Neue Empfehlungen: Wann ist mein Baby reif für Beikost?
Die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde hat ihre Empfehlungen aktualisiert, ab wann Säuglinge Beikost bekommen sollten. Von Quetschies raten Ärzte dringend ab.
Die Ernährungskommission der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) hat den aktuellen Stand der Empfehlungen zur Beikost veröffentlicht. Demnach benötigen Säuglinge in der Regel etwa mit einem halben Jahr zusätzlich zur Muttermilch oder zur altersgerechten Milchfertignahrung weitere Mikronährstoffe wie Eisen, Jod, Vitamin B12, Zink, Phosphor, Magnesium und Kalzium, die sie mithilfe von Babybrei aufnehmen können.
Auf diese Anzeichen sollten Eltern achten
Die Experten empfehlen, nicht vor einem Alter von 17 Wochen und nicht später als mit einem Alter von 26 Wochen mit der Beikost zu beginnen. "In dieser Zeit beginnt das Baby Interesse für das Essen der Eltern zu zeigen. Wenn es eine gute Kopfkontrolle hat, mit nur wenig Unterstützung aufrecht sitzen kann, keinen Zungenstoßreflex mehr zeigt und eine aktive Hand-Mund-Koordination besitzt, ist es auch so weit entwickelt, dass es mit der Beikost beginnen kann“, sagt die Autorin und Leiterin der Ernährungskommission, Univ.-Prof. Dr. Nadja Haiden. Mütter sollten zusätzlich solange stillen, wie sie und ihr Kind es wollen.
- Hand-Mund-Koordination bezeichnet die Fähigkeit, etwas mit der Hand zu greifen und zum Mund zu führen.
- Mit dem Zungenstoßreflex schiebt das Baby das Essen und den Löffel wieder aus dem Mund. Er soll verhindern, dass das Baby Essen verschluckt, wenn es noch nicht bereit dafür ist. Etwa mit 4 bis 5 Monaten verschwindet dieser Reflex beim Säugling.
Die Beikost können Babys am Tisch bei einer gemeinsamen Mahlzeit erhalten. Anfangs reichen einige Löffel. Das Kind bestimmt die Menge. "Isst das Kind langsamer und schiebt das Essen zur Seite, sind dies deutliche Zeichen dafür, dass es keinen Hunger mehr hat. Dann sollten Eltern keinen Druck ausüben“, rät Haiden, die Leiterin der Neonatologie am Kepler Universitätsklinikum Linz ist.
- Lesen Sie mehr: Linzerin Nadja Haiden rettet das Leben von Frühchen
Ab wann feste Nahrung?
Die Geschmacksvorlieben werden früh geprägt. Für das Kind sei es wichtig, viele verschiedene Nahrungsmittel zu sehen, zu riechen und zu schmecken, empfiehlt die ÖGKJ. Essen ist eine Lernerfahrung, die zur Entwicklung der Feinmotorik, zum Kauen, Schlucken und Sprechen beiträgt.
Anfangs gibt es nur Brei, dann allmählich können Eltern immer mehr Stückchen zum Brei anbieten. Dabei sollten Eltern ihrem Kind immer wieder auch neue Nahrungsmittel zum Probieren geben. Mit 10 bis 12 Monaten kann das Baby feste Nahrung klein geschnitten, gewürfelt oder gehackt probieren. Etwa bis zum Ende des ersten Lebensjahrs kann ein Säugling bei allen Familienmahlzeiten mitessen.
Auf Quetschies lieber verzichten
Von pürierten Breien in Quetschbeuteln, den sogenannten "Quetschies", raten die Mediziner ab. Kindern, die als Kleinkind Obstsorten nur in Beuteln kennengelernt haben, kann es später schwerfallen, normales Obst zu verzehren. Außerdem nehmen Babys dabei viel zu viel Fruchtzucker zu sich, da in Quetschbeuteln gleich mehrere Obststücke enthalten sind die Babys in diesen Mengen niemals konsumieren könnten.
- Mehr zum Thema: Ratschläge einer Kinderärztin, die alle Eltern kennen sollten
Diese Lebensmittel sind nichts für Babys
Bestimmte Lebensmittel sind noch nicht für Säuglinge geeignet:
- Honig etwa kann als Naturprodukt Sporen des Bakteriums Clostridium botulinum aufweisen. Diese Sporen können in einer Umgebung ohne Sauerstoff Gifte entwickeln, die bei Babys den gefährlichen Säuglingsbotulismus auslösen. „Säuglingsbotulismus ist eine Sonderform des Botulismus, die bei Kindern nur im ersten Lebensjahr auftreten kann. Denn die Darmflora ist noch nicht voll ausgereift und bietet keinen Schutz gegen die Krankheitserreger. Beim Säugling können die Sporen daher im Darm noch Gifte bilden, welche die Nerven schädigen und zu Verstopfung, Schlucklähmung, Sehstörungen, Muskelschwäche bis hin zu Atemlähmung und sogar zum Tod führen können. Ähnlich verhält es sich mit Ahornsirup“, warnt Haiden.
- Alles, was rohe Eier, rohen Fisch oder rohes Fleisch enthält, sollte ebenso nicht zu früh auf dem Speiseplan stehen. Diese Produkte können u.a. Lebensmittelkeime enthalten.
- Auch Rohmilch sollten kleine Kinder nicht trinken.
- Runde und kleine Lebensmittel mit einer glatten und harten Oberfläche und einem Querschnitt, der der Form der kindlichen Atemwege ähnelt, bergen beim Verschlucken die Gefahr, dass sie die Luftröhre vollständig verschließen. Gefährlich sind u.a. Nüsse, Samen, Körner, Beeren und Hülsenfrüchte in unverarbeiteter Form, Bonbons, Kaugummi, Weintrauben, Würstchen, rohe Äpfel und Karotten. Während des Essens sollten Kinder nicht herumlaufen, um sich auf das Kauen zu konzentrieren und nicht versehentlich etwas in die Luftröhre zu bekommen.
- Mehr Informationen finden Sie auf www.kinderaerzte-im-netz.at