"Life": Wenn das Alien unter die Haut kriecht
Film-Kritik: Ein guter, mit Horror aufgepeppter Science-Fiction-Film.
Entdeckung, Kampf, eine Lektion für die überhebliche Menschheit, Ende. Das ist das klassische Muster von Alienfilmen wie "Life". Doch dieser Film schafft ein Kunststück. Er bleibt der Vorlage treu und belebt sie ideenreich.
Ort des Geschehens ist die internationale Raumstation. Es ist gelungen, Proben vom Mars dorthin zu bringen. Geschafft hat das der Cowboy-Astronaut Rory Adams, gespielt von Comic-Film-Star Ryan Reynolds ("Deadpool") – in einem Space-Stunt. Es lohnt sich aber, diese typische Zurschaustellung männlicher US-Überlegenheit im All auszusitzen. Denn was kommt, ist angenehm anders. Der Beweis für außerirdisches Leben ist kein dunkles, aggressives Monster, sondern ein Einzeller, den Biologie Hugh Derry (Ariyon Bakare) aus dem Staub filtert. Ein winziges Etwas, das er aufweckt. Unter Staunen der Sicherheitschefin Miranda North (Rebecca Ferguson) und Bord-Arzt David Jordan, Hollywood-Star Jake Gyllenhaal.
Spiel auf dem Klavier der Angst
Der (noch) unbekannte Regisseur Daniel Espinosa nutzt diese Vorlage perfekt, die ihm die "Deadpool"-Autoren Rhett Reese und Paul Wernick geschenkt haben. Er inszeniert das All, sonst bloß Ort von Ohnmacht und Furcht, als Paradies eines zauberhaften Geburts-Mythos. Und legt so den Nährboden für den Horror, von dem jeder weiß, dass er kommen muss. Natürlich wird aus dem Zellchen, das sie Calvin taufen, eine Heimsuchung, die Espinosa in einem feinen Mix aus Schock-Szenen und sich gemächlich ausbreitenden Urängsten walten lässt. Calvin wächst, hat Hunger wie ein wildes Tier, jagt. Die ISS wird zum Labyrinth des Todes.
Jedes Teil, das ein Bein streift, könnte ein Tentakel sein , das in Körper eindringt – Clavin frisst von innen nach außen. Schutzanzüge werden Zwangsjacken, Schlafkojen zu Särgen. Inhaltlich wie darstellerisch liegt es an Gyllenhaal und Furguson, den Kahn vor dem unkaputtbaren Alien zu retten. Sie liefern ein starkes Kammerspiel des Schreckens. Ihre Mimik lässt den animierten Calvin zu Teilen gar alt aussehen.
Trotzdem: Als Ganzes ist der Film erfrischend neu gedacht.
Life: USA 2017, 126 Min., Regie: Daniel Espinosa
OÖN Bewertung:
Trailer: