Mindestens zwei Seelen schlagen in der Brust dieses "Faust"-Trios
Mit Johann Wolfgang von Goethes "Faust eins" eröffnete die Tribüne Linz im ehemaligen Eisenhand die neue Saison.
Mut beweist die Tribüne Linz mit ihrer ersten Eigenproduktion der Saison: Goethes "Faust eins", in einer mit Bedacht auf knappe zwei Stunden gekürzten Fassung für drei Darsteller, kurzweilig inszeniert von Cornelia Metschitzer.
Immer wieder fasziniert Goethes in Knittelverse verpackte Zitaten-Schatzkiste, vom Schauspiel-Trio mit bewundernswerter Textsicherheit geöffnet. Man gönnt ihm diese Glanzrolle von Herzen: Rudi Müllehner lässt zwei Seelen in Fausts Brust schlagen – den scheuen Theoretiker, zu dem die bieder-beige Robe passt, und – mit funkelnd-stechendem Blick wie ein Adler, der sich in die Lüfte schwingt – den irrend nach Höherem Strebenden. Wie beiläufig unterschreibt er den Teufelspakt, den ihm Mephisto im Kassabon-Format unterbreitet: Torsten Hermentin ist ein aalglatter, hämisch grinsender Verführer. Julia Frisch gelingen ihre Rollen-Sprünge von der wollüstigen Hexe (mit ihren Handpuppen-Tieren) zum unschuldigen Gretchen, dem der Gürtel plötzlich zu eng ist. Eindringlich lässt sie die Verzweiflungstäterin in Apathie versinken. Für das Bühnenbild genügen einfache Requisiten: Ein mobiles Gerüst ist Bett wie Kerker oder lässt Faust um sich selbst kreisen. Licht- und Klangeffekte – wie ein dissonanter Gitarrenakkord – sind weitere einfache, aussagekräftige Gestaltungsmittel. In Auersbachs Keller outen sich die Darsteller als Rockband: teuflisch gut.
"Faust eins": Goethes Tragödie, gekürzt und inszeniert von Cornelia Metschitzer, Tribüne Linz, Premiere am 17. 9.,
OÖN Bewertung: 4 von 6 Sternen
Termine: 20., 26. 9.; 3., 14., 30. 10. jeweils 19.30 Uhr; 21.10. , 15 Uhr, oder für Klassen auf Anfrage: 0699 / 11 399 844, www.tribuene-linz.at