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Einmaleins des Glaubens

Von Barbara Rohrhofer, 02. November 2016, 00:04 Uhr
Einmaleins des Glaubens
Wissenschafter Rudolf Taschner bei der Präsentation seines Buchs Bild: Brandstätter

Mathematiker Rudolf Taschner geht in einem Buch der Frage nach, woran man noch glauben kann.

Rudolf Taschner, Mathematiker aus Leidenschaft, hat ein Buch über den Glauben geschrieben, das Orientierung und Halt in ungewissen Zeiten geben soll. Am Montag, 7. November, erzählt er im Kepler-Salon Linz vom Glauben, der sich im Laufe des Lebens verfestigen, verwandeln oder verflüchtigen kann. Die OÖN baten ihn zum Interview.

OÖN: Herr Professor, wie kommt ein Mathematiker dazu, ein Buch über Glauben zu schreiben?

Taschner: So weit sind Glaube und Mathematik gar nicht voneinander entfernt. Einfache Rechenaussagen, dass zum Beispiel 6 mal 7 die Zahl 42 ergibt, braucht man natürlich nicht zu glauben, das weiß man. Wirklich wertvolles mathematisches Wissen, das Gebäude mathematischer Sätze, die auf dem Unendlichen gründen, ist in ein logisches System eingebunden, von dem man – wie der berühmte österreichische Mathematiker Gödel bewies – nur glauben kann, dass es auf festem Fels errichtet ist.

Was ist in Ihrem Leben unberechenbar?

Alles, was wesentlich ist. Vor allem die Zuneigung, die ich von meiner Frau, meinen Kindern und den Menschen, die mir nahe stehen, erfahren darf – das wirklich Wichtige ist unberechenbar.

Wo sind Ihrer Meinung nach die Angelpunkte unserer Existenz?

Pascal, der größte Denker Frankreichs, würde darauf antworten: Setzen Sie sich in ein stilles Zimmer und verweilen Sie dort allein mit Nachdenken. Dann lasten diese Angelpunkte wie schwere Gewichte auf Ihrer Seele.

Woran glauben Sie persönlich?

In meinem Buch habe ich die Kapitel der möglichen Glaubensweisen so angeordnet, dass es meinem persönlichen Glauben immer näher kommt. Vom Glauben an die Natur, an die Geschichte, den Genuss, die Zukunft, die Kirche, die Kunst bis hin zum Glauben an Gott und den Glauben an sich selbst.

Sie schreiben in Ihrem Buch auch über Aberglauben. Sind Sie selbst auch ein bisschen abergläubisch?

Der Aberglaube ist die im ersten Kapitel des Buches geschilderte Glaubensweise, aber selbst dieser bin ich nicht ganz abgeneigt. Bloß ein wenig skeptisch ihr gegenüber, ähnlich wie es der große Physiker Niels Bohr war, der über dem Eingang seines Hauses ein Hufeisen befestigt hatte und meinte: "Ich habe mir sagen lassen, es hilft auch, wenn man nicht daran glaubt."

Viele Wissenschafter sind Atheisten, warum?

Geht man streng methodisch vor, hat ein Glaube, für den man sein Seelenheil einsetzen würde, in der Wissenschaft nichts verloren. Denn Wissenschaft ist schlicht nicht so wertvoll, dass sie einen Bezug zur Glückseligkeit eines Menschen schmieden könnte. Darum kommt kein Gottesglaube in ihr vor. Was Wissenschafter an den Grenzbegriffen ihrer Disziplin – bei der Mathematik ist es das Unendliche – erahnen und welchem Glauben sie über diese hinaus anhängen, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Ich kann und will es gar nicht beurteilen.

Buch- und Veranstaltungstipp: Rudolf Taschner: "Woran glauben, 10 Angebote für aufgeklärte Menschen", Brandstätter-Verlag, 272 Seiten, 24,90 Euro. Am Montag, 7. November, ist der Autor um 19.30 Uhr im Linzer Keplersalon zu Gast

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2  Kommentare
2  Kommentare
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kallewirsch63 (2.124 Kommentare)
am 02.11.2016 15:09

"Wirklich wertvolles mathematisches Wissen, das Gebäude mathematischer Sätze, die auf dem Unendlichen gründen, ist in ein logisches System eingebunden, von dem man – wie der berühmte österreichische Mathematiker Gödel bewies – nur glauben kann, dass es auf festem Fels errichtet ist."

Das ist aber schon eine sehr gewagte Aussage. Gödel hat gezeigt, dass es mathematische Aussagen gibt, deren Wahrheitsgehalt sich nicht innerhalb der Mathematik klären lässt. Erreicht hat er das dadurch, dass es ihm im Prinzip gelungen ist, das bekannte Paradoxon des Epimenides "Epimenides der Kreter sagte: Alle Kreter sind Lügner.“ in der Sprache der Mathematik zu formulieren. Das hat zwar die Mathematiker rund um Hilbert erschüttert, die gehofft hatten, dass es grundsätzlich möglich wäre alle mathematischen Aussagen auch beweisen zu können, aber daraus jetzt einen Hoffnungsträger für diejenigen zu schaffen, die grundsätzlich mit "In Mathe war ich immer schlecht" kontern, ist ein wenig übertrieben.

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( Kommentare)
am 02.11.2016 21:24

Dass Mathematisches mit etwas anderem als Mathematischem bewiesen werden soll, wußte ich gar nicht. Mit Logik vielleicht?

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