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Pressestimmen zur Ablehnung des Brexit-Deals

Von nachrichten.at/apa, 16. Jänner 2019, 08:14 Uhr
No Deal
In keinem anderen Parlament sitzen die Abgeordneten so eng beieinander wie im britischen Unterhaus. Am Abend des 15. Jänner entschieden die Abgeordneten mit großer Mehrheit (432 zu 202 Stimmen) gegen den Brexitvertag, den Theresa May mit der EU ausgehandelt hat. Bild: (AFP)

LONDON. Zur Ablehnung des Brexit-Deals durch das britische Parlament schreiben interntaionale Zeitungen am Mittwoch.

"New York Times":

"Andere Länder der (Europäischen) Union, einschließlich Dänemark und Irland, haben zweimal über europäische Verträge abgestimmt und das ursprüngliche Ergebnis umgekehrt. Sofern sich das sagen lässt, sind sie weiterhin blühende Demokratien. Menschen können ihre Meinung ändern und überleben. Der Weg von hier zu einer zweiten Abstimmung verläuft nicht in einer geraden Linie, aber wenigstens zeichnet sich seine Richtung ab. (...)

Es gibt keine guten Lösungen für die derzeitige Pattsituation, aber ein zweites Referendum wäre nicht die schlechteste. Die gesamte Debatte steht einem klaren Faktum gegenüber: Ein Brexit schadet dem britischen nationalen Interesse. Kein Abkommen kann das beschönigen. May hat es versucht und ist gescheitert. Die Briten und insbesondere die britische Jugend verdienen das Recht, ihre Zukunft auf der Basis der Realität langfristig selbst zu bestimmen."

"Tages-Anzeiger" (Zürich):

"May hat seit langem gewusst, dass sie weder in der eigenen Partei noch im Unterhaus für eine Mehrheit sprach. Der dringend nötige Brückenschlag zur "anderen" Seite" - zu nüchternen Tories, zu moderaten Labour-Leuten - ist unterblieben. Wertvolle Zeit ist vergeudet worden.(...)

In der Hitze des Gefechts seit 2016 haben sich gefährliche Fronten gebildet, in Westminster wie im ganzen Land. Am dringlichsten ist wohl, dass sich im Parlament jetzt eine klare Mehrheit formiert, die eine "No Deal"-Katastrophe, den "Sprung über die Klippe", verhindert. Das wäre der erste Schritt. Stattdessen ist aber erst einmal mit weiteren schweren Turbulenzen zu rechnen."

"Neue Zürcher Zeitung":

"Früher traten Regierungschefs zurück, wenn sie eine wichtige Abstimmung verloren hatten, auch bei unwichtigeren Niederlagen. May aber wird freiwillig nicht gehen, aus zweierlei Gründen. Erstens würde die Krise kaum gemildert, wenn in den nächsten Wochen Neuwahlen stattfinden müssten. Zweitens führte das Parlament 2011 eine Gesetzesänderung ein, die fixe Legislaturperioden von fünf Jahren vorsieht. Der demokratischen Tradition steht somit der Buchstabe des Gesetzes entgegen. Das könnte noch zu einer Verfassungskrise führen."

"De Tijd" (Brüssel):

"Auch nach der historischen Niederlage von (Premierministerin Theresa) May bleibt der Kern des Problems derselbe: Die britische Politik ist in der Frage, wie man mit dem Brexit umgehen sollte, hoffnungslos entzweit. Klar ist nur, was die Briten nicht wollen: den jetzigen Deal. Wie es nun weitergehen soll, ist offen. Die Chance, dass das ausgehandelte Brexit-Abkommen kurzfristig so angepasst wird, dass plötzlich eine Mehrheit entsteht, ist gering. Natürlich kann die britische Regierung einen Aufschub beantragen und versuchen, den fatalen Termin 29. März zu verschieben. Dann müssten alle europäischen Mitgliedstaaten dem zustimmen. Die Frage ist nur, warum sie dies tun sollten. Wenn das Vereinigte Königreich keine Ahnung hat, wohin es eigentlich will, was kann Europa dann noch tun?"

