So greifen Sie zur richtigen Medizin
Welche Medikamente für den Patienten am besten geeignet sind, lässt sich mit einem Gentest ermitteln. So lassen sich auch Nebenwirkungen minimieren.
Jeder Mensch hat von Natur aus gewisse Erbanlagen mitbekommen, die dazu führen, dass manche Medikamente besser oder schlechter vertragen werden, dass manche gut, schlecht oder gar nicht wirken. Das beobachten Patienten immer wieder im Alltag, wenn sie ausprobieren, welche Arznei am besten passt. Mit einem Gentest lässt sich dieses Problem einfach und dauerhaft lösen. "Möglich wurde das durch die Entschlüsselung des menschlichen Genoms 2002. Die ,Pharmakogenetik' befasst sich mit dem Einfluss der unterschiedlichen genetischen Ausstattung von Patienten auf die Wirkung von Arzneimitteln", erklärt der Leiter der Apotheke des Ordensklinikums Linz Elisabethinen, Wolfgang Ibrom.
Sehr einfacher Gentest
Für den Gentest wird eine Mundschleimhaut-Probe entnommen, 35 Gene sind arzneimittelwirksam. Die Auswertung dauert zehn Tage. Untersucht werden die Mutationen der Keimbahn, also jene menschliche Eigenschaften, die ein Leben lang gleichbleiben. Dann lässt sich der Gentest mit Studienergebnissen verknüpfen, die genau voraussagen, welche Medikamente wirksam oder unwirksam sind, bei welchen starke Nebenwirkungen zu erwarten sind oder wie genau die Dosierung erfolgen soll.
"Früher war es oft so, dass die Krankheit behandelt wurde, also zum Beispiel Bluthochdruck", sagt Ibrom. Mit dem Test, den es in Österreich seit rund zwei Jahren frei in Apotheken zu kaufen gibt (eine Liste von Apotheken in Oberösterreich finden Sie unter nachrichten.at) wird hingegen nicht mehr nur die Krankheit, sondern ganz gezielt der Patient behandelt. Hier einige Beispiele für Krankheiten, bei denen je nach Genetik manche Medikamente besonders gut oder schlecht geeignet sind:
- Antidepressiva
- Schmerzmittel
- Herz-Kreislauf-Medikamente
- Cholesterin-Senker
- Neuroleptika
"Wichtig ist es, einen qualifizierten Arzt oder Apotheker zu haben, der die Ergebnisse richtig interpretieren kann", erklärt Ibrom. Auf keinen Fall darf der Patient Medikamente selbst absetzen oder die Dosierung eigenständig anpassen.
Hohe Kosten für Patienten
Der einzig große Nachteil des Tests sind die Kosten, die vom Patienten selbst zu tragen sind: Die aktuellen Medikamente genetisch abzuchecken kostet rund 200 Euro. Um 550 Euro kann der Betroffene lebenslang bei allen Medikamenten, die er nimmt, überprüfen lassen, ob sie zu seiner Genetik passen.
PDF-Datei: Apotheken im Raum Linz, die derzeit den Gentest anbieten