Die Feinheit eines echten Virtuosen
Mit einem pianistischen Feuerwerk der Spitzenklasse startete die Brucknerhaus-Reihe "Russische Dienstage" mit Jurij Faworin (32), der auch diesmal in Linz begeisterte.
Atemberaubend ist seine sichere Technik. Und das ist bei dem Programm auch absolut notwendig. Nicht allzu oft bekommt man zwei Bände der "Années de pèlerinage" von Franz Liszt an einem Abend zu hören: den ersten und dritten Band, der, erst 1883 veröffentlicht, eine ganz andere Seite von Liszt zeigt – die des harmonischen Visionärs und des Finders feiner Klangkaskaden, elementaren Ausbrüchen gegenübergestellt. Faworin gelingt es vorzüglich, diese Stücke auf den Punkt zu bringen, die Dynamik auf das Extremste auszuloten, von zart hingehauchten Klängen bis zu Klangexzessen, die aber trotz riesiger Lautstärke immer kontrolliert entstehen. Dazu ein subtiles Spiel mit den Melodien, die Faworin höchst konzentriert aus dem dichten Satz herauszuheben versteht, beinahe singend phrasiert, dennoch auch die Begleitfiguren transparent modellierend.
Fazit: Ein großartiges Recital, das ohne leeres Virtuosengehabe mit technisch geschliffenem und dennoch höchst emotional beredtem Spiel überzeugen konnte. Zu Recht Standing Ovations.