"Volkskultur führt zusammen"
Franz Gumpenberger (75) ist unter anderem Volkskultur- und Volksmusik-Moderator für Radio Oberösterreich.
"Ikone ist ein bissl übertrieben. Das ist etwas ganz Hochg’stochenes", sagt Franz Gumpenberger (75) auf die Frage, wie es ihm damit gehe, als "Ikone der Volkskultur" nominiert zu sein. "Mi gfreit’s. Was ich mit der Volkskultur zu tun hab’, ist sehr vielfältig."
Als ORF-Radiomoderator ist er die Stimme in "G’sungen und g’spielt", "Musikanten, spielt’s auf" und "Bei uns dahoam" – insgesamt rund 3000 Sendungen hat er moderiert, aber auch Volksmusikabende, Dichterlesungen und die Christkindl-Gala der OÖNachrichten im Vorjahr, für die er bis 2005 auch die Kolumne "Volkskultur" schrieb. 26 Jahre war er Obmann der Musikkapelle St. Oswald. Als passionierter Theaterspieler stand er im September in "Die Hexenmacher" in Bad Zell auf der Bühne. "Die Volkskultur ist das, was man im Leben schön findet, was vom Menschen stammt, ihm Freude bereitet und was der Mensch schaffen kann – gemeinsam. Wenn ich mehrstimmig singen will, brauch ich wen. Die Volkskultur führt zusammen", sagt der 75-Jährige.
Paare zusammengeführt hat er als Eheberater und Brautweiser. "Ich hab’ versucht, den Männern klarzumachen, dass ihr Kind nur einmal den ersten Schritt macht. Manche Paare hab’ ich später wieder scheiden müssen", erinnert sich der promovierte Jurist und ehemalige Richter, dem stets wichtig war, sich "hineinzudenken in die Menschen, warum sie streiten. Ich hab’ die Leute selber suchen lassen, was sie falsch gemacht haben." Noch etwas habe er als Richter gelernt: "Das Entscheiden", auch von Wesentlichem und Unwesentlichem. Aufgewachsen ist Franz Gumpenberger mit sechs Geschwistern auf einem Bauernhof in St. Oswald im Mühlviertel. "Wir haben alle fest mitarbeiten müssen. Man hat nicht viel gehabt und war zufrieden." Seine Schulzeit verbrachte er im Internat der Jesuiten in Linz. Heute lebt er mit seiner Frau in Rohrbach.
Heimat ist für ihn, "wo man verstanden wird" – für den fünffachen Vater und bald 15-fachen Großvater "in der Familie und im Ort, wo ich lebe, wo man Vertrauen genießt und Vertrauen schenkt. Natürlich muss man offen sein. Man muss mit den Leuten reden. Nicht über sie. Ich glaube,es ist ein Mangel in unserer Kultur, dass dafür zu wenig Zeit ist."
Begeisterter Krippenbauer
Heimat, das ist für ihn auch Kontakt. "Wenn ich einen Flüchtling in Rohrbach grüße, dann reißt es den und der grüßt zurück. Da kann man Heimat schaffen für jemanden." Orte der Besinnlichkeit schafft der begeisterte Krippenbauer – "Ich schenk’ sie alle her" – vor Weihnachten in seinen Adventlesungen. Den Heiligen Abend wird er mit seiner Frau allein verbringen. "Die Kinder haben eigene Familien. Aber am Stefanitag treffen wir uns alle."
OÖN-Wahl "Ikone der Volkskultur"
Die OÖNachrichten rufen zur Wahl der Ikone der oberösterreichischen Volkskultur auf. Machen Sie mit!
Bis 12. Dezember können Sie Ihren persönlichen Ikonen-Vorschlag mit einer kurzen Begründung per E-Mail an volkskultur@nachrichten.at schicken.
Ab 15. Dezember stehen die zehn Finalisten auf nachrichten.at zur Wahl. Die Ikone der Volkskultur wird dann am 16. Februar präsentiert.
Bisherige Vorschläge: Volker Derschmidt, Katharina Dobler, Lois Neuper, Anneliese Ratzenböck, Hans Samhaber, Gexi Tostmann, Franz Gumpenberger, Johanna Dumfart, Anton Pichler, Brigitte Schaal, Hermann Edtbauer, Ludwig Pasch, Hubert Tröbinger, Johann Pammer, Rudi Lughofer, Maria Ertl , Hans Dieter Mairinger und Friedrich Renhart.
Jetzt fällt mir doch glatt noch was ein zum Thema "Volkskultur führt zusammen" - das mag in Oberösterreich so sein, in Wien ist das anders.
Ich erinnere an den Sager von Soziallandesrat Hacker, natürlich SPÖ, der meinte, eine Lederhose sei für ihn ein Kulturschock.
Ich frage mich, was ist dann für ihn die Vollkörperverschleierung, Kaftan, etc.etc. das gehört alles auch zur Volkskultur, wenn auch nicht zu unserer. Und da schockiert ihn unsere Lederhose, der Kaiser Franz Josef wird im Grab rotieren, wenn er das erfährt. Zeit seines Lebens hat er immer Lederhosen getragen - so gesehen dann eigentich eine Kulturschande.
Herrj Gumpenberger steht wirklich für die Volkskultur! Aber Frau Tostmann??? Nur weil sie mit der Dirndlschneiderei eine erfogreiche Unternehmerin ist - das ist auch Zeitgeist. Heute gehört's dazu, dass die trachtige Mode wieder im Aufwind ist, das sieht man an den verschiedensten Veranstaltungen, bei denen auch die Jugendlichen wieder in Tracht aufkreuzen. Ist doch noch nicht so lange aus, dass Tracht verpönt war, insbesondere bei den Grünen und jetzt steht die Grüne Frau Tostmann plötzlich für Volkskultur? Passt irgendwie nicht wirklich. Eine erfolgreiche oberösterreichische Unternehmerin in Wien, ja das ist sie - das muss man wirklich anerkennen.