Am Ende standen alle und weinte eine
Verdi-Requiem: Ein großes Konzert mit berührender Begleitmusik im Brucknerhaus.
Giuseppe Verdi wollte eigentlich keine Totenmesse schreiben, schließlich gebe es "viele, viele, viele". In den Jahren 1873 und 1874 komponierte er dann doch seine "Messa da Requiem" und schenkte damit den Menschen ein Meisterwerk. Am Donnerstagabend haben das Bruckner Orchester unter Markus Poschner, der Tschechische Philharmonische Chor Brünn (Petr Fiala), der Chor Ad Libitum (Heinz Ferlesch) und die Solisten Susanne Bernhard, Olga Syniakova, Alexey Dolgov und Tareq Nazmi diese Meisterprüfung in mitreißender Manier bestanden.
Plädoyer gegen Krieg
Chefdirigent Markus Poschner hatte sich in einer kurzen Ansprache auf den Krieg in der Ukraine bezogen: "Musik kann den Krieg nicht stoppen. Sie ist aber ein Plädoyer für Menschlichkeit, Freiheit und gegenseitigen Respekt." Diese Botschaft der rund 180 Mitwirkenden ist im vollen Brucknerhaus angekommen. Im zärtlich dargereichten Intro hätte man gefühlt immer noch eine Stecknadel fallen hören können. Die Diskrepanz zum stürmischen und aufwühlenden "Dies irae" hätte deshalb nicht größer wirken können.
Im "Tuba mirum" spielen einander die starken Bläser im Brucknerhaus verteilt zu, die beiden Chöre reizen danach, wie im weiteren Verlauf des Konzerts, jeglichen potenziellen Fallstrick bis zum Anschlag aus, ohne je Gefahr zu laufen, dabei zu straucheln.
Stärke, Feinfühligkeit und Präsenz strahlen die vier Solisten aus. Die deutsche Sopranistin Susanne Bernhard war mit ihrer Aufgabe praktisch eins, Tarek Nazmis Bass donnerte über das Haus, und die Mezzosopranistin Olga Syniakova – sie gastiert am Wochenende in der "Pique Dame" an der Mailänder Scala – zog mit ihrer klaren, starken Stimme in den Bann. Einzig Tenor Alexey Dolgov fiel vergleichsweise ein wenig ab. Markus Poschner hat sein Orchester erneut wunderbar auf die Aufgabe eingestellt, die untereinander geschenkte Wertschätzung ist nicht mehr neu, aber immer wieder erwähnenswert. Orchester und Chöre harmonieren darüber hinaus blendend.
Nach knapp zwei Stunden verhallt der letzte Ton des sensationellen "Libera me" ("Befreie mich"). Nach Momenten der Stille brandet Applaus auf, das Publikum akklamiert stehend. Aber es gibt auch einen Menschen auf der Bühne, der gerade unendlich traurig ist: Die Mezzosopranistin Olga Syniakova muss getröstet werden. Sie ist Ukrainerin. (att)
Fazit: So schön, mitreißend und traurig.
- Verdis Requiem: Bruckner Orchester unter Markus Poschner, Tschechischer Philharmonischer Chor Brünn, Chor Ad libitum, Susanne Bernhard (Sopran), Olga Syniakova (Mezzo), Alexey Dolgov (Tenor), Tareq Nazmi (Bass), Brucknerhaus, 3. März