Vielfalt, Breite und Stärke
400 Firmen aller Größen kooperieren im Kunststoffcluster. Voran steht ein Dutzend stark gewachsener Leitbetriebe.
Die Vielfalt und Breite macht die Stärke der Kunststoffbranche in Oberösterreich aus. Ihr gehören kleine technische Dienstleister ebenso an wie große Produzenten von Konsumgütern, etwa die Greiner-Gruppe mit Zentrale in Kremsmünster und mehr als 9000 Mitarbeitern in der ganzen Welt. Aber auch Greiner ist mit seiner großen Produktpalette ein Beispiel für die Vitalität der Branche.
In Oberösterreich findet sich die gesamte Wertschöpfungskette versammelt, angefangen beim großen Rohstoffhersteller Borealis Polyolefine in Linz. Die Borealis AG mit Sitz in Wien setzt mit 6500 Mitarbeitern 7,7 Milliarden Euro um. Der Kunststoff-, Chemie- und Düngemittelhersteller Borealis gehört zu 64 Prozent dem OMV-Kernaktionär IPIC mit Sitz in Abu Dhabi. Die restlichen 36 Prozent hält die OMV.
Von Maschinen bis Endprodukten
Besonders stark ist ob der Enns der Bau von Kunststoffmaschinen und von Werkzeugen. Betriebe wie der Weltmarktführer für Spritzgussmaschinen, das Familienunternehmen Engel in Schwertberg, ermöglichen es Verarbeitern in der ganzen Welt, aus petrochemischen Rohstoffen hochwertige Endprodukte zu erzeugen. Während Engel seit Jahrzehnten am Weltmarkt mitmischt, wächst der Innviertler Anlagenbauer Fill immer stärker in dieses Segment hinein. Der Grund ist die enge Nachbarschaft zu FACC, dem weltweit agierenden Erzeuger von Flugzeugteilen.
Die FACC hat ihre Wurzeln im Bau von Kunststoffskiern bei Fischer in Ried. Dort wurden auch Leichtbauteile aus Kunstfaser für die Autoindustrie entwickelt und erzeugt. Die Firma SGL-Benteler übernahm die Produktion und betreibt heute bereits zwei Werke im Bezirk Ried. Das Innviertel wurde so innerhalb von 20 Jahren zu einem Zentrum der Kunststofftechnik. Ein Senkrechtstarter ist auch starlim//sterner in Marchtrenk: Der Produzent von Silikon-Produkten, von Dichtungen für Automobilteile bis hin zu Schnullern, hat in Österreich bereits 650 Mitarbeiter, 1100 weltweit. Das Unternehmen erzeugt nicht nur die Endprodukte, sondern fertigt auch die Werkzeuge für seine Großserien selbst.
Eine Erfolgsgeschichte ist auch jene des Autozulieferers Polytec im benachbarten Hörsching. International hat die AG bereits zwei Dutzend Werke. Sie beliefert die meisten großen Autokonzerne.
Rechtzeitig sind die oberösterreichischen Kunststoffspezialisten auch auf die Wiederverwertung von Altplastik aufgesprungen. Das Musterbeispiel ist die Firma Erema in Ansfelden, die mit 430 Mitarbeitern in der ganzen Welt für die Lösung von Abfallproblemen sorgt. Ein wichtiger Helfer in der Wiederverwertung ist auch die Next Generation Recycling in Feldkirchen an der Donau. Sie gehört zur Firmengruppe Collin, die von Friedrich Kastner geleitet wird, dem obersten Unternehmensvertreter im Kunststoffcluster (Beiratssprecher).
Forscher sichern Zukunft
Zur Erfolgsgeschichte der Branche tragen technische Büros und vor allem die Forscher an den Fachhochschulen und an den Kunststoff-Instituten der Kepler Universität in Linz bei. Diese Sparte auszubauen, war eine wichtige Entscheidung in der oberösterreichischen Bildungspolitik. Die Kompetenz der wissenschaftlichen Mitarbeiter und Absolventen ist der wichtigste Garant, dass die Unternehmen auch in der Zukunft an der internationalen Spitze mitspielen werden.