Unesco-Entwurf: Weltkulturerbe Wien bleibt auf der "roten Liste"

WIEN/RIAD. Immobilienprojekt am Heumarkt sieht Neubau von Hotel und Konferenzzentrum vor.
Mitte September geht in Riad die 45. Sitzung des Unesco-Welterbekomitees über die Bühne. Im Vorfeld wurden nun die Entscheidungsentwürfe, die behandelt werden sollen, veröffentlicht. Jener zum "historischen Zentrum von Wien" sieht einen Verbleib auf der "Liste des gefährdeten Welterbes" vor. Hintergrund ist das geplante Bauprojekt am Heumarkt der Firma Wertinvest, für das erst Ende Juni adaptierte Pläne vorgestellt wurden.
Im vom Unesco-Welterbezentrum und den internationalen Expertengremien erarbeiteten Entwurf werden die Fortschritte, etwa hinsichtlich der rechtlichen Verankerung des Welterbes sowie des Managementplans, ausdrücklich begrüßt. Hinsichtlich des Heumarkt-Projekts wird aber darauf verwiesen, dass eine "Planung ohne negative Auswirkung auf den Outstanding Universal Value der Welterbestätte" notwendig sei.
"Keine Strafsanktion"
Zuletzt hatte der Immobilienentwickler Wertinvest neue Pläne vorgestellt, die eine 56,5 Meter hohe "Wohnscheibe", einen Neubau des Hotels Intercontinental (47,85 Meter Höhe) sowie eine frei zugängliche Stadtterrasse, ein Konferenzzentrum und eine zentrale Freifläche vorsehen. Für Sabine Haag, Präsidentin der österreichischen Unesco-Kommission, mache die Entscheidung des Welterbekomitees deutlich, "dass die Prozesse der vergangenen Jahre, insbesondere die stärkere und konkrete Verankerung des Welterbes in den Verwaltungsprozessen der Stadt Wien, in die richtige Richtung weisen. Dies wird auch international positiv wahrgenommen." Der Verbleib auf der "roten Liste", auf der sich Wien seit 2017 befindet, sei keine Strafsanktion, "sondern eine Möglichkeit des Komitees, den Weg zur Bewahrung des Welterbes nachhaltig zu begleiten", so Haag.
Wertinvest verwies auf die zuletzt erfolgte Adaptierung, deren Ziel "eine welterbeverträgliche Planung" sei, "die alle Vorteile für Wien sicherstellt". Eine Feststellungsprüfung bezüglich einer Umweltverträglichkeitsprüfung und ein dafür in Auftrag gegebenes Gutachten hätten zudem ergeben, "dass für das Projekt keine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden muss", so Daniela Enzi, Geschäftsführerin des Projektbetreibers.
Aus dem Büro des Wiener Landtagspräsidenten und Unesco-Beauftragten Ernst Woller (SP) hieß es, dass es sich beim Projekt nach wie vor bei der Größe, Höhe, Grundfläche und Bauform spieße. Zunächst sei aber abzuwarten, was in Riad passiere.
Begrüßt wurde der nun vorliegende Unesco-Entwurf von der Umweltorganisation "Alliance For Nature". Sie fordert nach wie vor eine Umweltverträglichkeitsprüfung für das Heumarkt-Projekt.