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Die Kunst der Natur in Bildern

Von Peter Grubmüller, 07. November 2020, 00:04 Uhr

Von Acker Wurtz über Johannesbeere (rechts) bis Zäpflein-Kraut – die mehr als 600 Pflanzen-Kupferstiche von Elizabeth Blackwell aus dem 18. Jahrhundert liegen nun in einem Prachtband vor.

Es ist eines der bedeutendsten Werke bibliophiler Kunst des 18. Jahrhunderts: 1737 veröffentlichte Elizabeth Blackwell (ca. 1700– 1758) in London unter dem Titel "A Curious Herbal" ein Kräuterbuch in zwei Bänden. Die Abbildungen waren alle von der Herausgeberin selbst gestochen und koloriert. Ihre Arbeit wurde ein Bestseller des 18. Jahrhunderts.

Dominic Olariu lehrt an der Ludwig-Maximilians-Universität München Kunstgeschichte des Mittelalters. Seiner Akribie ist es geschuldet, dass dieses Kunstwerk, das ob seiner exakten Beschreibungen von Morphologie, Standort, Blütezeit und Heilwirkung der Pflanzen einst Standardwerk für Mediziner und Apotheker war, nun erneut vorliegt. 2,7 Kilo wiegt das historische Dokument, mit insgesamt 640 farbigen Abbildungen samt ausführlichen Beschreibungen würdigt Olariu nicht nur Blackwell, sondern auch Künstlerinnen wie Giovanna Garzoni, Rachel Ruysch und Maria Sybilla Merian.

Tragische Entstehung

Vermittelt wird obendrein die tragisch-ironische Entstehungsgeschichte des Werks: Die Kaufmannstochter Elizabeth Blachrie heiratete ihren Cousin Alexander Blackwell, der sich als Hochstapler herausstellen sollte. Zuerst unterhielt er eine Arztpraxis in Aberdeen in Schottland. Als Zweifel an seiner Lizenz aufkamen, floh er mit seiner Frau nach London und eröffnete ohne Ausbildung und Mitgliedschaft in der Druckergilde eine Druckerei. Blackwell wurde zu einer Geldstrafe verurteilt, die er nicht bezahlen konnte. Er musste ins Gefängnis und hinterließ Elizabeth samt Kind unversorgt. Die in ihrer Jugend in Zeichnen unterrichtete Elizabeth fertigte nun ein Tafelwerk mit Pflanzendarstellungen an, die ob ihrer beeindruckenden Naturnähe von der Londoner Apothekergilde und dem Chelsea Physic Garden gefördert wurden.

Das Herbarium war ein so großer Erfolg, dass Elizabeth ihren Mann aus der Haft auslösen konnte. Nach weiteren Betrügereien setzte sich Alexander Blackwell allerdings nach Schweden ab, wo er es schaffte, am Königshof eine Arztstelle zu bekommen. Aber auch dort flog er auf – und wurde hingerichtet. Elizabeth Blackwell starb 1758 in Chelsea. Das Herbarium ist ihr Vermächtnis und ein Schatz für die Nachwelt.

Dominic Olariu: "Das Herbarium Blackwellianum", Wbg Edition, 460 Seiten, 640 Abbildungen, 123,40 Euro

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Autor
Peter Grubmüller
Ressortleiter Kultur
Peter Grubmüller
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