"Breaking the Ice": Ein Film, der das Eis bricht
Viel Applaus für "Breaking the Ice", der im Moviemento Linz Oberösterreich-Premiere feierte und auch Spieler der Black Wings ins Kino lockte.
Eine feministische Geschichte über lesbische Liebe in einem Sport, der als einer der härtesten wie männlichsten gilt: Eishockey. Was sich unüberbrückbar anhört, hat im Kino locker zusammen Platz – dank Filmen wie „Breaking the Ice“, der Mittwoch in einer OÖN-Filmnacht im Moviemento Linz Bundesland-Premiere feierte.
Regisseurin Clara Stern beantwortete eine Stunde lang Fragen des Publikums und nahm Komplimente für ihre Verbindung von menschlichem Wachstum und Sport als dessen Motor entgegen.
An ihrer Seite: die Hauptdarstellerinnen Alina Schaller und Judith Altenberger, der aus Hartkirchen stammende Produzent Michael Kitzberger, Kameramann Johannes Hoss und die Linzer Eishockey-Profis Valentina Böhm und Katharina Huber, die im Film mitspielen. Von den Black Wings waren Patrick Söllinger, Jakob Mitsch, Leon Sommer und Emilio Romig dabei.
Hintergrund: Über die Verletzlichkeit unterm Eishockey-Panzer
Werke wie „Breaking the Ice“ gibt es selten. Die Regiearbeit der Wienerin Clara Stern (35) ist zwar ein Sportfilm. Aber einer, in dem das Spiel die Entwicklung von Frauen spiegelt, nicht jene von Männern.
Ab Freitag ist der Kinofilm in den Kinos zu sehen, er handelt von Mira, Kapitänin des Eishockeyteams „Dragons“.
Die Weinbäuerin meint, auf dem Eis alles kontrollieren zu können, doch droht ihre familiäre Situation sie seelisch ausrutschen zu lassen: Ihr Großvater, der Linzer Wolfgang Böck, hat Demenz, die Beziehung zur Mutter (Pia Hierzegger) ist belastet, der Bruder lief weg. Nun taucht er wie ein Geist der Vergangenheit wieder auf, gerade als Theresa neu zum Team stößt.
Es bahnen sich intensive Liebesgeschichten voller Wachstumsschmerzen an: von Mira, gespielt von Alina Schaller („Vorstadtweiber“), zu Theresa – Judith Altenberger, die mit ihrer Schwester, Ex-Buhlschaft Verena im Film „Gesicht der Erinnerung“ auftrat. Und jene von Mira zu ihrem wahren Ich.
Stern entwickelte im Drehbuch eine komplexe universelle Geschichte, keinen „Problemfilm“ über homosexuelle Identität. „Clara erzählt von Menschen, die kompliziert sein können, auch unsympathisch“, sagt die aus Purkersdorf (NÖ) stammende Schaller. Dennoch bleibt eine feministische Geschichte, die Kraft gibt, aber „nie kitschig oder prätentiös wirkt“.
„Mira hat so viel Angst vor allem, sie traut sich nicht, sich so zu zeigen, wie sie ist, damit konnte ich mich absolut identifizieren“, sagt Schaller, die die Mira inspiriert habe, „der Welt etwas mehr Vertrauen zu schenken. Ich weiß nicht, was kommt, ob ich mich verletzte, trotzdem muss ich den Mut haben, zu zeigen, wie ich wirklich bin.“ Was sich Altenberg mitgenommen habe? „Dass es zum Leben dazu gehört, einen Menschen mit allem, was zu ihm gehört, anzunehmen.“ In ihrer Figur Theresa sieht die Salzburgerin die Stärke begründet, so offen für Mira sein zu können.
Im Eishockey-Bootcamp
Wenn sich Schaller etwas für „Breaking the Ice“ wünschen könnte, wäre das, „dass sich die Menschen eine Scheibe von Miras Mut und Theresas bedingungsloser Liebe abschneiden könnten“. Da der Film junge, selbstbewusste Frauen und Menschen jenseits der heterosexuellen Norm sichtbar mache, „haben wir uns schon gefragt, wie cool es gewesen wäre, hätten wir schon in der Schule einen solchen Film sehen können, der Türen für die eigene Entwicklung öffnet“.
Das Duo konnte ausgerechnet wegen der Pandemie lange und intensiv an ihren Figuren arbeiten – drehen wollte man im Frühjahr 2020. „Dank“ Verzögerungen konnten sie auch eineinhalb Jahre lernen, Eishockey zu spielen, u. a. mit Spielerinnen des EHV Vienna Sabres. „Es war ein Hardcore-Bootcamp“, sagt Altenberger. Profi-Trainer und -Trainerinnen hätten sie, sagt Schaller, körperlich wie mental auf allen Linien unterstützt. „Wir hatten auch ein ganzes Team an Profi-Eishockeyspielerinnen am Set, die uns halfen, wir haben sie dann beim Schauspielen für den Film an der Hand genommen.“
Ihre Glaubwürdigkeit als „Paar im Profisport“ unterzogen sie noch vorm Dreh einem Praxistest, bei einer Ernährungsberatung bot sich die Gelegenheit. „Wir haben unsere Rollen spazieren getragen und sind nicht aufgeflogen.“