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Wie aus Geschichte ein Ereignis wird

Von Peter Grubmüller, 29. Juli 2019, 00:04 Uhr
Wie aus Geschichte ein Ereignis wird
Unter der großen Linde wird um das Leben gewürfelt. Bild: pg

Premiere: Plädoyer für den Kampf um die Freiheit beim "Frankenburger Würfelspiel".

"Hüft ja ned", sagt man hierzulande gerne, aber damit ist nicht gemeint, dass man nicht hilft, sondern im Gegenteil, dass man seiner Überzeugung folgt, auch wenn es einem nicht hilft. "Hüft ja ned" sei der kategorische Imperativ Oberösterreichs, ein Wissen darum, "was Recht und was Unrecht ist, und dieses Wissen ist eng verknüpft mit dem Begriff der Freiheit".

Wie aus Geschichte ein Ereignis wird
Festredner René Freund Bild: pg

Die Festrede des Schriftstellers René Freund vor der Premiere des "Frankenburger Würfelspiels" am Freitag zielte auf das zentrale Thema des alle zwei Jahre wiederkehrenden Laien-Schauspiels über das Würfeln um Leben und Tod im Hauruck: "Und wenn wir frei bleiben wollen, müssen wir die Freiheit aller anderen auch verteidigen. Wir müssen alle leben lassen, die Menschen und die Erde, und das wird nur gehen, wenn wir wieder lernen zu teilen."

Wie aus Geschichte ein Ereignis wird
Das Pferd von Graf Herberstorff wird auf das Gelände gebracht. Bild: pg

Es war ein sinnlicher Appell, der sich in der heißen Abenddämmerung an die knapp 3000 Besucher richtete. Michael Neudorfer, der neue Obmann des Vereins "Frankenburger Würfelspiel", hat mit seiner Entscheidung, die Eröffnung vom Spektakel weg zu leiten, einen Glücksfall veranlasst: eine zeitlose Verinnerlichung des Kampfes der Bauern gegen die Ausbeutung der adeligen Obrigkeit und die tödliche Umklammerung durch die Gegenreformation im Mai 1625.

Wie aus Geschichte ein Ereignis wird
„Dorf.Welt.Musik“: Maria Ma, Klaus Trabitsch, Otto Lechner, Georg Graf, Peter Rosmanith, Christoph Petschina (v. l.) Bild: pg

Gitarrist und Komponist Klaus Trabitsch traf mit der Uraufführung seines "Dorf.Welt.Musik"-Sextetts den perfekten Ton, indem die Kombo ländliche Landschaften in Noten transponierte. Und als Erzähler ("Ähnl") Roman Schierlinger begann, die Umstände vor 400 Jahren zu schildern und warum "der Bau’r gnua Unrecht gschluckt hat", hatte sich die Freilichtbühne Leitrachstetten in einen konzentrierten Organismus verwandelt. Wie Wolfgang Marisch in seinem 40. Spieljahr als begeisternder Bauern-Hauptmann Scheichl seine Mitstreiter mobilisiert – und Richter Strattner (Neudorfer) im Gegenzug eine diplomatische Lösung mit Pfleger Grienbacher (Johann Ams) forciert, veranschaulicht das Hin- und Hergerissensein der gedemütigten Bevölkerung.

Wie aus Geschichte ein Ereignis wird
Frankenburger Café Würfelspiel Bild: pg

Dass Regisseur Hans Gebetsberger das seit 1925 inszenierte Ritual obendrein um die weibliche Perspektive erweiterte, befördert die Lebenswirklichkeit des Schauspiels. Nach gut eineinhalb Stunden sitzt das Publikum nicht mit dem Ende eines Betroffenheitstheaters da, sondern mit der Überzeugung, dass um Freiheit stets gerungen werden muss. Frankenburg gestaltet aus der eigenen Geschichte ein Ereignis mit Mehrwert.

Fazit: Die gesamte Marktgemeinde hilft mit und organisiert einen intensiven, kurzweiligen Abend, der mehr ist als Theater.

"Frankenburger Würfelspiel", Freilichtbühne Leitrachstetten, Premiere: 26. 7., Termine: 2., 3., 4., 9., 10., 11., 14., 15. 8. (jeweils 20.30 Uhr). Karten/Infos: 07683/20707-0, www.wuerfelspiel.at.

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Autor
Peter Grubmüller
Ressortleiter Kultur
Peter Grubmüller
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