Einladende Enthüllungen, fantastische Farbwelten
Ab heute schärfen zeitgenössische Arbeiten von Ingeborg Strobl und Béatrice Dreux im Linzer Lentos den Blick für Details und ästhetische Ebenen.
Ingeborg Strobl: Im großen Saal im ersten Stock sind die Exponate dieser etablierten Künstlerin arrangiert. In Vitrinen, auf Sockeln, an Wänden gruppieren sich von ihr gesammelte Objekte, kleine Zeitungsausschnitte, von ihr geschaffene Drucke, Fotografien, Aquarelle, Collagen, Videos oder frühe Keramiken und Porzellanwerke. Was sich nach viel anhört, gestaltet sich in der Offenheit des Raumes als geschickt reduzierte, pure Anordnungen. Das tut den Arbeiten aus allen Schaffensphase Strobls sehr gut – und damit dem Betrachter.
Ein Beispiel: Auf der Standfläche eines Sockels versammeln sich Hasenfiguren. Auf dem Sockel selbst wiederholt sich das Motiv eines toten, gehäuteten Hopplers. Ein heftiger Gegensatz zu der detailreichen Lieblichkeit oben. Dank der Weitläufigkeit des hellen Raums bleibt dem Betrachter aber Platz, um im übertragenen Sinne zu atmen, in ein Meer an Assoziationen einzutauchen. Und in die Haltung der Künstlerin, jene eines kritischen Menschen. Strobl beobachtet die Welt mit einem gefühlvollen Blick, der Manipulationen freilegt – seitens der Konsumwelt, der Medien, sozialer Dogmen (Perfektion). Strobls Hasen zeigen, dass dieses Tier immer etwas ist: Beute, Zoo-Objekt, Werbe-Ikone. Den Hasen, wie er tatsächlich ist, veranschauliche noch am ehesten die Wissenschaft, sagt sie. Eine ihrer diffizilen Kombinationen dekonstruiert sogar ihr eigenes Leben – eine nahbare Künstlerin in allen Belangen.
Béatrice Dreux: Während Strobls Werk zum Herantasten, zum Erbauen neuer Perspektiven einlädt, überwältigen die Arbeiten der in Wien lebenden Französin im Untergeschoß mit ihrer energiegeladenen Farbkraft. Die Werke (2014–2016) sind großformatig, getragen von mäandernden, kreisförmigen Linien aus Punkten (Öl, Acryl auf Leinwand), in sattem Rosa, Violett, Türkis, Grün. Dieses Zusammenspiel von Intensität und Filigranem, das auch Kunstlaien nicht unberührt lassen wird, leistet ebenso der Inhalt. Dreux beschäftigt sich mit archaischen Motiven, Frauenbildern ("Medea"), Göttlich-Ikonischem. Kraftvoll wie zart.
Starke Pünktchen: Ausschnitt aus Béatrice Dreux' Werk "Persona with moon"
Kunst der Geräusche
Raum Lentos: Unerwünschte Klänge, genauer gesagt das bei Konzerten oft hörbare "Kabelknacken", arrangiert die Niederösterreicherin Julia Tazreiter im "Raum Lentos" zu einem angenehm tröpfelnden Hörerlebnis. Für einen Abstecher dahin sollte man sich genügend Zeit nehmen.
Die drei Lentos-Schauen:
Ingeborg Strobl: bis 18. 9.
Julia Tazreiter: bis 18. 9.
Béatrice Dreux: bis 2. 10.
Di–So: 10–18 Uhr, Do 10–21 Uhr, Mo: zu, www.lentos.at