Musik gewordene Lebensläufe
Brucknerhaus: Bratschist Yuri Bashmet begeisterte mit Bruckner Orchester
Das hervorragende Bruckner Orchester unter dem nicht minder beachtenswerten deutschen Dirigenten Markus Poschner vermittelte anschaulich und überzeugend zu Klängen transformierte menschliche Profile und Lebensläufe. Im Mittelpunkt: das "Konzert für Viola und Orchester" von Alfred Schnittke (1934-’89) mit beängstigender Direktheit, in unmittelbarem Zusammenhang mit Schicksalsschlägen (Schlaganfall) entstanden.
Die drei Sätze zeigen eine "Lebens-Zyklus-Musik bis hin zu Todesahnungen" – beeindruckend, oft abgehackt, stürmisch und düster. Dies forderte die Präzision des Orchesters heraus – vorbildlich realisiert. Es gibt kaum schöne Töne, sie sind aber phantasie- und überraschungsreich gestaltet. Den Solopart vermittelte der Ausnahmekünstler und Widmungsträger Yuri Bashmet mit dem schönen Klang seines kostbaren Instruments und mit bewundernswertem Einfühlungsvermögen. Er spielte virtuos und schenkte dem Werk einen vielgestalteten roten Faden. Eine interessante, aber anstrengende Begegnung für Interpreten und Zuhörer – tosender Beifall. Den Konzertanfang bildete Beethovens Egmont-Ouvertüre in klassischer Durchsichtigkeit, mit fließenden Linien und plastischem Musizieren.
Die "Phantastische Symphonie" von Hector Berlioz zeigte deutlich die persönlichen Züge des Komponisten, seine Träume und Trugbilder. Das Orchester zeigte unter dem impulsiven, sehr genauen Dirigenten seine hohe Spiel- und Klangkultur. Die fein gezeichneten Passagen entfalteten ihre lyrische wie tosende Wirkung. In den lauten Beifall, auch für die Holzbläser, hat das Orchester eingestimmt.
Abonnementkonzert: Bruckner Orchester, Dirigent: Markus Poschner, Yuri Bashmet (Viola), Brucknerhaus Linz, 11. 11.
OÖN Bewertung: 6 von 6 Sterne