"Wilhelm der Erbauer" und seine Wucht
Der Architekt Wilhelm Holzbauer starb am Samstag im Alter von 88 Jahren.
In Linz sind seine Spuren nicht zu übersehen: Hier schuf er unter anderem den 98,5 Meter hohen Terminal Tower und den neuen, ob seiner Zweckmäßigkeit und Ästhetik vielfach ausgezeichneten Hauptbahnhof. Am Samstag ist der Architekt Wilhelm Holzbauer, der in der Branche "Wilhelm der Erbauer" genannt wurde, im Alter von 88 Jahren in Wien gestorben.
Holzbauer sprudelte nicht nur über vor Ideen, er war vermutlich auch der mächtigste Architekt Österreichs seit 1945 und prägte als Lehrer zwei Planer-Generationen. Auch in seiner Geburtsstadt Salzburg, wo er am 3. September 1930 zur Welt kam, gestaltete Holzbauer das Stadtbild wesentlich mit. Dort stehen seine wichtigsten frühen Bauten, etwa die Kirche in Parsch oder das Bildungshaus St. Virgil sowie mehrere Bürogebäude, die Naturwissenschaftliche Fakultät und das 2006 eröffnete, allerdings von Differenzen um das Vergabe-Verfahren überschattete "Haus für Mozart".
Das Komplexe wird einfach
Vor allem den Musik- und Theaterbauten galt seine Liebe. In Amsterdam plante er 1986 den Opernneubau, in Baden-Baden dockte er das mächtige Festspielhaus an einen alten Bahnhof an. Gemeinsam ist allen Projekten, dass sie ob ihrer Baumasse gewaltig sind. "Er hat die Gabe, komplizierte Funktions- und Raumprogramme in Computerschnelle in räumliche, einfache Konzepte zu übersetzen", sagte einst Architekturkritiker Friedrich Achleitner.
Nach dem Besuch der Technischen Gewerbeschule in Salzburg studierte Holzbauer gemeinsam mit Gustav Peichl bei Clemens Holzmeister an der Wiener Akademie der Bildenden Künste. 1952 gründete er mit Friedrich Kurrent und Johannes Spalt die legendäre "arbeitsgruppe 4". Ihre Entwürfe und Ideen galten als Meilensteine der österreichischen Architekturgeschichte. Beinahe wäre seine Karriere bereits 1956 zu Ende gewesen. Seine Reise als Stipendiat in die USA mit der "Andrea Doria" endete in einer Schiffskatastrophe. Holzbauer war unter den Geretteten. Einige Jahre lehrte Holzbauer als Gastprofessor in den USA und Kanada, kehrte wegen des Auftrags für das Kolleg St. Josef wieder nach Wien zurück.
Von 1977 bis 1998 hatte er eine Professur an der Universität für angewandte Kunst in Wien inne, von 1987 bis 1991 war er deren Rektor. Über 300 Studierende besuchten seine Meisterklasse, mit zwei seiner Absolventen, Fritz Kaufmann und Wolfgang Vanek, sowie dem Gustav-Peichl-Schüler Egon Türmer gründete er 2001 das Büro Holzbauer & Partner Architekten. 2000 wurde er mit dem Großen Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet. Sein Werksverzeichnis umfasst mehr als 500 Projekte.