Als Sting an einem kolumbianischen LSD-Frosch leckte
Über seine Rolle als Vater, das sterbende Musik-Business und die nach ihm benannte Laubfrosch-Art sprach Sting im OÖN-Interview vor seinem Auftritt auf Burg Clam.
"So, Sie sind also mein erstes Opfer?", witzelte ein gut gelaunter Sting beim OÖN-Interview kurz vor seinem Auftritt vor 9000 beim OÖN-Konzertsommer auf Burg Clam.
OÖN: Schon allein die Vorstellung, mit meinem Vater monatelang auf Tournee zu gehen, bereitet mir Magenschmerzen. Wie bewältigen Sie und Ihr Sohn Joe die Situation, ohne dass Sie sich am Ende leidenschaftlich hassen?
Sting: Wer sagt denn bitte, dass er mich nicht leidenschaftlich hasst (lacht)? Es ist wundervoll, dass er mit an Bord ist. Als Joe ein kleiner Bub war, war ich ja ständig unterwegs und quasi nie daheim. Dass er jetzt mit mir auf Tournee geht, ist ein kleiner Versuch, dies wiedergutzumachen. Ich wünschte, ich wäre ein besserer Vater gewesen. Jetzt probiere ich das. Ich bin sein Vater, Bandleader und Vorbild.
Erkennen Sie sich in ihm wieder, wenn Joe mit Ihnen zusammen auf der Konzertbühne steht?
Ja, schließlich sind 50 Prozent seiner DNA von mir. Dass die Kinder von Musikern selbst Musiker werden, ist nicht außergewöhnlich. Ein Tischler kann seinen Kindern beibringen, wie man Möbel herstellt. Ich kann meinen Kindern Musik lehren. Musik ist eine Kunstform, die man vererben kann. Das ist ein schönes Gefühl.
Ihre neue Platte "57th & 9th" haben Sie in Hell’s Kitchen eingespielt. Mark Twain hat gesagt: "Wenn du es schaffst, New York deinen Stempel aufzudrücken, bist du ein gemachter Mann." Haben Sie der Stadt Ihren Stempel aufgedrückt, oder hat New York Spuren bei Ihnen hinterlassen?
Beides! New York ist zu meiner Heimat geworden. Mir gefällt das Drama, das diese Stadt verkörpert. Ich habe ein sehr nettes Apartment. Es gibt aber Dinge, die nachdenklich stimmen: die Sandler, die auf der Straße leben müssen, die vielen Armen. Ich sage immer: New York ist eine Insel vor der Küste Amerikas, aber nicht wirklich Amerika. Wenn Sie nach New Jersey fahren, fühlt sich das wie ein anderes Land an. Das ist Trump-Land!
Fühlen Sie als Künstler eine Verantwortung, gegen das Ausmaß an politischer Dummheit, das wir erleben, Ihre Stimme zu erheben?
Es ist wichtig, Donald Trump nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu widmen, als er ohnehin bekommt. Die Sache ist banal, vollkommen dämlich und beschämend für die USA. Es dreht sich nicht mehr um politischen Diskurs, sondern nur noch um Klatsch. Ich verschwende nicht viele Gedanken an ihn. Ich bin ja kein Amerikaner, sondern Brite.
Das Musik-Business ...
... ist vollkommen im Arsch! (lacht).
Ich wollte "... durchläuft fundamentale Veränderungen" sagen.
Das Business ist tot, die Musik sehr lebendig. Ich habe dafür auch keine Lösung. Die Menschen verstehen Musik nicht länger als Kunst, sondern als nebenher konsumierbares Allerweltsprodukt. Wie Kaffee.
Im Jahr 2000 spielten Sie zum ersten Mal hier auf Burg Clam. Erinnern Sie sich noch daran?
17 Jahre, echt? Hier zu sein ist wie eine kleine Zeitreise. Clam hat einen archaischen Gothic-Flair, besonders der dunkle Wald. Toll!
In Kolumbien wurde eine Laubfrosch-Art nach Ihnen benannt. Was ist das für ein Gefühl?
Das ist ein interessanter Frosch. Wenn man an seinem Rücken leckt, erlebt man einen psychedelischen LSD-Rausch. Ich hab’s ausprobiert. Das LSD-Ding finde ich passend für einen Rockstar-Frosch!
Weitere Konzerte: Am 13. 9. gastiert Sting in Rankweil, tags darauf in der Wiener Stadthalle.
Lässiges Greatest-Hits-Programm
Nicht nur körperlich (diese Muskeln!) zeigte sich Superstar Sting bei seinem Clam-Auftritt am Dienstagabend in ausgezeichneter Form. Vor 9000 Fans lieferte der Brite einen 22 Songs starken Auftritt, der kaum Wünsche offenließ. Vom Auftaktsong "Synchronicity II" bis zur letzten Zugabe "Fragile" spannte der 65-Jährige mit seiner extrem kompakt agierenden Band (inklusive Sohn Joe Sumner, der auch das Vorprogramm bestritt) einen äußerst geschickt konzipierten Bogen über seine Karriere.
Gleich neun Police-Klassiker
Gleich neun The-Police-Klassiker, die bekanntesten Solo-Hits, dazu die drei, vier besten Songs des aktuellen Albums "57th & 9th" – fertig war die Fanherzen zum Pumpern bringende Mischung! Die Höhepunkte? Ein locker-lässiges "Englishman In New York", knackige Versionen von "Every Little Thing She Does Is Magic" und "So Lonely" sowie die Tränenzieher-Schmachtfetzen "Fields Of Gold" und "Shape Of My Heart". Das doch eher schleißige David-Bowie-Cover "Ashes To Ashes" hätt’s dafür nicht zwingend gebraucht. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau.
War beim Konzert und kann nur unterstreichen war ein super Abend mit super Musik.
am LSD-Frosch lecken. Denkt ja nichts Böses....