"Les Dernières Nouvelles d'Alsace" (Straßburg):

"Eine fluchbeladene Heldin, die allen Widerständen zum Trotz am Ruder eines abdriftenden Schiffes verbleibt. (...) Es gibt wohl in der westlichen West keinen Regierungschef, der so erniedrigt, verurteilt und verraten wurde wie die britische Premierministerin. Und dennoch gibt sie nicht auf. Hundert Mal hat man sie am Boden gesehen. Hundert Mal ist sie wieder aufgestanden - und keiner weiß, ob es sich um Mut oder Leichtfertigkeit handelt."

"La Repubblica" (Italien):

"Das Abkommen, über das zweieinhalb Jahre mit der Europäischen Union verhandelt wurde, wurde abgelehnt. Und Großbritannien gleicht einer abdriftenden Insel. Der Brexit scheint zurück an seinem Ausgangspunkt zu sein. Es gibt viele Spekulationen, aber keinerlei Sicherheit. Alles scheint möglich."

"De Telegraaf" (Amsterdam):

"Das politische Chaos rings um den Brexit ist komplett. Nie zuvor in der Geschichte des britischen Parlaments hat eine Regierung eine derart große Niederlage erlitten, wie sie ihr bei der Abstimmung über das mit Brüssel vereinbarte Brexit-Abkommen bereitet wurde. Ein Deal, an dem zwei Jahre lang gearbeitet wurde und mit dem die härtesten Folgen des britischen EU-Austritts abgemildert werden sollten. Nun bleibt Großbritannien und der EU kaum noch Zeit, eine wirtschaftliche Katastrophe zu verhindern. Diese Niederlage kann nur dazu führen, den Austritt der Briten aus der EU zu verschieben. Es sei denn, Brüssel bleibt hart. Dann käme es am Stichtag 29. März zu einem knallharten Brexit mit allen entsprechenden Folgen. (...) Der Brexit-Deal ist jedenfalls, wie es im Unterhaus hieß, tot wie ein Dodo. Niemand glaubt daran, dass die Briten einen 'Plan B' haben."

Van der Bellen hofft auf Verbleib Großbritanniens in EU

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat das Nein des britischen Unterhauses zum Brexit-Vertrag als "bedauerlich" bezeichnet und seine Hoffnung für die Möglichkeit eines Verbleibs Großbritanniens in der EU betont. Er hoffe, dass "die Tür für 'remain' noch offen ist", die Entscheidung liege aber in den Händen der Briten, erklärte er am Mittwoch in einer Aussendung.

Die Wahrscheinlichkeit eines ungeregelten Ausstiegs - ohne Vereinbarung - sei allerdings durch das gestrige Votum gestiegen, erklärte Van der Bellen. Die EU und ihre Mitgliedsstaaten müssten sich nun ernsthaft auf ein solches Szenario vorbereiten. "Schwierigkeiten werden unvermeidlich sein, aber handhabbar bleiben", so der Präsident. Am dringendsten sei es nun, den Österreichern im Vereinigten Königreich, den Briten in Österreich und Unternehmen "Klarheit und Sicherheit" zu geben.

Deutscher Außenminister fordert Klarheit von Großbritannien

Nach der Ablehnung des Brexit-Abkommens im britischen Parlament fordert der deutsche Außenminister Heiko Maas (SPD) Klarheit von Großbritannien. London sei jetzt "am Zug", sagte Maas am Mittwoch im Deutschlandfunk. Die Abgeordneten des Unterhauses hätten nicht klar gemacht, was sie wollen - lediglich, was sie nicht wollen. "Das ist nicht ausreichend", betonte der Außenminister.

Es brauche eine schnelle Lösung. Nachverhandlungen des vorgelegten Vertrags mit der EU sehe er aber er kritisch. "Wir haben einen Kompromiss", sagte Maas. Beide Seiten seien bereits aufeinander zugegangen. "Wenn man noch mehr hätte anbieten können, hätte man das schon vor Wochen tun müssen."

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1  Kommentar
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Fensterputzer (5.146 Kommentare)
am 16.01.2019 11:50

Zitat Van der Bellen: Er hoffe, dass "die Tür für 'remain' noch offen ist", die Entscheidung liege aber in den Händen der Briten . . .

also auf diese Schlussfolgerung, dass die Entscheidung bei den Briten liegt, wäre ich nie und nimmer gekommen.

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