Iris van Herpen macht Mode von morgen

Kleider, die aussehen wie plötzlich erstarrte Wassertropfen oder an bizarre Gesteinsformationen erinnern. Metallisch glänzende Roben, schillernde Kunststoffkostüme und dazu schwindelerregend hohe Schuhe, die wirken, als würden ihre Trägerinnen über den Laufsteg schweben: Die Entwürfe der niederländischen Modeschöpferin Iris van Herpen sind alles andere als alltäglich. Ihre Kleider werden auch nicht mit Nadel und Faden gemacht, sondern am Computer entworfen und im 3D-Drucker gefertigt.

Die 32-jährige Niederländerin gilt als Pionierin auf diesem Gebiet und wird im Rahmen der diesjährigen Ars Electronica nun dafür mit dem "STARTS-Prize" (siehe Stichwort unten) ausgezeichnet. Van Herpen studierte Mode und Design in ihrer Heimat und arbeitete unter anderem für Alexander McQueen in London. Nach ihrem Abschluss reiste sie um die Welt, ließ sich von verschiedensten Kulturen inspirieren und gründete 2007 ihr eigenes Label "Iris van Herpen".

Seither gilt sie als Wunderkind der Haute-Couture-Welt: 2011 kürte das "Time Magazine" ein von ihr im 3D-Druck hergestelltes Kleid als eine der "fünfzig besten Erfindungen des Jahres", Prominente wie Lady Gaga gehören zu ihren Kundinnen. Van Herpens Kreationen sind permanente Grenzerweiterungen des Machbaren, zuletzt besuchte sie das schweizerische CERN, Heimat des Teilchenbeschleunigers, in der Hoffnung, dort auf Wissenschaftler zu treffen, deren Forschung ihr bei ihrer Arbeit weiterhelfen könnte.

Der Kleiderschrank der Zukunft

"Für mich geht es darum, neue Denkweisen zu finden. Ich möchte nicht nur etwas Schönes erschaffen, ich will auch neue Techniken, Strukturen und Materialien entwickeln", sagte sie in einem Interview mit der "Zeit". Und hat dabei durchwegs auch praktische Zugänge im Auge: "Wir nehmen nur Material, das zu hundert Prozent recycelbar ist", sagt van Herpen. Wer ein Kleid nicht mehr mag, kann es pulverisieren und ein neues drucken. Und er kann schon beim Kauf sicher sein, dass es sitzt, weil es ihm quasi auf den Leib gedruckt wird. "So ließe sich viel Müll vermeiden."

So futuristisch van Herpens Entwürfe auch anmuten, Mode aus dem 3D-Drucker wird keine Zukunftsvision bleiben. "Noch scheitert die Massentauglichkeit am Zeitaufwand und an den unflexiblen Materialien", sagt Christiane Luible, Universitätsprofessorin für Fashion und Technologie an der Kunstuniversiät Linz. "Aber schon in wenigen Jahren könnte es so weit sein, dass Kleider aus dem 3D-Drucker serienreif werden." (had)

STARTS-Preis

STARTS steht für Science, Technology and ARTS – die Ars Electronica wurde heuer erstmals damit beauftragt, den STARTS-Prize auszuschreiben. Die Auszeichnung ist mit zwei Mal 20.000 Euro dotiert und würdigt Projekte an der Schnittstelle von Wissenschaft, Technologie und Kunst. Künstler werden zu Katalysatoren, um Konzepte für die Wirtschaft nutzbar zu machen. Die Auszeichnungen werden bei der Prix Ars Electronica Gala am 9. September im Linzer Brucknerhaus von EU-Kommissar Günther Oettinger überreicht.