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Regie-Gesamtkunstwerk trotzt flacher Musik

Von Michael Wruss, 30. Juli 2014, 00:04 Uhr
Regie-Gesamtkunstwerk trotzt flacher Musik
Jean-Sebastien Bou als "Doktor Kann, ein Arzt" (2. v. l.) in Marc-André Dalbavies Oper "Charlotte Salomon" Bild: APA

Luc Bondy inszenierte in der Felsenreitschule die Uraufführung der Dalbavie-Oper über "Charlotte Salomon".

Dass die Uraufführung von Marc-André Dalbavies Oper "Charlotte Salomon" am Montag in der Salzburger Felsenreitschule ein veritabler Erfolg wurde, lag vor allem an dem sehr homogenen Ensemble und an Luc Bondy, der weit über eine normale Regiearbeit hinausgehend in das Werk eingegriffen hat.

Barbara Honigmann verwendete für das französisch-deutsche Libretto Charlotte Salomons autobiographischen Bildzyklus "Leben? Oder Theater?", um aus den rund 800 teilweise textierten Gouachen die Lebensgeschichte der 1917 in Berlin geborenen jüdischen Malerin nachzuzeichnen. Ein Kaleidoskop von biographischen Blitzlichtern, die weder eine Handlung ergeben, noch wirklich musikalisch verwertbare Texte bereitstellen.

Musik bleibt Untermalung

Man könnte argumentieren, dass ja auch Charlotte Salomon ihre Arbeit als "Singespiel" betitelt hatte, immer wieder Musikstücke erwähnt, die auch ungeschminkt in die Partitur Dalbavies Eingang gefunden haben. Aus dem reinen Zitieren – u.a. von Bizets "L’amour est un oiseau rebelle" oder von Webers "Wir winden dir den Jungfernkranz" etc. – befreit sich Dalbavies Musik erst nach gut einer Stunde, bekommt eine gewisse dramatische Tiefe, bleibt in der Umsetzung jedoch mehr Untermalung, als dass sie selbst die Zügel in die Hand nähme. Zu flach auch für das Thema, bei dem es um den Holocaust und ein beispielgebendes Schicksal geht, das für Abermillionen ermordete Juden steht.

Geniale Sprachkunst

Charlotte Salomon war zwar bereits 16 Jahre alt, als der braune Terror in Deutschland begann, spiegelt aber fast kindlich naiv die Repressalien. Vielleicht deshalb, weil ihrem Vater, einem anerkannten Mediziner und Frontkämpfer im Ersten Weltkrieg, eine gewisse Schonfrist zugestanden wurde. Trotzdem endete ihr Schicksal in den Gaskammern von Auschwitz, und das bedarf dann doch mehr als bloß illustrierender Klänge.

Luc Bondy hat auf einer gigantisch breit angelegten Flucht von Räumen (Bühne: Johannes Schütz) sehr sensibel und gekonnt in Parallelhandlungen inszeniert, die Bilder Salomons als Projektionen in den Ablauf einbezogen und so ein sehr überzeugendes Gesamtkunstwerk geschaffen. Es wurde vor allem durch die geniale Sprachkunst Johanna Wokaleks getragen, die die eigentliche Charlotte Salomon spielte und das Geschehen von außen kommentierte. Marianne Crebassa gestaltete herausragend die autobiographische Phantasiegestalt Charlotte Kann, aus deren Perspektive die Familientragödie begann. Nicht minder beeindruckend: Frédéric Antoun kommen als Amadeus Daberlohn die wenigen wirklich großen sängerischen Momente der Oper zu, und er versteht diese restlos überzeugend umzusetzen.

Anaïk Morel (Stiefmutter), Vincent le Textier (Herr Knarre), Cornelia Kalischt (Frau Knarre), Géraldine Chauvet (Mutter) und Jean-Sébastien Bou (Vater) zeichneten ihre Rollen mustergültig und überzeugten. Eric Huchet beeindruckte als unerbittlicher Propagandaminister. Der Komponist selbst leitete das Mozarteum Orchester, das engagiert und klangschön an die Partitur heranging und so ein wesentlicher Garant für den Erfolg war.

Salzburger Festspiele: Uraufführung: Dalbavies Oper "Charlotte Salomon", 28.7., Felsenreitschule, Termine: 2., 7., 10., 14. 8.

OÖN Bewertung:

 

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