Ein Parolenfeuerwerk, das nicht zündet
Köcks "Kudlich – eine anachronistische Puppenschlacht" im Theater Phönix.
Die Texte des gefeierten Steyrer Dramatikers Thomas Köck sind dermaßen klug, aber artifiziell, dass sie kein Hudeln gestatten. Warum hetzt also Regisseur Marco Storman das Ensemble des Wiener Schauspielhauses durch Köcks Siegerstück der Theaterallianz (Zusammenarbeit von Theater KOSMOS Bregenz, Schauspielhaus Salzburg, klagenfurter ensemble, Theater Phönix Linz, Schauspielhaus Wien und Grazer Theater am Lend)? Am Mittwoch fand nach der Uraufführung im November in Wien die Premiere im Linzer Theater Phönix statt.
Das Stück selbst will keines werden. Es hebt 1848 als Parolenfeuerwerk an, als Hans Kudlich die Bauern aus der Leibeigenschaft befreit. Es mäandert in die Gegenwart und wieder zurück. TV-Moderatorin Arabella und Schlagersänger Gabalier tauchen genauso auf wie Büchner. Das Publikum gerät mitten in den Wahlkampf des überehrgeizigen Wenzel Bumsti Hofer (Peter Elter), Frauke P. Kickl (Katharina Haudum) assistiert ihm. Frei von Subtilität und gestelzt verhandeln die der Realität albern ausgestanzten Figuren, wer denn nun die Marionetten der Mächtigen sind. Kudlich (Nicolaas van Diepen in zuckerlrosa Bluse) war bloß ein Etappensieger, Neoliberalismus bedeute die neue Knechtschaft. Turbokapitalismus hält mit Rechtspopulismus Händchen und schubst uns der Apokalypse entgegen. So, so! Dem stimmt das Publikum gerne zu, sofern es schlüssig gearbeitet ist. Die Schauspieler bleiben verdächtig, nicht zu wissen, wovon sie da reden – Köcks Sprachkraft ertrinkt in Hast, Bühnenmusik und tuntigem Getue van Diepens. Viel Wirbel, wenig Spiel – das Stück ist besser als diese Inszenierung.
"Kudlich – eine anachronistische Puppenschlacht" von Thomas Köck, Regie: Marco Storman, Theater Phönix: 19. Februar, Termine: 21., 22., 23. April, Info/Karten: www.theater-phoenix.at, Tel: 0732/666500.
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