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20 Jahre alt und schon "Echo Klassik"-Gewinner: Dominik E. Wagner

Von Karin Schütze, 26. Jänner 2018, 08:04 Uhr

In den hinteren Orchesterreihen wirkt er meist im Verborgenen. Warum es der Kontrabass als Soloinstrument schwer hat, hat Dominik Emanuel Wagner Karin Schütze verraten. Am 21. März ist der junge Wiener in der Landesmusikschule Ried/Innkreis im Trio zu erleben.

Weil der Bass "einfach cool" sei, hat er ihn als Kind für sich entdeckt. Ein Gespräch über ein verkanntes Instrument und über den Alltag eines vielreisenden Musikers mit schwerem Gepäck.

Percussionist Martin Grubinger hat gesagt: "Einen Bassisten erkenne ich bereits von Weitem, das sind ganz spezielle Menschen: eher reduziert, zurückhaltend, theoretisch denkend und analysierend." Trifft etwas davon auf Sie zu?

Theoretisch denkend und analysierend auf jeden Fall. Zurückhaltend trifft auf viele Bassisten zu, auf mich vielleicht nicht unbedingt.

Sie haben Cello gelernt und sind mit zehn Jahren umgestiegen. Warum?

In dem Alter denkt man nicht groß über so etwas nach, ich hab’ damals auch nicht gedacht, dass ich das einmal professionell machen werde. Ich fand’s einfach cool. Mittlerweile finde ich, dass das Instrument viele Stärken hat. Man kann so viel damit machen, so schöne Kantilenen (Melodiebögen, Anm.), es kann so voll und rund klingen.

Man kennt den Bass eher von den hintersten Orchesterreihen. Ist der Bass als Solo-Instrument verkannt?

Leider total. Es kommen immer wieder Veranstalter und gute Musiker und fragen: "Ja, kannst du einen ganzen Abend spielen, geht das vom Repertoire her?" Natürlich kann man, aber es ist noch nicht bekannt und anerkannt. Es ist noch nicht lang her, dass das Instrument solistisch entdeckt wird. Aber es entwickelt sich, es gibt immer mehr Bassisten, die toll spielen können. Ich bin mir sicher, in 50 Jahren wird der Bass auch als Soloinstrument ein bisschen mehr anerkannt sein, hoffe ich.

Hat das mit der Literatur zu tun?

Es gibt eigentlich relativ viel Literatur, aber leider nicht von bekannten Komponisten wie Tschaikowsky oder Brahms, weil es damals kaum wirklich gute Bassisten gab, für die Komponisten hätten schreiben können. Den Kontrabass wie wir ihn haben gibt es vielleicht 250 bis 300 Jahre. Schule, Technik, Instrumente, Saiten mussten sich erst entwickeln. In der Romantik war Stillstand, es gab nur einen großen Bassisten, Giovanni Bottesini, der hat für sich selber geschrieben. In der Klassik gab es eine große Kontrabass-Schule in Wien, die aber mehr noch in die Richtung Gambe ging. Haydn hat ein Kontrabass-Konzert geschrieben, die Noten sind aber leider bei einem Bibliotheksbrand abhanden gekommen. Trotzdem gibt es in der Klassik mehr als 40 Konzerte. Heutzutage schreiben immer mehr für Solisten auf dem Kontrabass.

Warum ist der Solobass einen Ganzton höher gestimmt?

Es sind auch andere Saiten. Die Solo-Saiten müssen mehr strahlen, mehr Helligkeit, Wärme und Obertöne haben. Vom Prinzip her kann man es vergleichen mit B- und A-Klarinette.

Worauf spielen Sie?

Ich habe zwei Instrumente. Für Solo einen alten italienischen Bass aus Mailand, der vor circa 200 Jahren gebaut wurde, wahrscheinlich von Luigi Bajoni. Für Kammermusik spiele ich ein neues Instrument von Horst Grünert (deutscher Geigenbauer, Anm.), der hat eine totale Brillanz im Ton. Oft ist es so ein Einheitsgebrumm im Bass. Jetzt wird noch ein Fünfsaiter gebaut, fürs Orchester.

Als Musiker reisen Sie viel. Wie geht es Ihnen, wenn Ihr Instrument im Flugzeugbauch ruht?

