Zu sehr reduziert auf Sexualität
Der Film "Touch me not" hat den Goldenen Bären in Berlin gewonnen, mitten in der Vorstellung haben einige den Kinosaal verlassen. Beides ist zu verstehen.
Das Langfilmdebüt der rumänischen Regisseurin Adina Pintilie ist eine mutige, sehr intime Sicht auf verschiedene Spielarten von Sexualität, vor allem im Hinblick darauf, keinen dem Mainstream entsprechenden Körper zu haben und nicht dem üblichen Mann/Frau-Bild zu entsprechen. Der in klinisch-kühlem Weiß inszenierte Film versetzt mit der häufigen Frage "Wie fühlt sich das an?" den Zuseher in die voyeuristische Situation von Psychotherapiesitzungen. Wer will das schon zwei Stunden lang? Die Kamera kommt den Darstellern sehr nahe: Mitgefühl, Interesse, Neugier, auch Ekel – alles ist zulässig.
Am eindringlichsten präsentiert sich, der an spiraler Muskelathropie leidet, sich nicht bewegen kann und sich fühlt "wie ein Gehirn, das herumgetragen wird" – und am Ende Tröstliches sagt: "Ich hoffe, ich kann deine Sichtweise ändern. Und dass du dich an deinem Körper erfreuen kannst, jeden Tag."
Die Themen Liebe, Begehren, Selbstachtung, Selbstbewusstsein in allen denkbaren Varianten – ist wichtig, hier aber zu sehr auf Sexualität reduziert. (sin)
Kino: "Touch ne not", Rom/D/Cz/Bg/F 2018, 130 Min.
OÖN Bewertung: