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"The Wolf of Wall Street": Wie mit Geld der Welpe zur geldgeilen Bestie wird

Von Nora Bruckmüller, 18. Jänner 2014, 00:04 Uhr
Wie mit Geld der Welpe zur geldgeilen Bestie wird
Leonardo DiCaprio in "Wolf Of Wall Street". Bild: UPI

Martin Scorsese lässt Leonardo DiCaprio als selbstzerstörerischen Betrüger glänzen.

Wieso plagen wirtschaftliche Probleme die Gesellschaft weltweit, wenn die Menschen an den Schalthebeln doch die beste Bildung haben? Diese Frage inspirierte den preisgekrönten Regisseur Erwin Wagenhofer, in seinem Dokumentarfilm "Alphabet" die globalen Ansätze von Bildung zu hinterfragen.

Müsste man den Begriff Bildung für Martin Scorseses fünffach oscarnominiertes Werk "The Wolf of Wall Street" definieren, sollte man Elite-Schulabschlüsse, Ethik und vermittelte Moral beinhart vergessen. Jordan Belfort, der bis in die 1990er-Jahre tatsächlich als Wolf auf der New Yorker Wall Street jagte und von Leonardo DiCaprio verkörpert wird, hatte bloß Instinkte und schlitzohrige Lehrmeister, die auf dicke Hose machten.

Masturbation und Martinis

Als "Jordi" noch ein Welpe war, lebte ihm Brooker Mark Hanna (Matthew McCounaughey) bei einem Mittagessen vor, wie man sein Revier auf der Spielwiese der virtuellen Summen markiert – mit Masturbation, Martinis und Kokain.

McCounaugheys Darstellung eines Mannes im Anzug, der sich mit der Faust auf die Brust klopft, während er Klänge der Meditation brummt und der Kellnerin machistische Luftküsschen zuschickt, ist atemberaubend, angsteinflößend und vermittelt den Ton der fünften Zusammenarbeit von Scorsese und DiCaprio. Sie pulsiert voller Geschwindigkeit, Bildgewalt, Gier, Gesetzes- und Gewissenlosigkeit.

Drei Stunden lang ist Belforts Leben ein skurriler Rausch und ein nervenaufreibender Marathon im Hamsterrad der Hochfinanz. Es fängt an bei Belforts Aufstieg zum Chef der eigenen Brokerfirmer– dank fauler Deals – und findet seinen Höhepunkt in den ersten Anzeichen eines riesigen Katers.

DiCaprios Spiel ist dabei facettenreich wie nie. Beduselt saugt er Kokain aus der Po-Ritze einer Prostituierten in seine Nase – mit frischen, zusammengerollten Scheinen. Spricht er als Belfort zur Belegschaft, huldigt er mit sakraler Ehrfurcht der Gier wie ein Hohepriester des Kapitals, schwört mit aggressiv zusammengekniffenen Augen sein Team ein, wie ein Fußballtrainer die Mannschaft im Champions-League-Finale. Die Jagdgründe seines Rudels sind Hinterzimmer, Limousinen, Jets, Yachten und immer wieder Großraumbüros, in denen Computer in Reih und Glied jene Ordnung vortäuschen, die es zwischen Geschrei, Adrenalin und illegal gepushten Kursen nie gibt. Scorsese übersetzt all die Orgien, die Ausraster und Manipulationen in seine typische Sprache, die den größten Abgründen noch Stil verleiht.

Selbst den fabelhaften Jonah Hill, der Belforts Partner Donnie Azoff verkörpert, fängt er in einer kunstvollen Montage ein, als er den Goldfisch eines Untergebenen schluckt, weil dieser bei Börsenstart das Aquarium geputzt hat.

Szenen wie diese sind es, die "The Wolf of Wall Street" nicht, wie von US-Medien behauptet, zur Glorifizierung von Männern macht, die sich das Geld gerne intravenös spritzen würden. Es ist zwar oft lustig, weil ohne falschen Respekt bloßgestellt wird. Gemeint sind dabei aber nicht die Börsianer in ihrer Blütezeit, sondern Menschen an sich, weil Geld immer auch die schlimmsten Seiten pflegen kann.

The Wolf of Wall Street: 2013, USA, 179 Min., R.: Martin Scorsese

OÖN Bewertung:

 

Der Trailer:

Hintergrund

Jordan Belfort: Die Figur Jordan Belfort aus „The Wolf of Wall Street“ wurde nicht bloß erdacht, sondern sie basiert auf dem Leben des echten Jordan Belfort. Dieser wurde 2003 u. a. wegen Wertpapierbetrugs zu vier Jahren Haft verurteilt und nach 22 Monaten wieder entlassen. Die Verluste seiner Anleger beliefen sich auf rund 200 Millionen Dollar. Heute ist er Motivationstrainer. Zuvor schrieb er zwei Bücher. Die Filmrechte verkaufte er um 940.000 Dollar. Laut der „FAZ“ muss Belfort noch immer 110,4 Millionen Dollar an einen Fonds für 1500 Opfer zahlen.

DiCaprio mit Scorsese: „The Wolf of Wall Street“ ist nach dem Drama „Gangs of New York“ (2002), dem Howard- Hughes-Biopic „Aviator“ (2004), dem Mafia-Meisterwerk „The Departed“ (2006) und dem Psychothriller, „Shutter Island“ (2010) die fünfte Zusammenarbeit von Leonardo DiCaprio und Martin Scorsese. Bereits für „Aviator“ erhielt DiCaprio eine Oscarnominierung.

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2  Kommentare
2  Kommentare
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Ameise (45.683 Kommentare)
am 19.01.2014 17:07

die noch wesentlich realer sind...

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DrWatts (1.079 Kommentare)
am 19.01.2014 11:30

Spielt er auch in dem Film mit in einer Rolle als Bausparkassen Vertreter?

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