Robert Holzmann: Weltbanker aus Leoben
Seit mindestens 18 Jahren gilt Robert Holzmann als Personalreserve der FPÖ für wichtige Ämter.
Schon als die Blauen damals in die Regierung kamen, galt der Wirtschaftswissenschaftler als ernstzunehmender Kandidat für das Amt des Finanzministers. Zum Zug kam damals Karl-Heinz Grasser. Nachher ist man halt immer klüger.
Im Alter von 69 Jahren scheint für den gebürtigen Leobener aber jetzt doch die Zeit gekommen zu sein. Gestern wurde er von der Regierung zwar nicht zum Präsidenten des Generalrats der Oesterreichischen Nationalbank bestellt (was zunächst erwartet worden war), dafür dürfte er nächstes Jahr Ewald Nowotny (74) als Gouverneur nachfolgen und damit das wichtigste Amt in der Nationalbank bekommen. Der Gouverneur vertritt Österreich auch im Rat der Europäischen Zentralbank.
Generationswechsel sehen zwar anders aus. Aber an der Qualifikation Holzmanns gibt es kaum Kritik. Im Gegenteil: Der ehemalige Assistent des jetzigen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen gilt aus ausgewiesener Experte. Er war nicht nur Universitätsprofessor in Wien und Saarbrücken, sondern weltweit an Universitäten tätig, auch in Harvard und Oxford. Er arbeitete für die OECD und den Internationalen Währungsfonds und schließlich von 1997 bis 2011 als Direktor der Weltbank. Dort machte er sich als Experte für Soziales, Pensionen und Arbeitsmarkt einen Namen.
Holzmann gilt zwar als FP-nahe, aber auch die VP dürfte auf sachlicher Ebene mit ihm leben können. Die Nähe zur FPÖ entstand über den liberalen (und weniger nationalen) Attersee-Kreis, eine Denkfabrik, der unter anderem auch Norbert Gugerbauer, Heide Schmidt und Norbert Steger angehörten, und die eben wieder reaktiviert wird. Holzmanns Wirtschaftsverständnis ist demnach auch weniger von John Maynard Keynes als vielmehr von den liberalen Denkschulen geprägt, die etwas weniger Staat und dafür mehr Markt forcieren.