Das Reisen ist leider sehr, sehr unangenehm. Ich versuche, solange es irgendwie geht, mit dem Zug zu fahren. Mit dem Nachtzug, wo ich mir zwei Betten nehme. Beim Fliegen kommt der Bass in einen Extra-Kasten. Aber wenn man das Gepäck fünf Meter runterschmeißt, wie auf manchen Flughäfen, ist der Bass kaputt. Ich erkundige mich immer vorher bei Bassisten, die schon einmal dort waren, ob man dorthin fliegen kann oder nicht. In Wien oder auf den großen Flughäfen in Europa und den USA ist es überhaupt kein Problem. Wenn man bei einem Festival irgendwo spielt, sind sehr oft auch sehr gute Instrumente vor Ort oder Bassisten, die gute Instrumente dabeihaben. Oft fliege ich ein paar Tage vorher hin.

Weitere Eigenschaften von Bassisten sind also: hilfsbereit und kollegial?

Sehr oft schon. Da sind die Bassisten oft sehr, sehr nett.

Sie haben heuer den renommierten "Echo Klassik" gewonnen. Was bedeutet Ihnen so eine Auszeichnung?

Das ist ein sehr interessanter Preis für mich. Man muss konkret selber gar nichts dafür tun. Wenn man eine CD hat, wird man von einem Label vorgeschlagen. Und natürlich ist es eine Ehre und eine große Freude. Das zeigt auch, dass der Bass langsam anerkannt wird. Bis jetzt hat nur einmal ein Kontrabass-Ensemble einen Echo Klassik bekommen.

Ihre erste Solo-CD erscheint bald. Worauf darf man sich freuen?

Ich habe im September den Bradetich-Wettbewerb in den USA gewonnen, ein Teil davon ist eine CD-Aufnahme. Ich freu mich drauf, aber da kann ich offiziell noch nicht viel dazu sagen.

Die Carnegie Hall steht auch an?

Genau, das wird 2019 sein. Es wäre ganz praktisch, wenn es bis dahin die CD schon gibt.

In Oberösterreich sind Sie im Trio zu erleben, Sie spielen den Cello-Part. Die Werke sind also arrangiert?

Das mach ich selber. In der Besetzung Kontrabass, Klarinette, Klavier hat es, bis wir gespielt haben, gar nichts gegeben. Unser Programm besteht ausschließlich aus Arrangements und Stücken, die für uns geschrieben worden sind. Da muss man immer schauen, wo man was stehlen kann (lacht) – ich schau mir Klarinetten-Trios an, die original mit Bratsche oder Cello sind und passen. Solange man die musikalische Aussage auf ähnlichem Niveau wiedergeben kann, ist es nicht verwerflich, ein Stück zu bearbeiten, finde ich. Man kann viel, aber natürlich nicht alles machen.

HINTERGRUND

Konzert: Am 21. März ist Dominik E. Wagner mit dem Pianisten Maciej Skarbek, Vera Karner und dem Programm „Gassenhauer-Gassenbauer“ in der Reihe Jeunesse in der Landesmusikschule Ried/I. zu Gast. Auf dem Programm: u. a. Trios von Beethoven, Brahms und Bruch wie Duette von Georg Breinschmid. 19.30 Uhr, Karten: 07752 901-330 oder Mail: ried@jeunesse.at.

Leben: Dominik Emanuel Wagner, geboren 1997 in Wien, begann mit fünf Jahren auf dem Cello und stieg mit zehn auf den Kontrabass um. Er studierte in Wien und Nürnberg und spielt in Orchestern, Kammermusik, u. a. mit Klarinettistin Vera Karner und als Solist.

CD: „Gassenhauer-Gassenbauer“ heißt auch die erste CD, die 2016 gemeinsam mit Vera Karner und Pianistin
Aurelia Visovan beim Label Berlin Classics
erschienen ist, mit Werken von Beethoven, Bottesini, Wolfram Wagner u. a.

Der Kontrabass: Sein Name leitet sich von der Kontra-Oktave ab, deren Töne er erzeugen kann. Gestimmt sind die vier Saiten meist in Quarten (‚E – ,A – D – G). Im Orchester werden auch fünfsaitige Kontrabässe für Töne bis zum Kontra-C verwendet. Die Noten werden oft eine Oktave höher notiert, um viele Hilfslinien zu umgehen.

 

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