EU-Afrika: Annäherungsversuch zweier Kontinente
WIEN. Das Forum in Wien brachte einige Impulse für Investitionen und eine inoffizielle Migrationsdebatte.
Weg von der Entwicklungshilfe hin zu einer auf Investitionen basierenden Wirtschaftsbeziehung "auf Augenhöhe", wie EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker betonte. Dafür solle das EU-Afrika-Forum, zu dem Bundeskanzler Sebastian Kurz (VP) gestern in Wien geladen hat, ein Impuls sein. Bisher sei es eine "Geber-Nehmer-Beziehung" gewesen, die zuletzt sogar auf das Thema Migration weiter reduziert worden sei, erinnerte Juncker an eine gegenläufige Entwicklung.
Von Junckers Amtskollegen in der Afrikanischen Union (AU), Moussa Faki Mahamat, gab es dazu einen kritischen Nachsatz: Er sei "sehr überrascht" gewesen, dass einige Länder (gemeint war auch Österreich, Anm.) den UN-Migrationspakt nicht akzeptieren wollten.
Migration sei zwar wichtig, "aber bei diesem Forum nicht das große Thema gewesen", resümierte Kurz zum Ende des letzten Großereignisses während des österreichischen EU-Vorsitzes. Wie davor Juncker rief auch Kurz bei dem Treffen mit zahlreichen Regierungspolitikern und hunderten Wirtschaftsvertretern dazu auf, "den afrikanischen Kontinent nicht den Chinesen zu überlassen". Ein Appell, der nicht ganz ohne Widerspruch blieb. Man müsse Afrika schon aus der "afrikanischen Linse" sehen und nicht aus der europäischen oder chinesischen, sagte Ruandas Präsident Paul Kagame.
Zu den konkreten Ergebnissen des Forums zählte die Zusage der EU, Afrika 75 Millionen Euro an Kredithilfen für Klein- und Mittelbetriebe und weitere 45 Millionen Euro für landwirtschaftliche Projekte zu gewähren. Davor hatte die Weltbank angekündigt, bis 2030 rund 22 Milliarden Euro für die Digitalisierung in Afrika zur Verfügung zu stellen. Siemens will 500 Millionen Euro für Infrastruktur und Ausbildung investieren. (luc)