Der unermüdliche Woodstock-Spirit
Mit 60.000 Besuchern endete gestern das neunte Woodstock der Blasmusik in Ort im Innkreis. Die OÖN besuchten die Menschen, die das riesige Festival am Laufen halten.
Bei einem Fest von der Größe des Woodstocks der Blasmusik würde man erwarten, dass dem Chef das Handy längst mit dem Ohr verschmolzen ist. Nicht so bei Simon Ertl. Als die OÖN den Woodstock-Meister am Samstag Backstage trafen, schien es, als würde den Innviertler bloß die Hitze ins Schwitzen bringen. Und seine Tracht.
Denn der Chef und Posaunist stand am Abend selbst auf der Bühne. Gleich zwei Mal – mit "Kool And The Gang" und der "Woodstock All Star Band". "Wir sind mittlerweile so aufgestellt, auch hinter den Kulissen, dass das möglich ist. Eine schöne Auszeit. Wer sonst kann schon sein Festival von der Bühne aus erleben?", sagt er. Ein Privileg, zu dem ihm Menschen wie Mario Schwarz verhelfen.
Während Andy Lee Lang, ein Unverwüstlicher des Rock’n’Roll, auf der Hauptbühne den Kampf gegen die unerbittliche Nachmittagssonne über der Arco Arena gewinnt, indem er Besucher zum Tanzen bringt, schaut der Technikchef im Schatten seines Zelts auf den guten Ton. "Im Grunde ist es meine wichtigste Aufgabe, absolute Ruhe bei absolutem Stress auszustrahlen", sagt Schwarz nach einer Nacht mit zwei Stunden Schlaf. Er nimmt sein Handy aus der Hosentasche, zeigt das Display und grinst: Es ist Ed Irons, Manager von "Kool And The Gang", nicht das erste Mal an diesem Tag. Das Stichwort für Schwarz, seines Amtes als Ruhepol zu walten. Das Stichwort für die Passauerin Sarah Lang und die Niederösterreicherin Stefanie Lanz vom Künstler-Büro ist ein anderes: Sonnencreme.
"Nur ans: a guade Musi"
Die Musiker von "DeSchoWieda" sind eingetroffen – und wahrscheinlich typisch für bayrische "Maunsbüda" ohne Sonnenschutz. "Im G’nack is die Sonn’ am ärgsten", sagt Sänger Tobias Loechle. Noch "bierlos", aber voll Vorfreude sei er. "Es keman hoid Tausende Leit, die nur ans woin: a guade Musi." Dass er so gut drauf ist, freut Lang. Als "lebender Wegweiser", der die Künstler betreut, will die Wahl-Linzerin in kurzer Zeit ein warmes Willkommen in ärgster Hitze bereiten. "Dafür brauchen wir auch Empathie, Geduld und Humor", sagt sie.
So entsteht wohl der Woodstock-Spirit, von dem Sonja Gruber spricht. Sowie davon, dass es ihr am meisten taugt, "wenn wir im Team Probleme lösen, die man sich nie vorgestellt hätte", sagt die Mödlingerin, die hinter der "Kraut und Ruam"-Bühne als Sprachrohr zwischen Bands und Technik fungiert. "Einmal ist eine Band einfach nicht aufgetaucht, da haben wir im Publikum Besucher mit Instrumenten mobilisiert. Am Ende haben sie zu zehnt gespielt", sagt Gruber. Den Woodstock-Spirit tragen auch die Besucher in sich. Sogar bei Hitze wie in der Hölle.