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OÖN Newsletter: Die Brüllaffen sind nicht die Mehrheit
Täglich um 8:55 Uhr bringen Sie die Mitglieder der OÖN-Chefredaktion in einem Morgenbrief auf den neusten Stand, mit Ein- und Ausblicken, Einschätzungen und Analysen.
Guten Morgen!
Üben wir das Demokratie-Zerstören. Dann brauchen wir als Gesellschaft nur so weiter zu tun, den Ton verschärfen und über die Medien den Frust ausschütten, Politiker verächtlich machen, Institutionen besudeln, Corona-Regeln für eine unerträgliche Zumutung halten, um die wir uns nicht scheren, den Staat als Gegner sehen und jeden, der eine andere Meinung vertritt.Im Großlabor USA ist am besten zu sehen, wohin das führt. Der Vertrauensverlust, den Staat und Politik erfahren, ist dramatisch. Aktuell liegt dieses Grundvertrauen bei nicht einmal mehr 25 Prozent, heißt, drei Viertel stehen Staat und der regierenden Klasse äußerst kritisch und zweifelnd gegenüber. In den Sechzigern war es noch umgekehrt, drei Viertel der Bürger vertrauten dem Staat und dessen Vertretern.
Wir merken daran, wohin das Dauer-Gezerre am Grundgerüst der Demokratie führen kann. Das Polarisieren, das Schüren von Ängsten und Wut hat einen hohen Preis, am Ende verlieren alle, voran die Demokratie.
Die apokalyptischen Reiter des Internet. Diesen Zusammenhang muss man sich als Journalist immer vor Augen halten. Die Verlockung mitzulärmen ist nämlich vorhanden, die sozialen Medien tragen das ihre dazu bei. Viele Leute erwarten sich von uns, dass wir die apokalyptischen Reiter des Internet - Zorn, Respektlosigkeit, Lüge, Übertreibung - in unser handwerkliches Repertoir übernehmen, „social media“ verändert Verhalten und Ansprüche. Die Brüllaffen gibt es nicht mehr nur im Zoo.
Verzicht auf niedere Instinkte schließt Erfolg nicht aus. Wir werden allerdings vor diesem niederen Zeitgeist nicht kapitulieren, Klassischer Journalimus bindet demokratische Verantwortung ein. Diese Ethik schließt Erfolg nicht aus, das kann ich heute hier mit Zahlen unterlegt behaupten. Diese Woche wurden die Daten der österreichischen Mediaanalyse 2019/2020 veröffentlicht und die OÖN dürfen sich darüber freuen, dass sie in Oberösterreich die Tageszeitung mit der höchsten Reichweite sind, ohne dass wir als Redaktion dazu die niederen Instinkte der Leute bedienen und unseren Teil zur Aufschaukelung der Erregung beitragen mussten.
OÖN an der Spitze. 25,9 Prozent beträgt unsere Reichweite in Oberösterreich. Der kleinformatige Boulevard kommt auf 25,5 Prozent. Diese Relation ist für uns ein ermutigendes Zeichen dahingehend, dass es abseits vom Boulevard-Sumpf und der Internet-Bassena eine große Gruppe von Leserinnen und Lesern gibt, die sich für Deeskalation entscheiden, für das Brückenbauen und gegen das Gräbenaufreißen.
751.000 OÖN-Leser, die Besonnenen sind mehr. Diese Gruppe, nicht die Lauten und Lärmenden, sind eine stille Mehrheit, aber eben die Überzahl. Heißt im Falle OÖN: 357.000 lesen uns täglich, 751.000 (in Worten eine Dreiviertelmillion) mindestens ein mal pro Woche. Ihnen allen hier ein herzliches Dankeschön.
Institutionen der Demokratie müssen geschützt werden, den Zerstörern Einhalt geboten werden. Darum geht es schließlich im Journalismus auch, ohne dass wir uns dehalb zu Schosshunden des Staates und seiner Organe degradieren. Wir bleiben kritisch. Wir werden dabei, ermuntert von den aktuellen Leserzahlen, fortfahren, der Kultur der Wut und der Zerstörung eine solche der Sachlichkeit und der Tatsachen entgegen zu halten. Das Mantra einer Zeitung wie der OÖN ist nicht das „entweder - oder“ (also das schlichte Schwarz oder Weiß) sondern das verbindende „sowohl als auch“. Oder, um es mit Martin Walser zu sagen: „Die Wahrheit ist nichts ohne ihr Gegenteil.“
Kurz-Serie Demokratie retten. Passend zu diesem Themenbogen startet unser Politikressort heute eine Kurzserie, die sich genau dieser Frage des loser gewordenen gsellschaftlichen Zusammenhaltes widmet. Wie können wir die Demokratie vor jenen schützen, die ihre Institutionen verächtlich und kaputt machen? Die Antwort ist nicht einfach. Anschauungsunterricht gibt es zuhauf, in den USA, oder näher, in Großbritannien, wo Boris Johnson es auf den harten Brexit ankommen lassen will.
Faszination Heimat. Und weil heute für uns ein richtiger Super-Samstag ist, läuten wir dazu eine zweite Serie ein, diemal leichterer Stoff. Wir bleiben daheim und beleuchten unter dem Etikett „Faszination Heimat“ 99 Dinge, die wir an Oberösterreich so lieben. Der Rest soll Überraschung bleiben. Ein gutes Wochenende, schön unaufgeregt mit unserer Zeitung als passender Grundlage.
Gerald Mandlbauer, Chefredakteur
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Autor
Gerald Mandlbauer
Chefkommentator und Mitglied der Chefredaktion
g.mandlbauer@nachrichten.at
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Vertrauen kann man sich nur verdienen, das kann man nicht einfordern. Herr Chefredakteur, wenn Sie von Polarisieren und Ängste schüren schreiben, wen meinen Sie damit? Kurz-jeder wird jemanden kennen? Demokratie lebt von der (öffentlichen) Auseinandersetzung, dem Abwägen. Diskutieren hat die Regierung abgeschafft, regiert per Pressekonferenz verweigert immer wieder Interviews und Diskussionsrunden.
Wenn ich den Hrn. M. richtig verstehe, dann tritt er für eine Art Glassturz für PolitikerInnen ein und dafür, dass die quasi sankrosankt sind. Zumindest dann, wenn die seiner Meinung sind bzw. er der ihren. Das ist genau das Gegenteil von Demokratie, denn da muss sachliche Kritik im Rahmen der Gesetze erlaubt sein und zwar an allen. Denn diese Korrektur ist leider oft bitter notwendig.
wenns nicht so ein schmarn wär das geschreibsl könnt man ja fragen wieviel der artikel der regierung gekostet hat.
Sehr geehrter Herr Mandlbauer,
den schönen Worten müssen Taten folgen, seien Sie mutiger und lassen doch mehr Meinungen als mainstreankonforme zu!
Demokratie ist keine gemütliche Sofarunde, die Argumente dürfen aufeinander prallen. Die Politikverdrossenheit nährt sich u.a. aus dem nicht mitdiskutieren können mancher.
Warum wird einer rechtsextremen Partei so viel Platz eingeräumt, - und so wie sie dargestellt werden, muss man glauben, diese Kasperl dienen der schlechten Unterhaltung, aber Kleinparteien schaffen es so gut wie nie in die OÖN? Bei der Wienwahl traten 9 ! Parteien an, aber nur von 5 wird berichtet. Das wäre aber öffentliches Interesse und ein Beitrag, den die Medien zur Demokratie leisten müssen!
Das offene Forum ist eine tolle, demokratische Möglichkeit zum Meinungsaustausch, es muss aber moderiert werden. Aufrufe zum Mord, rassistische Hetze und Hassposts dürfen nicht stehen bleiben.
Die Grenze: Das Respektieren der Freiheit anderer begrenzt die eigene Freiheit
Helmut Brandstätter ist die Demokratie wirklich wichtig.
tja
die Unabhängigkeit der Presse - wäre eine gute Idee!
zackzack.at
zu parteipolitisch, unfair und polemisch manchmal, aber oft wirklich gut
tja, bei manchen Berichten kämpfe auch gegen den Widerstand, der sich in zuschnüren meiner Kehle, spürbar macht. Im Endeffekt beschreibt dieser Journalismus es immer bis zum Punkt, und schaffte es bisher, in die OÖN, Standard und in die New York Time.
Geschätzter Herr Chefredakteur, die OÖN waren einmal eine "gute bürgerliche Zeitung". So wurde sie vor 40, 50 Jahren auch von Lesern anerkennend genannt, die, das wird Sie vielleicht überraschen, der Gruppe revolutionärer Marxisten angehörten.
Wie alle guten Tageszeitungen haben auch die OÖN an Format verloren.
Mit "Wir bleiben kritisch" lügen Sie sich selbst in die Tasche, denn um kritisch zu sein, müsste man zumindest ab und zu mal recherchieren statt stur der APA zu folgen und Bilder der AFP anzukaufen.
Ihr "Sowohl als auch" hat schon den leichten Beigeschmack von "nur bei keinem anecken".
Nur so zum Nachdenken: Könnte nicht etwas weniger Mainstream eine Zeitung glaubwürdiger machen und so den Schreiern den Wind aus den Segeln nehmen?
Ich finde die OÖN noch nicht gut genug, mir ein Plus-Abo zu kaufen.
So bleibt mir verborgen , ob die Kurz-Serie "Demokratie retten" tiefgängig ist und das Thema rundum durchleuchtet oder ohnehin nur wieder die üblichen Schuldigen ausmacht.
Und noch etwas zum Nachdenken:
Muss die Demokratie gerade gerettet werden?
Wer sind die Retter?
Wer die Bedroher?
Darf sich ein Gemeinwesen, das bestimmte Haltungen und Meinungen verbietet, überhaupt Demokratie nennen?
Zu diesem Punkt empfehle ich Ihnen eine gründliche Recherche, wie Adenauer jahrelang daran arbeitet, bis es ihm 1956 gelang, die Kommunisten in Deutschland zu verbieten.
Ist es Diktatur, wenn Machthaber ihre Gegner durch Verbote mundtot machen?
Richten sich die Gesetze gegen Hass im Netz tatsächlich immer nur gegen Hass?
Du urteilst also über etwas, das du bestenfalls vom Hörensagen kennst. Denn ein Urteil wirst du dir ja trotzdem bilden. Dafür sollte man sich übrigens nicht ein Abo leisten, sondern mehrere.
"So bleibt mir verborgen, ob ...".
Was verstehen Sie unter urteilen?
Ziemlich verknödelt Ihr Urteil, aber Hauptsache irgendwas schreiben.
An den Redakteur dieses Berichtes: Wenn Sie sich herausnehmen anders Denkende als Brüllaffen zu beschimpfen, dann erlaube ich mir zu schreiben, die Brüllaffen sitzen in den Redaktionen fast aller regierungstreuen Medien, so wie Sie.
Gerade die OÖN waren zu früheren Zeiten eine Zeitung, die vor ihrem Drucken recherchiert haben was Sache ist, diese Zeiten sind leider vorbei.
Die OÖN drucken alle Berichte in leicht abgewandelter Form, zugrundegelegt in der APA, die offensichtlich auch der einzige Tippgeber ist. Dies kann man auch dadurch feststellen, dass in einigen Zeitungsmedien die gleich falschen Satzstellungen, Rechtschreibfehler, Ergebnisse usw. zu finden sind.
Wenn die OÖN weiterhin gelesen werden wollen, dann mäßigen Sie Ihren Schriftstil Ihren Lesern gegenüber - aber wir wissen ja, die brauchen Sie nicht mehr durch die großzügigen Staatszuschüsse aus unseren Steuergeldern.
Brüllaffen kennt man doch auch aus einer gewissen Partei, die gerne bei Bierzeltveranstaltungen mit diversen Akteuren auftritt und aufgetreten sind.
Die OÖN beweihräuchern sich als "Qualitätsblatt"
Besonnener Journalismus zeichnet sich aber durch kritische Eigenrecherche aus. Die oön übernehmen aber meist apa Meldungen einszueins, Fotos u Meldungen aus dem Bundeskanzleramt ebenso.
Solange die Öön ein unkritisches Kurz- u Stelzer-huldigendes Leibblatt ist und bleibt (wo bleibt die Meinungsvielfalt in den Kommentaren?), kann sich Herr Mandlbauer zwar rühmen, etwas besser als die Billig-u Gratisblätter zu sein, kritischer u gehobener Journalismus ist es bei weitem nicht.
Die OÖN mögen vielleicht kein Schoßhündchen sein, ein braves Hündchen, das artig und vorauseilend die Befehle des Herren und seine Leckerli (äh Förderungen) annimmt, ist sie leider allemal.
Sehr geehrter Herr Mandlbauer,
Ich lese gerne hier im Blatt das tatsächlich mMn eines der Besten im Lande ist.
Eine Anregung hätte ich:
- Wenn Sie schreiben das "Die apokalyptischen Reiter des Internet" unsere Gesellschaft ruinieren so ist das leider Realität. NUR: Gerade der Kommentarbereich hier in den OÖN ist ein weitgehend unmoderierter Tummelplatz von Verschwörungstheoretikern und Brüllaffen. Ich bin oft wirklich schockiert was hier an Bodensatz aufschlägt. Kein anderes Blatt lässt zB Links zu Verschwörungsseiten zu. (Konkret: Links zu angeblichen Corvid-Patenten aus 2015,....)
Hier sollten sie wirklich überlegen ob eine NutzerRegistrierung der VOR dem freischalten der Kommentarfunktion sinnvoll wäre. Dies wird in div. Foren zB mit der Überweisung eines Bearbeitungsbeitrages von 5€ und Abgleich der Userdaten mit den Kontendaten gemacht.
Wenn der Klarname hinter dem Nick aufliegt werden Brüllaffen (Amateur ebenso wie bezahlte Agenturen) doch etwas vorsichtiger.
Interessante Ansicht.
Das heißt, alles was nicht Blattkonform bzw. anderer Meinung ist soll ausgesperrt werden?
Man könnte auch hinterfragen, wer wirklich die Gesellschaft ruiniert - die paar Poster hier sicher nicht.
Ich poste hier seit ca. 10 Jahre - Bodensatz kommt, Bodensatz geht.
Ich habe geschrieben das jeder Poster mit seinem Namen für das einstehen soll was er schreibt und sich nicht feige hinter einem Nick verstecken soll.
Was ist daran so schrecklich?
Viel mehr als Meinungen, die ich nicht teilen kann, stört mich bei den Diskussionen manchmal, wie sich einzelne Kommentatoren über weite strecken persönlich befetzen und das Unterstellen von Eigenschaften und Parteizugehörigkeiten.
Dennoch ist es besser das, was einen persönlich stört, einfach auszublenden, statt nach Zensur zu rufen.
Immerhin bekommt man so mit, wie Leute außerhalb des eigenen persönlichen Umfeldes ticken.
Die Meinung anderer interessiert mich sehr. Aber Leserbriefe sind mir bei weitem lieber, weil die Verfasser einen vernünftigen Ton anschlagen, wenn sie mit ihrem Namen geradestehen.
Einerseits haben Sie recht, andererseits ist für Leserbriefe recht wenig Platz reserviert, weshalb nur ein Bruchteil veröffentlicht wird. Dazu kommt dann noch, dass sich viele Redaktionen die willkürliche Kürzung dieser Briefe vorbehalten.
Das müsste man mit einer Zeichen-Beschränkung hinkriegen (evtl. mittels Kontaktformular). Ich hätte auch nichts gegen mehr Platz für Leserbriefe in der Zeitung.
Ja, ist eine Idee.
Hab grad weiter nachgedacht, wobei mir eingefallen ist, dass ich schon ein paarmal Leserbriefschreiber kontaktiert habe und dass das recht interessant war.
Gleichzeitig fällt mir aber, gerade auch wegen des enthaupteten Lehrers, ein, dass es unter Umständen auch sehr riskant sein kann, seine Meinung vollnamentlich und etwa auch noch unter Beisetzung seines Aufenthaltsortes kundzutun. Kann mir gut vorstellen, dass sich das viele nicht getrauen. Ist ja schon schlimm genug, wenn einer in einer kleinen Gemeinde etwas anders denkt als die überwiegende Mehrheit. Da geht dann vielleicht das Wohl der Kinder oder der Friede für die alten Eltern vor und man verzichtet auf seine Meinungsäußerungsfreiheit.
Ich persönlich wurde mehrmals, ua auch von der Politik, um Veröffentlichungen gebeten und habe nicht zugesagt, weil ich einen nahen Angehörigen hatte, den ein Schicksal sehr exponiert hatte und den ich nicht noch zusätzlich beschweren wollte.
Sehr veehrter Herr Mandlbauer,
ich möchte Ihnen für Ihre Zeilen danken. Sehr treffend formuliert und zusammengefasst!
Qualitätsjournalismus zahlt sich aus - und wir alle als Leser und Leserinnen brauchen diesen.
ich danke Ihnen für Ihr Engagement und wünsche das Beste!
Hmm.
Nun wenn man sich "Qualitätsjournalismus" sich auf die Fahnen heften will, dann brauch man sich auch nicht eines Vokabulars "Brüllaffen" bedienen.
Wenn dann dauch die Schurnalistenlehrlinge noch Rechtschreibung und Grammatik lernen, sowie ordentliche Recherche, dann können sie sich selbst beweihräuchern. Vorher eher nicht.
Viele Leser alleine bedeuten nicht unbedingt auch viel Qualität.