Die harten Themen des Lebens in Plüsch
Die renommierte Textilkünstlerin Tanja Boukal stellt in Neufelden aus
Die Wienerin Tanja Boukal ist so etwas wie die fleischgewordene Spannweite textiler Kunst. In Haslach führt sie gerade eine gute Handvoll interessierter Damen in die Geheimnisse der Stickkunst ein. Die zeitgenössische Künstlerin mit Schwerpunkt Textile Kunst kann aber auch anders.
"Ich will schwierige Themen ins Vertraute hereinholen", sagt Boukal. Eine Auswahl ihrer Arbeiten ist von heute bis zum 4. August in der Galerie HeimART in Neufelden zu sehen. Bei den Arbeiten geht es ans Eingemachte, es sind harte Themen wie Migration und Tod, die sie mit textilen Materialien kuschelig verpackt. Oft trifft die Brutalität der Themen erst beim zweiten Hinschauen mitten ins Herz. In ihrer Arbeit "Wo Blumen blühen" sind farbenfrohe Blumen in Stumpworktechnik dreidimensional auf Schwarz-Weiß-Fotos gestickt. Es sind die Aufnahmen ertrunkener Flüchtlingskinder.
Ebenfalls in Neufelden zu sehen ist die Darstellung der marokkanischen Flüchtlingsenklave Ceuta. Boukal hat den dortigen acht Meter hohen Stacheldrahtzaun - als er gerade von einem Flüchtling überwunden wird - auf Stoffbahnen nachgebildet. Die gefühlte Diskrepanz zwischen dem todbringenden Zaun und weichem Stoff hinterlässt Betroffenheit.
Was Tanja Boukal, die bereits zahlreiche internationale Soloausstellungen bestritten hat, stört: "Ich werde oft gefragt, ob ich auch einen Pullover stricken kann. Natürlich kann ich das. Aber einen Maler fragt keiner, ob er auch ein Zimmer ausmalen kann."
Ausstellung: "Wo die Blumen blühen" von Tanja Boukal, Galerie HeimART, Neufelden, bis 4. August