Regierungsinserate waren auch 2022 intransparent und boulevardaffin

Regierung inserierte im Vorjahr um 29 Millionen Euro, ein Drittel weniger als 2021 – Corona-Impfkampagne wurde aber nicht einbezogen.
Die Ausgaben der Regierung für Inserate in Österreichs Tageszeitungen und deren Onlineportalen fielen im Vorjahr intransparent, ohne nachvollziehbare Linie und sehr boulevardaffin aus. Das geht aus einer neuen Studie des Medienhauses Wien hervor. Die Ausgaben gingen laut Geschäftsführer Andy Kaltenbrunner zwar im Vergleich zu 2021 zurück, doch blieb eine Corona-Impfkampagne aus Bundesmitteln unebrücksichtigt.
Die Bundesregierung gab 2022 rund 29 Millionen Euro für Medienkooperationen aus, 2021 waren es noch 45,4 Millionen. 13,6 Millionen flossen für Inserate an die Tageszeitungen (2021: 28,2 Millionen). Nicht als Teil des Regierungsbudgets scheinen in der Medientransparenzdatenbank der RTR 75 Millionen Euro auf, die ab Mitte März 2022 im Auftrag der Regierung an die Gemeinden für eine kommunale Corona-Impfkampagne überwiesen wurden. "Wir wissen nichts Genaueres über den Verbleib dieser Mittel", sagt Kaltenbrunner.
Die Boulevardzeitungen "Kronen Zeitung", "Heute" und "Österreich"/"oe24" erhielten den Großteil und kamen gemeinsam auf 58 Prozent der Ausgaben. Rund 3,1 Millionen gingen an die "Kronen Zeitung", ca. 2,5 Millionen an "Österreich"/"oe24" und 2,4 Millionen an "Heute". Kaum inseriert wurde bei den "Oberösterreichischen Nachrichten" (0,4 Millionen) und den "Salzburger Nachrichten" (0,3 Millionen).
Stellt man die Leserzahlen der Tageszeitungen den Gesamtausgaben der Bundesregierung gegenüber, so zeigt sich, dass "Österreich"/"oe24" erneut das meiste Inseratengeld pro Leser erhielt. 4,51 Euro ließ sich die Regierung den Leserkontakt 2022 kosten. Im Schnitt waren es 2,08 Euro pro Leser. Darüber liegen etwa "Heute" (3,37 Euro), am untersten Ende die OÖN (1,24 Euro) und "Der Standard" (1,17 Euro).
"Keine Strategie erkennbar"
In Summe lässt sich laut Kaltenbrunner "keine akkordierte Kommunikationsstrategie der Regierung erkennen, aber jeweils ganz individuelle Interessen und Medienbeziehungen der Ressorts und ihrer Ministerinnen und Minister annehmen." Mangels transparenter Kommunikationsberichte bleiben Kampagnen der Regierung sowie die Streupläne und deren Begründung unbekannt.