Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Haslacher zelebriert in Frankreich die hohe Kunst der Seidenweberei

Von Susanna Sailer, 14. November 2020, 00:04 Uhr

Franz J. Ippoldt, einer der raren Experten für historische Seidenstoffe, wünscht sich eine Heimkehr in die Heimat.

Wer durch die originalgetreu rekonstruierten Paraderäume des Residenzschlosses in Dresden schlendert, bewundert unweigerlich auch eine Meisterarbeit von Franz J. Ippoldt. Der gebürtige Haslacher, der seit 25 Jahren im französischen Dorf Rozier-en-Donzy westlich von Lyon lebt, hat den Goldbrokat an den Wänden des Prunkschlafzimmers in mehr als zehnjähriger Arbeit gefertigt.

Ippoldt (55) ist Seidenweber, der sich darauf versteht, Fragmente historischer Seidenstoffe zu analysieren und aus den daraus gewonnenen Erkenntnissen ein neues Webstück nach historischem Vorbild zu rekonstruieren. Europaweit gibt es nur noch eine Handvoll an Experten, die dieses Handwerk exzellent beherrschen. Ippoldts Expertise ist weltweit gefragt.

Haslacher zelebriert in Frankreich die hohe Kunst der Seidenweberei
Franz J. Ippoldt mit Freude bei der Arbeit ... Bild: f.j.ippoldt

Zu seinen Kunden zählen Königshäuser, Museen, die Haute Couture und betuchte Kenner historischer Seidenweberei. Wer die Pagodenburg im Münchner Schlosspark Nymphenburg besichtigt, stößt genauso auf Ippoldts Arbeiten, wie im Wilanow-Palast in Warschau oder im Schloss Rheinsberg nordwestlich von Berlin.

Es ist wohl kein Zufall, dass Ippoldts Wurzeln in der Textilhochburg Haslach liegen. Obwohl sein Vater, der kürzlich an Covid-19 verstorben ist, ein ganz anderes Handwerk in siebenter Generation ausübte: Er war Fleischhacker. "Ich habe die Liebe zum Handwerk von Papa geerbt. Er war auf seinem Gebiet ein Künstler. Ich hantiere halt mit Seiden und Goldfäden, aber mit der gleichen Liebe und Hingabe", sagt Ippoldt.

Haslacher zelebriert in Frankreich die hohe Kunst der Seidenweberei
.... 2013 mit Cousine Sarah, Mutter Hannelore und Vater Franz Bild: f.j.ippoldt

Die Weberei erlernte er als Jugendlicher in einer Fachschule in Salzburg. Später zog es ihn für dreieinhalb Jahre in ein Zentrum für historische Textilien nach Florenz. Dort lernte er seinen Mentor, den Werkstättenleiter Thierry Favre, kennen. "Er hat mich in die hohe Schule der Seidenweberei eingeführt. Allerdings waren die ersten drei Wochen hart. Ich hatte blutige Füße, weil ich so patschert war", erinnert sich Ippoldt. "Denn Webstühle können gigantische Bestien sein und sind zugleich wunderschöne Skulpturen."

Haslacher zelebriert in Frankreich die hohe Kunst der Seidenweberei
Franz J. Ippoldt an einem seiner sieben Handwebstühle in seiner Werkstatt... Bild: f.j.ippoldt

Sein Mentor war es auch, der Ippoldt sein gesammeltes altes Material samt Webstühle zum Teil aus dem 19. Jahrhundert übergab, damit dieser sich selbständig machen konnte. Den idealen Platz zum Arbeiten fand er in Rozier-en-Donzy, einem Ort mit uralter Webertradition. Er entdeckte ihn vor 25 Jahren, als er dorthin fuhr, um alte Webermaschinen zu kaufen.

Herzensprojekt für Haslach

"Dennoch bleibe ich im Herzen Haslacher. Von dort beziehe ich meine ganze Energie", sagt Ippoldt. Sein Herzenswunsch ist, seine Werkstatt nach Haslach oder ins nähere Umfeld umzusiedeln. Ippoldt möchte das größte Zentrum Europas für historische traditionelle Weberei gründen. Es soll eine Produktion entstehen, um dort sein Wissen weitergeben zu können. "Denn nur im Tun ist das handwerkliche Verständnis da, wie es tatsächlich geht", meint er. Um seinen Traum zu verwirklichen, sucht er Investoren.

Haslacher zelebriert in Frankreich die hohe Kunst der Seidenweberei
Historischer Seidenstoff vom Feinsten Bild: FJ IPPOLDT
mehr aus Karriereportraits

Der Hörforscher: Mit nur 38 Jahren Professor an der TU München

Wieso sich das Stift Schlägl einen Wirtschaftsdirektor von außen holt

"Ich fühle mich mit dem Rucksack ebenso wohl wie im Fünfsternehotel"

Eine Leondingerin setzt sich in Brüssel für alte Obst- und Gemüsesorten ein

Autorin
Susanna Sailer
Susanna Sailer
Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Die Kommentarfunktion steht von 22 bis 6 Uhr nicht zur Verfügung.
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen