Das „ewige Gfredt“ mit den Kostkommissionen
In der Weinwirtschaft ist es so, dass zum einen auf Grund der gesetzlichen Bestimmungen und zum anderen bei diversen Prämierungen Weine von eigens eingesetzten Kostkommissionen blind verkostet und bewertet werden. Nicht immer zur Freude der einreichenden Winzer.
Vom Gesetzgeber vorgeschrieben ist es, dass jeder Winzer, der einen Wein mit der Bezeichnung „Qualitätswein aus Österreich“ in Verkehr bringen möchte, diesen von einer amtlich eingesetzten Kostkommission bewerten lassen muss, nachdem dieser vorher im Labor untersucht wurde.
Dieses Team setzt sich aus sechs Personen zusammen und ein Wein bekommt nur dann die staatliche Prüfnummer, wenn dieser mindestens vier Zustimmungen hat. Da kann es schon mal vorkommen, dass ein Wein in dem einen Bundesland (Niederösterreich) von der Kostkommission mit 1:5 abgelehnt wird, weil nicht sortentypisch, und selber Wein wird zwei Wochen später in einem anderen Bundesland (Burgenland) eingereicht und dort mit 6:0 bestens bewertet.
So erging es einen renommierten Winzer aus dem Weinviertel. Oder ein glasklar erkennbarer Gelber Muskateller ebenso mit 2:4 als nicht sortentypisch durchfällt und eine Woche später der selbe Wein (im gleichen Bundesland) einer anderen Kommission zur Bewertung gestellt wird und mit 5:1 ein tolles Ergebnis erzielt.
Klar, Weinverkosten ist immer etwas zutiefst Subjektives, doch von Profiverkostern sollte man schon erwarten können, dass objektiv entschieden wird, ob ein Wein fehlerhaft ist oder nicht.
Weinprämierungen sind wieder so eine Sache. Da geht’s um Goldmedaillen und um Landessieger. Der gelernte Österreicher weiß daher von vornherein, dass es selbstverständlich so ist, dass jedes Bundesland andere Bewertungskriterien zugrunde hat.
„Das schöne Stück Österreich“ entlang der Donau vergibt Gold ab 15 Punkte (von wie vielen möglichen Punkten weiß man nicht so genau) und im Land der Burgen gibt es Gold ab 85 von 100 Punkten. Davon bekommen die besten 40 Prozent der Teilnehmer die begehrte Auszeichnung. Bedeutet: Je mehr eingereicht haben, desto mehr können daher (nach Erreichen der 85 Punkte) Goldmedaillen hamstern.
Doch Halt: Niederösterreich ist da, wie könnt es anders sein, etwas „situationselastischer“ und scheint ein eigenes Biotop zu sein. Reichen mehr Winzer wie üblich ein und ist zudem das Niveau der eingereichten Weine sehr hoch, dann wird kurzerhand im stillen (Landwirtsschafts-) Kämmerlein die zu erreichende Punkteanzahl erhöht! Denn mehr als 200 Medaillen werden je Kategorie nicht vergeben. Zum Schutze von wem wohl?
So ergibt sich der interessante Vergleich, dass im wesentlich kleineren Burgenland im letzten Jahr 625 Weine mit Gold ausgezeichnet wurden, im wesentlich größeren Niederösterreich sind es lediglich 200. Da können die kleineren Betrieb noch so gute Weine machen, die Chancen da hineinzukommen sind eigentlich bei null Prozent. Mögen das die freiwillig zahlenden Kammer-Zwangsmitglieder verstehen. Aber zum Glück entscheidet auf dem freien Markt ohnehin der Konsument…
Ein für meinen Geschmack etwas zu suggestiver Artikel. Der Journalist fällt in meiner Blindverkostung durch (habe ehrlich nicht gelesen wer schreibt).
An der Sache glaub ich es aber, dass was dran ist. Verkosten durch eine Jury kann nur subjektiv sein. Oder kann ich mich da auch melden ob mir der Wein schmeckt? Und dass man in Niederösterreich ganz gern auf die Etablierten schaut und die nicht gern gestört werden glaub ich auch aufs Wort!
1.
Die Kostkommissionen sind geschult, Fehler kann es freilich immer geben.
2.
Nicht alles, was Winzer für fehlerfreie oder gebietstypische Weine halten, sind das auch wirklich.
3.
nur Blindverkostungen machen Sinn, da nur sie wirklich objektiv sind; jede Kenntnis von Flasche, Etikett, Winzer, Rebsorte verfälscht von vornherein das Ergebnis
4.
85/100 Punkten sind halt leider nur im nationalen Kontext GOLD; international heisst das Silber