Wenn "Die Räuber" auf der Bühne verunglücken
Wiener Volksoper: Premiere von Giuseppe Verdis Werk in der Regie von Alexander Schulin.
Enttäuschend! So lautet das Resümee über Giuseppe Verdis "Räuber" an der Wiener Volksoper. Denn sowohl das szenische Konzept als auch die musikalische Umsetzung konnten nicht überzeugen und lagen nicht auf dem Niveau, das man sonst von der Volksoper gewöhnt ist.
Regisseur Alexander Schulin gelingt es nicht, die Brisanz dieses Schiller-Stoffes, der bei seiner dramatischen Uraufführung 1742 voll und ganz den Nerv der vorrevolutionären Aufklärung getroffen hat, greifbar zu machen. Ein Stoff, der bei der Premiere von Verdis Opernfassung ein Jahr vor der Revolution von 1848 wie ein Pulverfass gewirkt haben muss und heute aktueller ist denn je. Somit war die Entscheidung für diese Oper durchaus richtig, aber nicht für eine derart holprige, manchmal absolut gegen den Rhythmus gebürstete deutsche Übersetzung, die an manchen Stellen die Musik unfreiwillig ins Lächerliche zog.
In historischen Kostümen (Bettina Walter) stellten sich die Akteure in moderner Architektur (Bettina Meyer) auf, ohne miteinander zu agieren. Jac van Steen leitete das Orchester der Volksoper mit viel Schwung und Elan, versuchte aber gar nicht, in Verdis Partitur zu differenzieren, dynamische Schattierungen einzusetzen und mit den doch beabsichtigten Klangfarben zu spielen. So war man sicherer Begleiter, aber nicht emotionaler und vielleicht auch psychologischer Faktor. Es ist heute nicht leicht, Verdi optimal zu besetzen, aber an diesem Abend ging es doch für die meisten an die Grenzen, was nicht zu überhören war. Am besten und auch stilechtesten hat sich Sofia Soloviy als Amalia geschlagen. Ihr gelang es, sowohl stimmlich die vielschichtige Partie überzeugend umzusetzen, als auch schauspielerisch ein wenig Lebendigkeit auf die Bühne zu bringen. Vincent Schirrmacher hingegen hatte mit der Partie des Karl zu kämpfen und wirkte insgesamt, als würde er sich in seiner Haut und im deutschsprachigen Korsett nicht wirklich wohlfühlen. Dennoch flackerte bei manchen Passagen sein Können auf.
Von der Regie alleingelassen
Boaz Daniel als sein Bühnenbruder Franz begeisterte nicht. Einerseits schien er von der Regie vollkommen alleingelassen und viele Gänge absolut unmotiviert zu absolvieren, andererseits verfügt seine Stimme nicht über die runde und sichere Höhe, um mühelos agieren zu können. Bei Kurt Rydl (Maximilian) tut zwar die Stimme intonationsmäßig nicht mehr immer das, was sie sollte, wodurch manche Phrase im Nebel ungefährer Tonhöhen verschwamm, aber seine Bühnenpräsenz machen das teilweise wett. David Sitka (Hermann) und Christian Drescher (Roller) ergänzten wie der Chor das Ensemble ordentlich.
Oper: "Die Räuber" von Giuseppe Verdi (in deutscher Sprache), Regie: Alexander Schulin, Premiere: 14. 10., Volksoper Wien.
OÖN Bewertung:
Das provinzielle Wien-bashing ist hier in Mode. Fände die Aufführung im Musiktheater Linz statt, bekäme sie Höchstnoten. Wien ist halt nicht Linz, Gott sei Dank.
Die Inszenierung "Der Räuber" war gewöhnungsbedürftig. Die SängerInnen und das Orchester waren sehr gut. Hoffentlich überfordert sich der Tenor nicht. Das Dirigat sehe ich so wie die OÖN-NACHRICHTEN.