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In aller Stille zum Erfolg

Von Reinhold Gruber, 25. Mai 2018, 07:04 Uhr
In aller Stille zum Erfolg
Bild: Richard Haughton

Loreena McKennitt hat sich lange rar gemacht. Weil es Wichtigeres zu tun gab. Jetzt kehrt die Musikerin mit "Lost Souls" wieder zurück. Warum sie zwölf Jahre darauf warten ließ und weshalb sie Facebook den Rücken gekehrt hat.

Ich bin auf einer Farm aufgewachsen, da bin ich es von klein auf gewohnt, mit den Vögeln aufzustehen", sagt McKennitt und lacht, als sie "was ist los?" zu früher Morgenstunde zum vereinbarten Gespräch erreicht. Die 61-jährige Kanadierin, die seit mehr als 30 Jahren mit ihrer mystischen, irisch-keltisch beeinflussten Musik weltweit Menschen begeistert, beweist in der Folge, dass sie wirklich ein Morgenmensch ist.

"Lost Souls" ist das erste Album mit neuen Songs seit zwölf Jahren. Was ist da passiert?

Loreena McKennitt: Die kurze Antwort ist, dass dies das Leben so schreibt. Ich bin Mutter und verfüge zudem nicht über die traditionelle Art, einen Manager zu haben, der sich um meine musikalischen Anliegen kümmert. Ich bin also mein eigener Manager und das hat letztlich zu einem Engpass geführt, weil die Dinge, die zu tun waren, einfach langsamer gingen.

Und die längere Antwort?

Als ich 2006 das Album "An Ancient Muse" veröffentlicht habe, war ich auf Tournee, habe bis 2008 viele Konzerte gespielt. Dann wurde meine Mutter schwer krank und ich habe viel Zeit mit ihr in ihren letzten zwei Lebensjahren verbracht. 2011 ist sie gestorben und ich wollte mit meiner Band wieder Konzerte spielen, aber ich war nicht so eifrig dabei, ein neues Album zu schreiben. Dann reiste ich nach Indien, nach Rajasthan, um das nächste Kapitel meines Lebens zu erforschen. Es war eine unglaubliche Reise der Inspiration.

Inwiefern?

Ich begann, mit anderen Musikern zu spielen, mit ihnen zu üben, Erfahrungen zu sammeln. Gleichzeitig gab es immer wieder Diskussionen, was neue Songs betrifft. Aber ich fand dafür keine Zeit. So habe ich irgendwann zu meinen Kollegen gesagt, dass es da eine Menge Lieder gibt, die über die Jahre entstanden sind, aber niemals zu den Alben gepasst haben, die ich in der jeweiligen Zeit aufgenommen habe. So habe ich eine Zusammenstellung dieser Stücke aus der Vergangenheit und ein paar neuen Liedern gemacht, die sich wie verlorene Seelen angehört haben. In diesem Moment war mir klar, dass "Lost Souls" der richtige Titel für diese Lieder ist.

Hört man also auf "Lost Souls" die Erfahrungen, die du in den vergangenen zwölf Jahren gemacht hast?

Ja und nein. Das älteste Stück auf dem Album, "The Ballad Of The Fox Hunter", habe ich 1988 geschrieben. Einige andere Lieder stammen aus den 1990er-Jahren. Ich habe sie immer wieder hervorgeholt, wenn ich an einem Album gearbeitet habe, aber es fand sich nie der passende Rahmen dafür. Sie haben für mich nie in das jeweilige Projekt gepasst. Deshalb habe ich sie liegen gelassen. So gesehen habe ich diese Lieder in den vergangenen 30 Jahren verloren, um sie jetzt wieder zu entdecken.

Auf "Lost Souls" ist also das Beste aus dem unveröffentlichten Repertoire von dir zu hören?

Ja, das ist gut. Ich sollte mir überlegen, dass du meine Pressetexte schreibst (lacht).

Gerne. Zurück zu den gar nicht so neuen Songs. Was mich überrascht, ist, dass sie hervorragend zusammenpassen, obwohl sie in so unterschiedlichen Phasen deines künstlerischen Lebens entstanden sind. Offenbar bist du die Konstante?

Über die Jahre hat sich die Musik natürlich weiterentwickelt. Als ich 1985 mein erstes Album aufgenommen habe, dauerte das eine Woche und kostete 10.000 Dollar. Heute bin ich viel mehr in der Lage, das gesamte Arrangement im Auge zu haben. Das mag dazu führen, dass sich der Sound sehr ähnlich anhört, aber für "A Hundred Wishes" habe ich sehr viele Arrangements gemacht.

Apropos Wünsche: Wie viele dieser in den 1990er-Jahren formulierten 100 Wünsche sind in Erfüllung gegangen?

(lacht) Das ist eine großartige Frage, auf die ich keine Antwort habe. Ich weiß es nicht.

Deine Musik ist traditionell, spielt mit Folk-Elementen und verführt in aller Ruhe zum Zuhören. Ist dies dein Ziel?

Die meisten Musiker werden sagen, dass sie solche künstlerischen Ziele haben. Auch wenn ich mir vorstellen könnte, wie Menschen auf kreative Arbeit reagieren könnten, so habe ich niemals davon geträumt. Als der Folk in mein Leben kam, war es für mich nicht möglich, die Musik zu spielen, ohne die sozialen oder wirtschaftlichen Hintergründe zu verstehen.

Du hast dich von Facebook abgemeldet und verzichtest damit auf mehr als 500.000 Follower, die du hattest. Warum dieser Schritt?

Ich muss sagen, dass ich nie einen privaten Account hatte, sondern Facebook nur für mein Künstler-Leben genutzt habe. Ich wollte ein Zeichen gegen die Überwachung, vor allem aber gegen die Unterwanderung der Demokratie setzen. Denn, wenn wir uns ehrlich sind: Facebook ist doch nur die Spitze des Eisberges.

HINTERGRUND

Vorfahren: Loreena McKennitt ist Kanadierin, hat aber irische und schottische Vorfahren. Die Mutter der 61-Jährigen war Krankenschwester, der Vater Viehhändler. Als Kind wollte Loreena Tierärztin werden, zog aber dann die Musik vor.

Neue CD: „Lost Souls“ nennt sich das erste Werk seit zwölf Jahren, auf dem Loreena McKennitt neue Songs veröffentlicht. Es sind Lieder aus unterschiedlichen Epochen ihrer Karriere, die nie zu anderen Alben passten.

Debüt: „Elemental“ markierte 1985 den Startschuss ihrer Karriere. Stärkere weltweite Aufmerksamkeit löste Loreena McKennett dann ab 1991 mit ihren Alben „The Visit“, „The Mask And The Mirror“ und „The Book Of Secrets“ aus.

15 Millionen Alben hat die Kanadierin im Lauf ihrer Karriere, die sich über drei Jahrzehnte spannt, weltweit verkauft. Ihr 1997 erschienenes Album „The Book Of Love“ war das kommerziell erfolgreichste, hielt sich 61 Wochen lang in den US-Charts und schaffte es dort bis auf Platz 17. Für ein Folk-Album mit mystischen Texten ist das eine Auszeichnung.

 

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