Oberösterreicherin fertigte die Schuhe für die Schauspieler in Salzburg
Johanna Furtlehner aus Waldhausen hat heuer bei den Festspielen in der Schusterwerkstatt mitgearbeitet und dort darauf geschaut, dass ja kein Schuh rutscht – oder gar zwickt.
"Stark war’s. Aber unglaublich toll und abwechslungsreich", sagt Johanna Furtlehner. In den vergangenen vier Wochen hat die 32-Jährige aus Waldhausen von früh bis spät in der Schusterwerkstatt der Salzburger Festspiele gearbeitet. Wie viele Paar Schuhe dabei durch ihre Hände gegangen sind, weiß sie gar nicht genau. "Ich schätze so 700." Allesamt für die Schauspieler, Sänger und Musiker der diesjährigen Festspielproduktionen.
"Viele der Schuhe kommen aus dem Fundus, manche wurden neu gekauft und ein paar sogar maßgeschneidert", erzählt die junge Mühlviertlerin.
Maß nahm stets ihre Chefin Gabriele Gmeiner, eine Vorarlbergerin, die in Venedig eine eigene Werkstatt betreibt und genau wie Johanna nur für die Festwochen in Salzburg engagiert wird.
"Mein Job war es dann, den Schuh zu bauen, wie es bei uns heißt. Also das Leder über die Leisten zu ziehen und die Sohlen darauf zu kleben. Beim Theater wird alles geklebt." Anders als bei Mühlleitner & Hütter in Mattighofen, wo die 32-Jährige regulär arbeitet. Hier werden Maßschuhe richtig genäht. "Dafür arbeitet man auch gut 40 Stunden daran", erzählt Furtlehner. Kostenpunkt: ab 2.500 Euro.
Rutschfeste Sohlen ganz wichtig
Aber zurück nach Salzburg: "Ganz wichtig für die Schauspieler ist es, dass sie auf der Bühne einen guten Halt haben. Deshalb ist eine unserer Hauptarbeiten auch, rutschfeste Sohlen anzubringen", erzählt die 32-Jährige, die sich für die Zeit in Salzburg ein kleines Zimmer gemietet hat. "Und dann schauen wir natürlich darauf, dass sie gut sitzen und bequem sind. Denn die Darsteller müssen sich bei ihren Auftritten ja auf etwas anderes konzentrieren als auf schmerzende Füße."
Reparaturen seien auch häufig zu machen – und Sonderwünsche gebe es natürlich auch hin und wieder. "Eine Schauspielerin wollte zum Beispiel einen höheren Absatz als vorgesehen. Und ein Regisseur hat seine bestellten Schuhe wieder zurückgeschickt, weil sie ihm dann doch ,zu bieder’ für die Rolle waren", erzählt Johanna Furtlehner.
Und dann gebe es immer wieder tolle Herausforderungen wie zum Beispiel die Schuhe von Gregor Bloeb als "Guten Gesellen" beim Jedermann, die ganz aus Schlangenleder gefertigt wurden. "Oder Damenpumps für die Oper Orphée, die eine Spitze aus giftgrünem Lackleder bekamen. Das ist eben die Theaterwelt. Ganz anders als jene, die ich als Handwerkerin sonst kenne", sagt Johanna Furtlehner. Doch genau dieser Unterschied mache die Arbeit in Salzburg so spannend: "Ich hab so viele tolle Leute kennengelernt, die von überall her kommen, allesamt Meister ihres Faches. Da kann man sich so viel abschauen und lernen", erzählt sie. "Und egal, ob Schuster, Hutmacher oder Schneider – jeder gibt hier sein Bestes."
Sie selbst hat ihr "Sommerpraktikum" mittlerweile beendet und will im Herbst auf die Meisterschule gehen. Und die Festspiel-Schuhe? Die müssen die Saison heil überstehen. Die Schauspieler dürfen sie übrigens nicht behalten. "Die wandern Ende August dann alle in den Fundus."