"Unsere Musik ist eine aus Fleisch und Blut"
Hubert Tröbinger und sein "Rainbacher Dreig’sang" bieten traditionelle Kunst, die einfach echt bleiben will.
"Selber würd’ ma ja nie auf so eine Idee kommen, dass man als ‚Ikone der Volkskultur‘ infrage kommen würde", sagt Hubert Tröbinger, der sich ehrlich über seine Nominierung bei der von den OÖN initiierten Wahl freut (mehr rechts).
Neben Menschen genannt zu werden, zu denen man selbst aufblicke, wie etwa Kollege Volker Derschmidt, sei eine Ehre.
Diese gebührt auch Tröbinger. Seit knapp 25 Jahren tourt der 60-Jährige mit seinem "Rainbacher Dreig’sang", seit zehn Jahren gestaltet der Mühlviertler die Sendung "Volksmusik und Tradition" für das freie Radio in Freistadt, wo er im 39. Schuljahr an der Musikschule Gitarre unterrichtet. "Nächstes Jahr mach ich den 40er voll", sagt er und lacht.
Er hat viel geschafft. Vor allem, wenn man weiß, dass er erst mit 20 Jahren Noten lesen gelernt hat. Sein Instrument hat er schon als Zehnjähriger lieben gelernt und später in Bands Musik jeder Art gespielt. Und die Volksmusik? "Die is erst spat kema."
In den Anfangsjahren an der Musikschule, als ihn seine Kollegin, die Zither unterrichtete, zum Musizieren einlud. "Sie hat mich nie bekniet, aber wahrscheinlich eine längst aufgesperrte Tür geöffnet." Als Tröbinger etwa 30 Jahre alt war, kam es zum Schlüsselerlebnis. "Es war fast wie eine Infektion. Wir waren in Südtirol zu einem Volksmusikabend eingeladen. Ich kann bis heute nicht genau sagen, was da geschehen ist. Die Atmosphäre, das Drumherum, hat mich dermaßen angesteckt, dass ich das Ganze bis heute mit Begeisterung und Herzblut betreibe." Auch seine Gattin sagte: "Irgendwas ist da mit dir g’schehen. Du warst richtig verändert."
Mit "seiner" Traudi, der Mutter seiner zwei erwachsenen Töchter, hat Tröbinger auch den "Rainbacher Dreig’sang" gegründet. Zuerst sind sie im Duo aufgetreten, bis sie Renate Zeiml dazugeholt haben – auch eine Rainbacherin, gleich in der Nähe wohnend. "Eine, die so schön singt wie meine Frau." Ihre drei Stimmen hätten sich auf Anhieb harmonisch und sauber gemischt. "Man muss da schon einer Meinung darüber sein, wie man einen Text singt, ohne daraus etwas Besonderes machen zu wollen. Ma erzählt afoch die G’schicht", sagt der Pädagoge. Für ihn vermittelt die traditionelle Volksmusik – eine ohne Verstärker und aus Fleisch und Blut – grundlegende Werte: Einfachheit, Ehrlichkeit, Menschlichkeit und regionale Identität.
Tröbinger hat man das im Elternhaus vorgelebt. Der Vater war Zimmermann. "Er hat nicht nur Dachstühle gebaut, sondern er war ein begabter Kerbschnitzer." Hoftüren, die er gestaltet habe, finde man bis heute in Vierkantern überall im Mühlviertel. "Etwas Bleibendes von großem Wert."
Wählen Sie die „Ikone der Volkskultur“
50 potenzielle Ikonen der Volkskultur haben die OÖNachrichten-Leser und -Leserinnen
in den vergangenen Wochen auf nachrichten.at mit ausführlichen Begründungen nominiert.
Die 15 nun zur Wahl stehenden Persönlichkeiten wurden von der OÖN-Kulturredaktion gemeinsam mit ihrem Volkskultur-Spezialisten Klaus Huber ausgewählt.
So funktioniert die Wahl: Bis zum 8. Februar stehen die 15 Finalisten auf nachrichten.at zur Wahl. Jeder Mausklick zählt als eine Stimme. Die Ikone der Volkskultur wird dann am 16. Februar in den OÖN präsentiert. Auch die Zweit- und Drittplatzierten dieser Publikumswahl werden prämiert. Hier kommen Sie zur Wahl!