Vom Rollstuhl auf die Rennstrecke: Engeljähringer als Titel-Hamster
47-jähriger Frankenburger holte mit seinem Team den Sieg bei den 24-Stunden-Rennen.
Gustav Engeljähringer mag keine Hitzeschlachten. "Ich fahre in Dubai lieber in der Nacht, wenn’s kühler ist", sagt der Frankenburger. Und erklärt: "Wegen eines gebrochenen Halswirbels kann ich nicht schwitzen." Der 47-Jährige sitzt seit einem Verkehrsunfall 1994 im Rollstuhl. Und startete heuer im Schweizer Hofor-Racing-Team mit vier Kollegen – Martin Kroll, Michael Schrey, Michael Fischer und Bernd Küpper – in einem BMW M235i Racing bei der Internationalen 24-Stunden-Rennserie. Die Strecken waren durchwegs anspruchsvoll: Dubai, Silverstone, Imola, Portimao, Barcelona, Spa und Austin/Texas. Engeljähringer und seine Kollegen gewannen alle Rennen.
Als Lohn hamstert der 47-Jährige einige Titel: 24-Stunden-Europameister der Klasse Cup 1 (Mannschafts- und Fahrereinzelwertung), Teamsieger "Championship of the Continents" usw. Klingt kompliziert, ist auch so.
Der 333 PS starke und 1340 Kilogramm schwere Renn-BMW wurde für Engeljähringer adaptiert. "Mit einer ganz gewöhnlichen Hand-Bedienung um 2000 Euro", sagt der Transportunternehmer. Den Griff drehen bedeutet "Gas geben", den Hebel nach vorne drücken "bremsen". Und mit dem Daumen kann der Querschnittgelähmte die Gänge wechseln. "Früher war ich auf die Automatik angewiesen, die aber nicht immer schnell geschaltet hat. Das hat Zeit gekostet." Zeit, die der Rennfahrer nun nicht mehr vergeuden muss.
Eine Fahr-Sequenz dauert eine Tankfüllung lang. Im Schnitt sind die 85 Liter nach 1,5 Stunden verheizt. Ein "Einwerfer" ("Er ist 2,0 Meter groß und hat eine Figur wie Arnold Schwarzenegger", so Engeljähringer) hebt den Oberösterreicher beim Boxenstopp in den Renn-BMW und holt ihn nach seiner Session auch wieder heraus. Das kostet fünf bis zehn Sekunden mehr, denn er muss meine Beine am Fahrerkäfig festschnallen", sagt der 47-Jährige. "Die würden sonst im Fußraum herumkullern."
Auf einem Simulator daheim im Keller bereitet sich der Frankenburger auf die Rennen vor, eigens trainieren muss er nicht. "Mein Training beginnt mit dem Aufstehen, wenn ich in die Dusche rolle", sagt der Rollstuhlfahrer, der nächste Saison eine Klasse höher, in der GT3, starten wird.