"I’m A Bad Guy": Adolf Schandl – der nette, alte Gewaltverbrecher
Kino: Dokumentation von Susanne Freund über den Stein-Ausbrecher und Karlau-Geiselnehmer.
"I bin’s, der Präsident" – der legendäre Satz ist im November 1971 gefallen, ausgesprochen vom damaligen Wiener Polizei-Präsidenten Josef Holaubek zu zwei Ausbrechern aus der Justizanstalt Krems/Stein, die nach dreitägiger Flucht zur Aufgabe überredet werden konnten. Der Dritte aber, Adolf Schandl, konnte erst 14 Tage später verhaftet werden. Nun hat Susanne Freund einen Film über den inzwischen 82-jährigen Schandl gedreht. Und der hinterlässt Zwiespalt. Zu Beginn sieht man den charmanten, alten Herrn zum Lied "Tie Me Kangaroo Down" selig lächelnd singen und tänzeln. Er hält sich mit Gymnastik und Schwimmen in Schuss, pflegt seinen Körper, putzt penibel seine Wohnung. Er ist körperlich und geistig fit, sehr diszipliniert, kommuniziert viel mit Gott. Und er erzählt von seinem Leben. "Ich war ein Opfer der Justiz", sagt er, der 40 Jahre im Gefängnis verbracht hat.
Der große Traum: Australien
Bis 32 war er unbescholten, dann verübte er Bank- und Raubüberfälle. Lange Gefängnisaufenthalte, unterbrochen von Fluchtversuchen und Prozessen, folgten. Er hat sich immer ungerecht behandelt gefühlt, hätten doch andere ärgere Verbrechen begangen und dafür weniger Häfnjahre ausgefasst. Vor sechs Jahren wurde er entlassen. Faktum ist: Er war ein Gewaltverbrecher und Geiselnehmer, hat Menschen verletzt. Er sagt zwar, er habe gesühnt, aber so etwas wie Reue ist dem alten Herrn nicht anzumerken. Sein großer Traum, nach Australien zu reisen, bleibt ihm wohl verwehrt. Denn einen Vorbestraften mit 40 Jahren Häfn-Vergangenheit lässt Australien nicht einreisen…
Es ist eine filmisch gut gemachte und kurzweilige Doku. Vielleicht aber doch ein wenig zu viel Ehr’ für Adolf Schandl.
Kino: "I’m A Bad Guy", A 2017, 92 Min.
OÖN Bewertung:
Termine: Morgen, 15. Mai, um 18 Uhr wird der Film im Programmkino Wels gezeigt, anschließend Gespräch mit Filmerin Susanne Freund. Um 20.30 Uhr läuft der Film im Moviemento Linz, anschließend Gespräch mit Susanne Freund und Schandls ehemaliger Sozialarbeiterin Andrea Fetz.