Wiens Betonnadel wurde 60 Jahre alt
WIEN. Vom falschen Fernsehturm zum Wahrzeichen: Der Donauturm prägt Österreichs Hauptstadt.
Den Grundstein legte Architekt Hannes Lintl am 12. Oktober 1962, die Vollendung erfolgte keine zwei Jahre später: Am 16. April 1964 wurde der Donauturm in Wien fertiggestellt und anlässlich der Wiener Internationalen Gartenschau (WIG) eröffnet. Das Gebäude ragt 252 Meter in die Luft und ist das höchste heimische Bauwerk. Zwischen 1957 und der Sprengung 2010 hielt der Fernsehsender Bisamberg diesen Rekord.
Die "Betonnadel", wie der Donauturm genannt wird, und der umliegende Donaupark galten einst als Prestigeprojekte, mit denen sich Wien als Weltstadt positionieren wollte. Dabei war die Geschichte des Geländes ursprünglich keine ruhmreiche: Einst diente es als Schießplatz des Militärs, während der Zeit der Nationalsozialisten als Hinrichtungsstätte, danach als Mülldeponie.
Vorbild für den Donauturm waren die in den 1950er-Jahren errichteten Fernsehtürme in Stuttgart und Dortmund. Anders als sie wurde der Donauturm nie als Plattform für TV-Sendeanlagen genutzt. Dafür gibt es Einrichtungen für den Polizeifunk, Mobilfunkanlagen und seit Ende der 1990er UKW-Sendeeinrichtungen auf dem Turmkopf.
Bildergalerie: Der Donauturm wird 60: Österreichs höchstes Gebäude einst und jetzt
Galerie ansehenDas Interesse in der Bevölkerung war aber stets groß: 1964 wollten mehr als eine halbe Million Menschen den Donauturm von oben bewundern. Auf die Fahrt, die zehn Schilling kostete, mussten Interessierte bis zu zwei Stunden warten – trotz Sonderschichten aller Liftwarte. Derzeit lockt der Donauturm jährlich an die 420.000 Besucher an.
Kritik an den Baukosten
Den Besuchern wurde damals wie heute einiges geboten: neben dem Turm mit der sich drehenden Aussichtsplattform samt Restaurant auch die Liliputbahn, der Irissee und moderne Pavillons. Transportiert wurden die Gäste früher auch mit einem Zweiersessellift, dem bisher einzigen in Wien, der bis in die 1980er-Jahre bestand. Der Donauturm stieß nicht immer auf ungeteilte Zustimmung. Kritisiert wurden damals etwa die Kosten von 60 Millionen Schilling.
Millionen Blumen und 30.000 Laubbäume wurden für die WIG gepflanzt, die von April bis November 1964 über die Bühne ging. Die Schau lockte mehr als 2,3 Millionen Leute. Knapp 20 Jahre später strömten 300.000 Menschen in den Donaupark, um einer heiligen Messe von Papst Johannes Paul II. zu lauschen. Ein 40 Meter hohes und 56 Tonnen schweres Stahlkreuz erinnert an seinen Besuch.
Im Herbst 2023 eröffnete eine semitransparente Außenrutsche an der Nordseite des Turms: Sie beginnt in 165 Metern Höhe, führt auf die 15 Meter tiefer liegende Terrasse – und firmiert unter dem Titel "höchste Rutsche Europas".