Mit Helmi, Quaxi und Co. durch die Kinderstube
Man mag es glauben oder nicht: Die österreichische Kultur hat mich mitgeprägt – wie andere Schweizer Spätsiebziger und Frühachtziger auch. Um genau zu werden: Was bei mir und „meiner“ Generation einen Eindruck hinterlassen hat, ist das österreichische Fernsehen. Neben dem Angebot der schweizerischen SRG war das ORF-Programm eines der wenigen importierten und importierbaren Kulturgüter für heranwachsende Schweizer.
Ja, wir wurden zwar mitten in die Fernsehkinder-Ära hineingeboren, aber noch am Vorabend der Privatsender-Inflation. Und so stammen die für die kindliche Prägephase wichtigen Identifikationsfiguren fast alle aus dem österreichischen Fundus. Wir sind die „Generation Am-Dam-Des“. Zähle ich meine damaligen Helden aus dem Schweizer Fernsehen auf (besser: die, an die ich mich erinnere), so ist das Ende der Liste rasch erreicht: Da war zunächst „unser“ Fridolin, der in einem Glashaus wohnte (friedlich, ohne Steine zu werfen und unvoyeuristisch). Oder das Duo „Franz und René“, das oft auf seinem Tandem unterwegs war.
Dagegen sind meine österreichischen TV-Stars aus Kinderzeiten zahlreicher: Clown Enrico, der nichts sagt und viiiiiiiiel lieber singt; Ingrid, die „Am-Dam-Des“ moderierte; Lizzy Engstler mit ihrem „Wurli“, dann Quaxi der Frosch aus MiniZiB (heute will es mir nicht dämmern, warum ich mich damals für die Wettervorhersage in Österreich interessierte); Helmi, mein verkehrspädagogischer Frühheld; und das beste Duo von allen: Kasperl und Pezi-Bär. Doch auch mit Fremdproduktionen aus aller Herren Länder half das österreichische TV-Programm mit, regnerische Tage zu überbrücken. Später hielt es uns dann ebenso erfolgreich von Hausaufgaben ab.
Nun denn: Die elterliche Obrigkeit saß zu jener Zeit immer noch am längeren Off-Hebel. Ungeachtet dessen ist aber unsere Generation unter dem Einfluss von „Am-Dam-Des“ und Co. dennoch nicht ganz so schlecht geraten. Und was mich angeht, würde das Kind im Manne auch heute noch lieber mit Quaxi, Enrico und Pezi die freien Nachmittage verbringen als mit Pokemons und Teletubbies.
Vielleicht noch zur Ehrenrettung der Schweizer Kinder-Pop-Kultur: Auch die Schweizer haben ihren Kasper. Noch heute schmunzle ich, wenn ich die verstaubten Kassetten wieder in Betrieb nehme und die guten alten Chaschperli-Geschichten Revue passieren lasse. Mit Schwyzerdütsch-Wörterbuch auch für Österreicher sicherlich hörenswert.
Andreas Kaufmann aus der Schweiz ist Gastredakteur der OÖN
ein guter Artikel...