
2. Gschnine Beirin
In meiner Hitliste der seltsamsten Speisenamen im Innviertel liegt die „G’schnine Beirin“ klar auf Platz 2. Auch wenn manche sie mit „A“ schreiben. Ob es sich dabei um eine Bäuerin oder um eine Dame aus Bayern handelt? Die Herkunft des Namens bleibt mir unbekannt, das Rezept ist hingegen wahrlich simpel: eine Speckwurst (wieso essen die Menschen eigentlich keine Speckwürste mehr?) wird geschält und der längs nach auf, aber nicht durchgeschnitten. Zwiebel wird in feine Räder geschnitten und in die Öffnung gesteckt, salzen und pfeffern und fertig ist das Gericht. Hö, werds jetzt sagen, des is ja wie a Mauraforön – und es habt’s recht damit. So mancher erzählte mir aber im Rahmen meiner Recherche auch, dass eine „G’schnine Beirin“ bei ihnen einfach eine Semmel sei. Wer weiß es schon genau?
Name: 5 von 5 Sterne
Zubereitung: 1 von 5 Sterne
3. Oaschmoiz
Ja, der Grauslichkeitsfaktor scheint hier groß zu sein. Zugegeben, man ist versucht, dieses Gericht mit ganz etwas anderem in Verbindung zu bringen, aber hier spielt uns lediglich unsere moderne Sprache einen Streich. Würde es sich dabei wirklich um das auf den ersten Blick vermutete Ohrenschmalz handeln, würde die Speise auf Innviertlerisch anders heißen: „Ealschmoiz“ nämlich. So handelt es sich hier nur um Eierschmalz und das ist einfach nur eine andere Bezeichnung für eine Eierspeise, die in seeeehr viel – und wenn ich seeeehr viel schreibe, meine ich so richtig viel – Schmalz herausgebacken wurde. Früher brauchten die hart arbeitenden Menschen das so, heutzutage schlägt ein jeder Internist die Hände über dem Kopf zusammen, wenn man ihm das Rezept erklärt. Die Zeiten ändern sich eben. Aber Fett ist immer noch ein Geschmacksträger.
Name: 5 von 5 Sterne
Zubereitung: 2 von 5 Sterne
4. Reamscheimsuppn
Hinter dem Begriff „Reamscheimsuppn“ versteckt sich ein Hochgenuss, der unter anderem Namen auch in Rest-Österreich bekannt ist. Es handelt sich hier um einen anscheinend lediglich im Innviertel gebräuchlichen Namen für die klassische „Wurscht“ in Essig und Öl. Die Zubereitung dürfte bekannt sein: Wurst & Zwiebel feinblättrig aufgeschnitten in einer Marinade von Essig, Öl und Wasser. Karl Zuser jun aus Ried nennt sie ein „Carpaccio von der Knacker“. Egal wie man sie nennt, wichtig bei der Zubereitung ist, dass man sie nicht ganz frisch herrichtet, sondern ein paar Stunden in der Marinade „woaken“ lässt. Gut gepfeffert, mit Schnittlauch garniert & mit an „guaden Soiznagl“ ist sie eine perfekte Jause.
Name: 4 von 5 Sterne
Zubereitung: 1 von 5 Sterne
5. Polsterzipf und Hasenealn
Zwei Klassiker der Schmalzgebackenenküche dürfen hier natürlich nicht fehlen. Da „Kirchel“ ja nicht besonders ungewöhnlich sind, musste etwas anderes aus der Kategorie „Besonders fett-triefend“ in diese Show aufgenommen werden, falls „Oaschmalz“ nicht reichen sollte. Der Unterschied zwischen den beiden Gerichten „Polsterzipf“ und „Hasenealn“ besteht in der Füllung: „Polsterzipf“ haben eine Füllung aus Marmelade, „Hasenealn“ nicht. Über die Form der Mehlspeise kann man sich streiten, bei mir sind sie rechteckig. 70 dag Mehl werden mit 1/4 l Milch, Salz und 10 dag Butter und 2-3 Eiern zu einem Teig verarbeitet und die Form wird ausgestochen.
Gerüchteweise gibt es diese einfachen Köstlichkeiten auch jenseits der Grenzen des wunderbarsten Flecken Oberösterreichs, aber Hand aufs Herz: So guat wia bei uns han de nirgendwo. Sie sind auch meines Wissens nach die einzige Süßigkeit, die nicht per se auch mit Sauerkraut auf den Tisch kommt, so wie „Kirchel“. Was manche auch seltsam finden, aber eine besondere Köstlichkeit ist.
Name: 2 von 5 Sterne
Zubereitung: 1 von 5 Sterne
6. Oakas und Stiermili
Eine Spezialität, die es nur im Raum Schärding zu geben scheint, und die, so sagte man mir, nur zu Ostern auf den Tisch kommt, ist der „Oakas“, also ein Eierkäse. Hauptsächlich scheint mir das Gericht dazu erfunden worden zu sein, um möglichst viele Eier möglichst effizient zu verwerten. Auf einen Liter Milch wird die ansehnliche Menge von sage und schreibe zehn Eiern benötigt. Das Ganze wird geköchelt, bis es stockt und die Masse wird in Keramikschüsseln mit Löchern am Boden gegeben, durch die die Flüssigkeit, die sogenannte Stiermilch, abtropfen kann. Diese wird dann auch getrunken. Schmecken tut das Ganze am ersten Tag irgendwie nach süßer, bröckeliger Eierspeis und durchaus irgendwie sehr gewöhnungsbedürftig, aber am zweiten Tag himmlisch nach Nachspeise. Da ich niemanden kenne, der mir zeigen hätte können, wie das zum Schluss aussieht, seht ihr am Bild die „mosauerische“ Interpretation davon und ich entschuldige mich aus tiefstem Herzen bei allen Schärdingern dafür.
Name: 5 von 5 Sterne
Zubereitung: 4 von 5 Sterne
7. Affen
Affen haben nichts mit den Tieren im Zoo zu tun, denn das wären Offen. Affen werden nämlich mit einem hellen A gesprochen und der Name kommt wahrscheinlich irgendwie von Eulen, die man früher „Auff“ nannte. Das behauptet zumindest Franz Maier-Bruck in seinem Buch „Vom Essen auf dem Lande“. Und Eulen sind struppige kugelrunde Tiere, genauso wie die Innviertler Affen. Gegessen werden sie, wie so vieles im Innviertel, entweder süß oder mit Sauerkraut. Ein dazwischen scheinen wir nicht zu kennen. Hergestellt werden sie allerdings leider kaum noch, höchstens von motivierten Goldhaubenfrauen.
Und seit Neuestem wieder von der Mosauerin, die extra die Erni Krestl aus Altheim genervt hat damit, um es zu lernen. Die Affen bestehen im Grunde aus Eiern, Eidotter, Sauerrahm, Schnaps und Mehl nach Bedarf.
Name: 3 von 5 Sterne
Zubereitung: 2 von 5 Sterne
8. Bochane Meis und alle anderen
Weil all diese hier präsentierten Innviertler Köstlichkeiten heutzutage nimma oft zu kriegen sind, habe ich fast alle selbst nachgekocht. Manches hätte ich noch gerne umgesetzt, manches hätte mich aber auch eine rechte Überwindung gekostet und manches hätte ich einfach nicht gegessen.
Alles mit Leber zum Beispiel. Und weil mir Nachhaltigkeit wichtig ist, mir aber Leber einfach nicht schmeckt, habe ich darauf verzichtet, Leberpofesen und Katzengschroa zu produzieren, nur um sie dann wegzuschmeissen. Ich weiß, ihr habt’s dafür Verständnis.
Außerdem aus dieser Sammlung weggefallen sind Bochane Meis, Weinbeerlnsuppn, Zeldln und all die andere Seltsamkeiten. Aber was nicht „isst“, kann ja noch werden …
Bewertung
Das Sternebewertungssystem richtet sich nach der Seltsamkeit des Namens und der Zubereitung der Speise.
Das ist die persönliche Bewertung der Autorin, Astrid Aichinger, die sich für die OÖN auf die Suche nach kuriosen Innviertler Schmankerln gemacht hat.
In de Gschnidne Bairin ghert do a Senf eine oda?