Walter Egger: "Ich liebe diesen Unfrieden"
Walter Egger ist als Moderator von "G'sungen und g'spielt" zwar in Pension. Mundart und Musik halten ihn aber täglich auf Trab.
"I spü dahoam die zweite Geign." Das sagt Walter Egger, wenn man ihn fragt, ob er selbst ein Instrument spielt. Dann lacht der Eberschwanger herzlich. Weil sich der 70-Jährige der Ironie durchaus bewusst ist, dass ihn gerade seine ORF-Radiosendungen "G’sungen und g’spielt" sowie "Musikanten spielt’s auf" für die OÖN-Wahl zur "Ikone der Volkskultur" prädestinieren.
Ende 2017 ging er als Moderator in Pension. Knapp 40 Jahre lang arbeitete er für das Landesstudio. Daran, wie alles begann, erinnert er sich noch lebhaft. "Ich habe 1982 einen Wettbewerb für Nachwuchssprecher absolviert, den ich gewonnen habe. Davor habe ich mit Volksmusik nichts zu tun gehabt. Dann haben sie mich ins kalte Wasser geschmissen." Der Chef wies an, 20 Stücke zu spielen. "Machen S’ a Sendung, hat er gesagt. Aus einer pro Woche wurden zehn im Jahr. Am Ende waren es 2700."
Eingeteilt sei er aber vorher schon gewesen – "vom Schreiben her", sagt der Buchautor und Mundartdichter, der seit 35 Jahren die Kolumne "Eggerisch g’redt" verantwortet. Jede besteht aus 13 gereimten Vierzeilern, in denen er Missgeschicke aus der Bevölkerung humoristisch verewigt. Dass ihm das geschriebene Wort liege, habe er schon als Zwölfjähriger gespürt. Ob er als Bub neben der spitzen Feder schon die spitze Zunge beherrschte? "Na ja, ganz leicht frech war ich schon", sagt er und grinst. "Aber mein oberstes Gebot ist: nie unter der Gürtellinie." Das gelte auch für sein "Derblecka", das er 2019 zum 24. Mal veranstaltet und bei dem Politik, Wirtschaft, Kultur und Alltag auf’s Korn genommen werden. Momentan hat er dafür schon knapp sieben Kilo Papier gesammelt. Hunderte Artikel, die den Zeitgeist konservieren, ausgeschnitten aus Zeitungen, auch aus den OÖN. "Bis Jahresende werden es neun Kilo sein." Dann werden die in Mappen fein säuberlich sortierten Geschichten studiert. "Aber erst wenn der Advent vorbei ist. Die stärkste, aber auch die schönste Zeit des Jahres. Weil man da erkennt, dass der Mensch richtig Sehnsucht hat – nach ein bisschen Frieden." Ruhig ist es bei ihm daheim in Eberschwang aber nie wirklich, wo er 20 Jahre lang in der Hauptschule Deutsch, Geografie und Werken unterrichtet und sie weitere 20 Jahre lang geleitet hat.
Bis zu 60 Veranstaltungen zwischen Volksmusik und Mundart halten ihn auf Trab – und jung. Und fünf Enkerl. "Zwei haben wir im Haus. Des san nu dazu Dirndln, die den Opa um den Finger wickeln." Ihm gehören zwei Arbeitszimmer. "Wenn wer reinkommt, ist’s recht, wenn ned, hab i meine Ruhe." Aber wie sagt er über sein Leben: "I hob koan Tog an Frieden. Aber ich liebe diesen Unfrieden."
OÖN-Wahl „Ikone der Volkskultur“
Die OÖNachrichten rufen zur Wahl der Ikone der oberösterreichischen Volkskultur auf.
Machen Sie mit!
Bis 12. Dezember können Sie Ihren persönlichen Ikonen-Vorschlag mit einer kurzen Begründung per E-Mail an volkskultur@nachrichten.at schicken.
Ab 15. Dezember stehen die zehn Finalisten auf nachrichten.at zur Wahl. Die Ikone der Volkskultur wird dann am 16. Februar präsentiert.
Bisherige Vorschläge: Helmut Begsteiger, Volker Derschmidt, Katharina Dobler, Lois Neuper, Anneliese Ratzenböck, Hans Samhaber, Gexi Tostmann, Franz Gumpenberger, Johanna Dumfart, Anton Pichler, Brigitte Schaal, Hermann Edtbauer, Ludwig Pasch, Hubert Tröbinger, Johann Pammer, Rudi Lughofer, Maria Ertl , Hans Dieter Mairinger und Friedrich Renhart.
Was die Moderatoren so als "Mundart" in die Linsen sprechen - na gut, als ich jung war, gabs keine Linsen und als ich halbstark war, sprachen sie nicht Mundart in die Linsen.
Bei uns hats einen gefeierten Mundartdichter gegeben, das war gestelzt. Wer auch immer den gefeiert hat, der hat die Mundart nicht gekannt.